Ein Wimpernschlag oder umgerechnet eine einzige Hundertstel fehlte Manuel Feller beim Nacht-Slalom in Madonna di Campiglio auf einen Podestplatz. Es wäre der zweite in Folge nach dem emotionalen zweiten Rang einen Tag zuvor in Alta Badia gewesen.
"Die Hundertstel fuchsen ein bisschen", gibt Feller im ORF-Interview zu, "das mit dem vierten Platz habe ich schon öfter gehabt". Die eine Hundertstel müsse man nicht lange suchen: "Schlussendlich habe ich es selber liegenlassen. Ich habe mich oben gleich beim Start schon mal verhaspelt und dann zwischendrin auch nochmal. Der zweite Durchgang war sehr schwierig, da hätte ich auch ausfallen können, ich war ein, zwei Mal knapp dran. Im Allgemeinen war es ein gutes Rennen."
Daher trauert der Tiroler dem knapp verpassten Podestplatz nicht zu sehr nach. "Ich nehme das sehr gerne so an. Ein vierter Platz, wenn mir das jemand vor drei Tagen gesagt hätte, hätte ich ihn dankend angenommen."
Damit spricht Feller wie schon tags zuvor die schwierigen letzten Monate an, in denen er immer wieder von Rückenproblemen zurückgeworfen wurde. Umso größer war die Erleichterung und auch Genugtuung nach Rang zwei in Alta Badia, wo nach dem Rennen im Interview sogar Tränen kullerten.
Feller: "Dafür schäme ich mich"
"Es war sehr berührend, ich habe auch Nachrichten bekommen, dass Leute mit mir vor dem Fernseher geweint haben. Dafür schäme ich mich eh noch immer", sagt Feller.
Dennoch kann der 28-Jährige nun "beruhigt in die Weihnachtspause gehen und den Flow mitnehmen", schließlich geht er als Zweitplatzierter in der Slalom-Wertung ins neue Jahr. Nach zwei Rennen liegt er nur zehn Punkte hinter Leader Henrik Kristoffersen. "Ich kann pushen und bin nicht so ausfallgefährdet. So macht Skifahren Spaß!", resümiert der zufriedene Tiroler.
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Obwohl er seit rund zwei Jahren an Bandscheibenproblemen laboriert, will Feller auch weiterhin die körperlich belastenderen Riesentorläufe bestreiten. Ob er in Adelboden beide RTL vor dem Slalom am 10. Jänner fahren werde, stehe aber noch nicht fest, betont der Technik-Spezialist, der im "Riesen" bisher einen Weltcup-Podestplatz erreicht hat (2.). "Das kommt auf den Körper an, aber ich will den RTL nicht ganz stehen lassen. Ich trainiere auf jeden Fall darauf hin."
Schwarz: "Hätti-täti-wari gibt es nicht"
Nicht ganz so zufrieden zeigt sich Marco Schwarz nach dem Nacht-Spektakel in Madonna. Der Kärntner, der sich in Alta Badia vom zehnten auf den dritten Platz verbessert hatte, muss sich diesmal mit Rang neun zufrieden geben, legte aber erneut ein starkes Finish hin.
"Natürlich ist es ein bisschen ärgerlich, aber mit einem neunten Platz kann ich nicht unzufrieden sein, den nehme ich gerne mit, das sind wichtige Punkte", sagt der WM-Dritte von Aare 2019.
Letztlich fehlten nur 0,24 Sekunden auf einen Podestplatz. "Es war eine enge Kiste, zwei Zehntel schneller und ich stehe auch wieder am Podest", weiß Schwarz. "Aber Hätti-täti-wari gibt es nicht, es ist kein Wunschkonzert - einfach schneller fahren!"
"Aber mit zwei soliden Läufen schaut es gut aus, da bin ich konkurrenzfähig und das will ich im Jänner zeigen", gibt sich der WM-Dritte von 2019 optimistisch. Als nächstes Rennen wartet auf ihn der Slalom in Zagreb am 6. Jänner, die Speed-Bewerbe sind zumindest im ersten Monat des Jahres für den WM-Dritten in der Kombination kein Thema. "Da liegt der volle Fokus auf Slalom und Riesentorlauf."