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Mit neuer Beweglichkeit zurück nach oben

"Ganz am letzten Zacken bin ich noch nicht angekommen", sagt Dominik Paris. Der vierfache Kitzbühel-Sieger äußert auch Kritik an den Doppelabfahrten.

Mit neuer Beweglichkeit zurück nach oben Foto: © GEPA

Das verschmitzte Grinsen im Gesicht von Dominik Paris ist zurück, der Ultner Dialekt im Zielraum wieder lauter zu hören.

Der Triumphator in 22 Ski-Weltcuprennen stand nach einer sieglosen vergangenen Saison in diesem Winter als Gröden-Gewinner wieder ganz oben auf dem Podest und fühlt sich bereit, seine Kitzbühel-Bilanz mit bisher vier Siegen weiter aufzupolieren. Im Sommertraining lag der Fokus auf Beweglichkeit. "Denn Kraft habe ich genug", meint der 34-Jährige.

Etwas musste sich ändern, erzählt der mit sich hadernde Paris in Kitzbühel und blickt zurück. "Irgendwann Mitte der Saison explodiert dann fast der Kopf, weil man nicht mehr weiß, soll man links oder rechts gehen, vor oder zurück. Wo soll man den Hebel ansetzen?", schildert Paris seinen Gemütszustand vor einem Jahr.

Die Beweglichkeit wiedergefunden

Bei Materialtest im Frühjahr bekam er wieder das Gefühl, gefunden zu haben, was er suchte. Ins Vorbereitungsprogramm brachte er neuen Schwung, denn das viele Krafttraining über all die Jahre habe ihn irgendwann ein bisschen steif werden lassen. Die Geschmeidigkeit fehlte.

"Daher habe ich mich mehr auf funktionale Sachen konzentriert. Dass der Körper wieder voll einsatzfähig und beweglicher ist. Das hat ganz gut gefruchtet." Auch die Vorbereitung auf Schnee inklusive Riesentorlauf-Einheiten sei okay gewesen.

Beim Speedauftakt in Gröden gewann Paris die zweite Abfahrt. Bormio ging daneben, in Wengen aber zeigte der Südtiroler als Fünfter und Dritter in den Abfahrten und zudem Vierter im Super-G auf.

"Wengen war von den Resultaten her super, aber von der Zeit her gesehen fehlt da schon noch ein Stück. Ich glaube, dass bei mir noch Luft nach oben ist, es ist schon noch Potenzial. Ganz am letzten Zacken bin ich noch nicht angekommen. Ob ich das nochmals komme, ist eine andere Frage." Aber freilich eigne sich Kitzbühel dazu, beantwortet er eine entsprechende Frage und fügt das ihm typische tiefe Lachen hinzu.

"Du bewegst dich am Limit"

Auf der Streif bekommt er zweimal die Chance, die Freude über Doppelabfahrten hält sich bei ihm aber in Grenzen. In Kitzbühel solle man sich auf jeden Fall überlegen, den Super-G wieder reinzunehmen. Eine spektakuläre Hahnenkammabfahrt von ganz oben und ein Sieger pro Jahr seien genug.

"In Kitzbühel bewegst du dich am Limit. Zweimal so an die Grenzen zu gehen, fördert das Risiko eines Sturzes." Auch könne das Doppel zu einem Prestigeverlust beim Klassiker führen.

Waren im adaptierten Weltcupkalender im Oktober bereits zwei Kitzbühel-Abfahrten zu finden, so bekam Wengen aufgrund der vielen wetterbedingten Absagen zu Saisonbeginn eine Abfahrt dazu.

Die schweren Verletzungen des Schweizers Marco Kohler, des Franzosen Alexis Pinturault und des Norweger Aleksander Aamodt Kilde bei Stürzen am Lauberhorn eröffneten die Debatte darüber, wie gefährlich der überladene Kalender ist.

"Wir haben gleich viele Wochenenden und an die sechs Rennen mehr. Das geht nicht", sagt Paris. Der Kalender fordere den Athleten alles ab, irgendwann werde das zu viel."Es ist tragisch, wie viel passiert ist. Wir können lange darüber diskutieren. Für den einzelnen Athleten ist es wichtig, dass er fit und bereit ist. Denn er geht ans gleiche Limit wie in der Woche vorher."

Er schaue, dass er mit sich selbst im Klaren und konzentriert sei. "Man darf nicht so viel nach hinten denken, dann lässt die Leistung nach."

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