Manuel Feller steht endlich wieder am obersten Podest-Treppchen!
Nach fast drei sieglosen Jahren, vielen zweiten und dritten Plätzen und knappen Entscheidungen gegen ihn hatte der Tiroler zum Saisonauftakt der alpinen Ski-Herren das Glück wieder auf seiner Seite. Wobei dieses Ergebnis nicht wirklich mit Glück, sondern vielmehr mit einer grandiosen Vorstellung - vor allem im ersten Durchgang - zu tun hatte.
Mit beeindruckender Dominanz nutze der 31-Jährige seine gute Startnummer in Lauf eins aus und fuhr der Konkurrenz fast in Hirscher-Manier um knapp eine Sekunde davon.
Den großen Vorsprung benötigte er im Finale dann auch, blieb am Ende aber cool und feierte seinen dritten Weltcup-Karrieresieg. Ein rein rot-weiß-rotes Podium mit Feller, Marco Schwarz, und Michael Matt machen den österreichischen Sahnetag perfekt.
Das Ende einer Unserie
Dabei war eine Halbzeitführung für Feller bislang noch nie eine gewinnbringende Strategie gewesen. Schon fünf Rennen nahm er im zweiten Durchgang als Führender in Angriff, jedes Mal fiel der Tiroler dann im Finale jedoch zurück.
ÖSV-Jubeltag! Die Bilder vom Dreifachssieg im Gurgl-Slalom
In der Vorsaison fädelte er im Slalom von Kitzbühel als letzte ÖSV-Hoffnung schon nach wenigen Toren ein und schied aus. Ein Umstand, den Feller naturgemäß nicht ausblenden kann:
"Natürlich spielen sich da Szenarien im Kopf ab, die hat man einfach nicht unter Kontrolle. Aber ich habe immer versucht, mich auf das zu fokussieren, was ich zu tun habe", erklärt er nach dem Rennen im ORF-Interview.
Vor allem vor seinem Teamkollegen war er gewarnt: "Ich habe nach dem ersten Durchgang schon gewusst: Den Blacky (Schwarz, Anm.), den wurmt das, wenn er da eine Sekunde hinten liegt. Das hat man dann im Zweiten auch gesehen."
23 Hundertstel rettete er schließlich ins Ziel: "Für mich unglaublich cool", ist er glücklich, und hält abschließend fest: "Ich glaube, es gibt nichts Schöneres als zu gewinnen - außer zu gewinnen und mit zwei Teamkollegen am Podium zu stehen."
Schwarz: "Slalom immer noch die große Liebe"
Der zweitplatzierte Kärntner bestätigte eindrucksvoll, dass seine Slalomfähigkeiten keineswegs unter denen in diesem Jahr noch härter trainierten Allrounder-Qualitäten leiden würden: "Das war sehr wichtig. Der Slalom war bis jetzt immer meine Lieblingsdisziplin und ist nach wie vor die große Liebe", hält Schwarz fest.
Die Entscheidung, vorzeitig aus Zermatt abzureisen und sich noch ein paar Tage mehr auf den Slalom zu konzentrieren, stellte sich als goldrichtig heraus. Dennoch bekräftigte er ein weiteres Mal, wo die Reise in Zukunft hingehen soll: "Natürlich wird es jetzt schon auch Richtung Speed gehen."
Für die Überraschung des Tages sorgte aber der drittplatzierte Matt. Nach einer sportlich schwierigen vergangenen Saison sowie einem erneuten Skimarken-Wechsel rechneten wenige mit einer derartigen Leistungsexplosion, auch wenn die letzten Trainings positiv stimmten.
Mit Startnummer 27 zu Platz 17 und im zweiten Durchgang schließlich aufs Podest bewies Matt, dass wieder mit ihm zu rechnen ist: "Es ist sehr viel gehangen an dem Rennen", meinte er danach, "Aber wenn das Gefühl passt und das Material passt, dann sieht man eh, dass gleich ein Sprung nach vorne möglich ist."
Fabio Gstrein kam als Achter ebenfalls in die Top Ten, auch wenn er mit der Klima-Protest-bedingten Unterbrechung im Finale haderte. Dominik Raschner belegte den 17. Platz, Simon Rueland holte als 27. seine ersten Punkte im Weltcup. Adrian Pertl und Strolz schieden nach Einfädlern aus.
Erster Dreifachsieg seit der WM 2019
Einen ÖSV-Dreifach-Triumph hatte es zuletzt bei der WM 2019 in Aare gegeben, als Marcel Hirscher vor Matt und Schwarz gewann - mit Marko Pfeifer als Technik-Chefcoach. Eben jener ist mittlerweile Cheftrainer im ÖSV und von der Leistung seiner Schützlinge begeistert:
"Fast schon kitschig. Eine traumhafte Kulisse, ein super Skirennen. Ich bin gerührt, es macht mich sehr stolz, wie sie Ski gefahren sind", lautete die erste Reaktion.
In der aktuellen Form ist den Österreichern in dieser Saison noch einiges zuzutrauen. Die nächste Siegchance für die Technik-Spezialisten gibt es in Val d'Isere, wo am 9. und 10. Dezember ein Riesenslalom sowie ein Slalom ausgetragen werden.