Es sind Nuancen, die Manuel Feller vom größten Erfolg seiner bisherigen Karriere trennen.
Die Chance war da, am Sonntag im Rahmen des Slaloms von Aspen (zum Rennbericht>>>) den ganz großen Coup zu landen und sich vorzeitig zum neunten österreichischen Slalom-Weltcup-Triumphator der Ski-Geschichte zu küren.
An jenem Sonntag sollte es im Schneetreiben des US-Nobelskiortes aber noch nicht soweit sein - nach einem eher missglückten ersten Durchgang leistete der Tiroler im zweiten Lauf Wiedergutmachung und steigerte sich von Platz neun auf fünf.
Nur Landsmann Johannes Strolz (4.), Routinier Henrik Kristoffersen (3.), Fellers schärfster Kugel-Rivale Linus Strasser (2.) und Tagessieger Loic Meillard hatten im Vergleich mit dem Weltcup-Führenden letztendlich die Nase vorne. Clement Noel, Führender nach Durchgang eins und zweiter Verfolger Fellers im Slalom-Weltcup, fädelte im Finale ein und verabschiedete sich damit auch aus dem Kristall-Krimi.
Feller: "Da kriegt man alle Zustände"
Einen Polster von mindestens 200 Punkten hätte der vierfache Saisonsieger gebraucht, um die kleine Kristallkugel mit zwei verbleibenden Saison-Slaloms frühzeitig einzuheimsen.
Im Anschluss an den neunten Slalom der Weltcup-Saison blieb der 31-jährige Fieberbrunner jedenfalls mit gemischten Gefühlen zurück. Im "ORF"-Interview machte Feller keinen Hehl daraus, dass ihm das nervenaufreibende Kugelrennen doch einiges abverlangt.
"Schönes Gefühl ist das nicht, wenn man so am Start steht, da kriegt man alle Zustände", gestand Feller Nervosität vor dem Start ein. Darauf, dass der große Wurf tatsächlich gelingen könnte, standen die Zeichen laut Feller am heutigen Sonntag von Beginn an schlecht.
"Es waren nicht unbedingt meine Verhältnisse, ich hab mir im zweiten Durchgang sehr schwergetan, im ersten Durchgang hat es sowieso nicht zusammengepasst. Von dem her muss man schon zufrieden sein"
Strasser kämpferisch: "So leicht mache ich es ihm nicht"
Dem verpassten "Matchball" trauerte er allerdings doch ein Stück weit nach, gänzlich schlechtzureden galt es Platz fünf aber dennoch nicht. "Es wäre schön gewesen, das heute abzuhakeln. Jetzt heißt es wieder, mit einem unguten Gefühl am Start zu stehen. Mit einem Top-5-Ergebnis kann man aber schon zufrieden sein."
Seinem ersten Verfolger, dem mit einem Respektsabstand von 169 Punkten auf Platz zwei lauernden Linus Strasser zollte Feller jedenfalls großen Respekt. "Man muss den Hut ziehen vor Linus, er lässt da nicht nach. Als Jäger ist es einfacher, aber Hut ab vor seiner Leistung."
Der Deutsche, der nach Platz sechs im ersten Durchgang als Zweiter noch aufs Podium fuhr, sorgt weiter für einen spannenden Krimi im Slalomkugel-Rennen. Im Anschluss an das Rennen legt der Sieger von Kitzbühel und Schladming mit einer kleinen Kampfansage nach. "So leicht mache ich es ihm nicht. Es ist am papier rechnerisch noch möglich. Entschieden ist es noch nicht, ganz auslassen darf er nicht".
Johannes Strolz und das grüne Licht im Ziel
Für den besten Österreicher des heutigen Tages gab es heute indes allen Grund zum Jubeln.
Johannes Strolz stand die Freude über sein mit Abstand bestes Saisonresultat ins Gesicht geschrieben. In der Stunde des Erfolges vergaß der Vorarlberger allerdings auch nicht auf die fleißigen Unterstützer hinter den Kulissen.
"Ich habe mir vorgenommen, dass ich im Ziel grünes Licht sehen will, das ist mir aufgegangen. Ich bin im unteren Teil sehr gut Ski gefahren. Kompliment an den Servicemann, wir haben viel weitergekriegt in letzter Zeit und sind auf einem guten Weg", meinte Strolz.
Insgesamt fuhr der ÖSV ein starkes Teamresultat ein. Sieben der acht Österreicher hatten es ins Finale geschafft. Fabio Gstrein landete auf Platz zehn, Dominik Raschner auf 18, Joshua Sturm auf 21, Kilian Pramstaller auf 22 und Michael Matt auf 26.
Für den 21-jährigen Pramstaller waren es in seinem siebenten Weltcuprennen die ersten Punkte, er hatte sich mit Nummer 54 für den zweiten Lauf qualifiziert. "Der erste Durchgang war ein brutaler Kampf, im zweiten war es mit der Nummer eine Wohltat, da runterzufahren", sagte der Lienzer. Adrian Pertl schied im ersten Durchgang aus.