Marcel Hirscher ist zurück!
Zwar ließ sich der achtfache Gesamtweltcup-Sieger beim Saison-Auftakt in Sölden nicht selbst blicken, sein Name war jedoch ebenso in aller Munde wie jener seiner Ski-Marke Van Deer und Henrik Kristoffersen.
Der Norweger sorgte beim Riesentorlauf am Rettenbachferner mit Platz drei hinter Marco Odermatt und Zan Kranjec für einen fast perfekten Weltcup-Einstand von Hirschers Ski-Marke und wohl auch für eine gewisse Erleichterung bei allen Beteiligten.
"Es war schon die große Unbekannte wie unsere Ski hier performen werden", gibt Toni Giger, Ex-ÖSV-Sportdirektor und nunmehriger Geschäftsführer von "Van Deer-Red Bull Sport", zu.
Van Deer startet "von 0 auf 100"
Das Premierenrennen sei "absolut von 0 auf 100" gewesen. "Beim Rennen hat man immer wieder andere Verhältnisse, die man im Training oder beim Testen nur ganz schwer simulieren kann. Es rutschen hier 200, 300 Personen runter, damit hat man eine andere Schnee-Oberfläche", gibt Giger zu bedenken. "Wir sind wirklich optimistisch hergefahren und sind jetzt sehr froh, dass es so gut funktioniert hat."
Nachsatz: "Wir haben natürlich auch einen Topläufer, das darf man nicht vergessen, Henrik ist Weltspitze."
Der Norweger präsentierte sich im Vorfeld des ersten Rennens wahnsinnig optimistisch und entgegnete hartnäckig allen Zweiflern.
"Für mich war es recht interessant, Henrik kennenzulernen. Ich habe ihn immer aus der Distanz beobachten können, er war immer sehr emotional." Dass die Emotion nun in eine so positive Richtung gehe, sei gut. "Ein Athlet, der mit viel Selbstbewusstsein an den Start geht, traut sich viel zu und hat die besseren Chancen, ein gutes Resultat zu fahren."
Kristoffersen: "Es wäre mehr möglich gewesen"
Kristoffersen glaubt, dass noch mehr drinnen gewesen wäre. Zwei Patzer im 2. Durchgang haben dem Slalom-Weltcupsieger der vergangenen Saison eine bessere Platzierung gekostet. "Ohne Fehler wäre der zweite Platz ganz sicher möglich gewesen."
Trotz seines besten Sölden-Ergebnisses (zuvor Fünfter 2020) strebt Kristoffersen schon früh in der Saison nach mehr:
"Das war super, aber es geht besser. Da bin ich hundertprozentig sicher. Wenn man im ersten Rennen mit neuem Material auf dem Podest steht und weiterarbeitet, dann kann man vielleicht ganz viel Spaß in der Saison haben", sagt der 28-Jährige.
"Seit sechs Jahren rede ich nur über diesen Typen. Zuerst muss ich erklären, wie gut er ist. Dann, wie Scheiße wir ohne ihn sind. Und jetzt auch noch, was er für Ski hat."
Den größten Spaß hätten Kristoffersen und Hirscher sicher mit einem Sieg im Weltcup. Dieses Ziel gab der Annaberger bei der Präsentation seiner Ski-Marke vor rund einem Jahr selbstbewusst aus.
Und an diesem Ziel wird von allen bei Van Deer in akribischer Hirscher-Manier gearbeitet. „Am Montag um 9 Uhr gibt es in Annaberg eine Sitzung, eine Analyse, was wir noch besser machen können", erzählt Giger.
Denn der erste Durchgang in Sölden sei noch etwas durchwachsen gewesen. "Marco Odermatt ist in einer eigenen Liga gefahren. Jetzt müssen wir schauen, dass wir gut arbeiten und da auch noch rankommen."
Feller: "Die Fragen nach Hirscher gehen mir auf den Sack"
Eben dieser Odermatt gibt zu, von Kristoffersens Auftritt "auf eine Art" überrascht zu sein. "Er ist sehr gut Skigefahren, hat eine Topleistung gezeigt und dass das Material funktioiniert", späht der Sölden-Sieger natürlich auf die Konkurrenz.
Für Manuel Feller kommt Kristoffersens Podestplatz im ersten Rennen auf dem neuen Material weniger überraschend.
"Henrik ist so ein guter Skifahrer, dem kannst du anschnallen, was du willst. Der kompensiert so viel mit seiner Skifahrerei."
Dann macht der Tiroler den versammelten Journalisten im Zielraum von Sölden in seiner gewohnt direkten Art aber klar, dass ihm das Thema „Hirscher“ schon gehörig auf die Nerven geht.
"Ich bin wirklich froh, dass Marcel dem Sport erhalten bleibt. Was mir aber wirklich auf den Sack geht, sind eure Fragen. Seit sechs Jahren rede ich nur über diesen Typen. Zuerst muss ich erklären, wie gut er ist. Dann, wie Scheiße wir ohne ihn sind. Und jetzt auch noch, was er für Ski hat. Ich mag Marcel wirklich gerne, aber die Fragen über ihn die ganze Zeit, die nerven."
Feller spricht damit vielleicht das aus, was sich andere auch denken. Geht es bei Van Deer und Kristoffersen in dieser Tonart weiter, wird Marcel Hirscher wieder zum Dauerthema im Weltcup werden - auch wenn das nicht allen gefällt.