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ÖSV-Enttäuschung in Sölden: "Es ist scheiße"

Feller und Co. wollen nach Enttäuschung in Sölden nichts schönreden:

ÖSV-Enttäuschung in Sölden: Foto: © GEPA

War doch klar - das werden sich viele Ski-Fans nach dem Weltcup-Auftakt in Sölden denken. 

Im ersten Rennen nach der Erfolgs-Ära von Marcel Hirscher setzt es für die ÖSV-Herrren im Riesentorlauf am Rettenbachferner eine von vielen erwartete Enttäuschung. Bester Österreicher ist Manuel Feller auf Rang zwölf (Rennbericht). 

"Wir wollten das Thema Marcel heute gleich mal selber abschließen, jetzt sind die Zeitungen morgen wieder voll damit", hätte Feller die Pessimisten gerne eines besseren belehrt. "Aber das Ergebnis haben wir uns selber zuzuschreiben", weiß der Tiroler. 

Feller, zur Halbzeit Achter, fiel im Finale nach einem Fehler im Steilhang zurück. Stefan Brennsteiner, Siebenter nach dem ersten Lauf, schied aus. 

"Stefan und ich wollten im 2. Durchgag eigentlich nochmal Gas geben. Wenn es einem von uns beiden aufgegangen wäre, dann wäre es echt ein super Team-Ergebnis geworden. So ist es jetzt natürlich scheiße", spricht Feller gewohnt Klartext. 

Feller: "Das brauchen wir nicht schönreden"

Die Mannschaft hätte sich gut vorbereitet, sagt der 27-Jährige, "aber wir haben es einfach nicht unmgesetzt". Ergebnis des Sölden-RTL>>>

Fellers Rennanalyse fällt schonungslos aus: "Oben war es noch halbwegs ok, im Steilhang habe ich dann überhaupt keinen Rhythmus mehr gefunden. Der Steilhang war einfach schlecht, das brauchen wir nicht schönreden."

Etwas Positives konnte der werdende Vater dem Saisonstart dennoch abgewinnen, er erreichte erstmals in Sölden den 2. Durchgang und holte auf dem Rettenbachferner Weltcup-Punkte. 

Dabei sei die Ausgangssituation vor dem Rennen keine einfach gewesen. "Wenn du mit Startnummer zwölf oben stehst und du der erste Österreicher bist ,denkst du schon: Jetzt musst du Gas geben, weil sich jeder was erwartet."

Zur hohen Erwartungshaltung kamen nach einem heftigen Trainingssturz am Vortag auch noch Schmerzen im Knie. "Am Start war eine gewisse Unsicherheit da, aber unterm Fahren hab ich nicht daran gedacht. Wenn dich die Leute so anfeuern, kann man einfach nicht zurückziehen. Trotzdem war es nicht so einfach nach dem Sturz, aber das sind alles keine Ausreden", stellt Feller klar. 

Feller über Trainingssturz: "Größte Brez'n meiner Karriere"

Brennsteiner: "Stehen nicht gut da"

Auch Brennsteiner will keine Ausreden für sein Ausscheiden im 2. Durchgang suchen. Nach einem guten ersten Lauf mit Rang sieben ("Die Erleichterung war riesig") folgte im zweiten nach einem Innenski-Fehler das Aus. Sein Ausscheiden fixierte das schlechteste Sölden-Ergebnis der ÖSV-Herren aller Zeiten und das schlechteste im Riesentorlauf seit zwölf Jahren.

"Ich bin ein bisschen ungeduldig geworden", muss Brennsteiner zugeben. "Ich habe eigentlich ein gutes Selbstvertrauen aufgebaut in den letzten Wochen, habe es mir bei dem einen Schwung aber nicht zugetraut."

Der 28-Jährige geht mit sich selbst hart ins Gericht. "Ich rede die ganze Zeit von Konstanz und jetzt habe ich es wieder nicht hingebracht. Nichtsdestotrotz werde ich weiterarbeiten, es ist ein Prozess."

2016 hat sich Brennsteiner just in Sölden das Kreuzband gerissen, im Februar 2018 folgte bei den Olympischen Spielen der nächste Kreuzbandriss. 

"Ich habe gewusst, dass ich noch nicht ganz so weit bin, dass ich die ganz Großen ärgern kann", sagt Brennsteiner. "Ich bin ein Kämpfer und mache weiter. Irgendwann werde ich dafür belohnt werden. Weitermachen, es geht schon irgendwann auf."

Gleiches gelte für das ganze ÖSV-Team. "Derzeit stehen wir nicht gut da, leider, aber wir sind besser, als es die Ergebnisliste zeigt." 

Dem stimmt auch Feller zu: "Wir werden weiter Gas geben und dann wird es schon hinhauen."

Mayer besser als Kristoffersen

Zufrieden dürfen am Ende des Tages eher zwei Außenseiter sein. Der zweifache Speed-Olympiasieger Matthias Mayer schlägt sich als 15. und damit noch vor Kristoffersen beachtlich. Der nach mehreren Verletzungen zurückgefallene 2017-Vizeweltmeister Roland Leitinger belegt trotz hoher Startnummer 53 Platz 19.

"Es freut mich brutal! Ich war im RTL schon lange nicht mehr im zweiten Durchgang, dass ich das so runtergebracht habe taugt mir. Ich bin sehr zufrieden mit dem ersten Rennen", sagt Mayer, der in Beaver Creek erneut im RTL antreten will. Danach seien die Planungen noch offen. Aber: "Es macht mir Riesenspaß. Wenn es im RTL nicht so funktioniert, dann macht es auch keinen Spaß und es ist ein extremer Kampf."

Ein Kampf, dem sich die ÖSV-Herren im Laufe der Saison stellen werden. 

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