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Schwarz: "Das Zuschauen ist teilweise brutal"

Einen Monat nach seinem verhängnisvollen Sturz spricht Marco Schwarz erstmals über seine Verletzung, die Herausforderungen am Weg zurück & seine Comeback-Pläne:

Schwarz: Foto: © GEPA

Während sich seine Teamkollegen auf das Nightrace in Schladming (der Slalom um 17:45/20:45 Uhr im LIVE-Ticker >>>) vorbereiten, humpelt Marco Schwarz einen Steinwurf von der Planai entfernt auf Krücken vor die zahlreich versammelte Presse. 

Es ist der erste Auftritt des 28-jährigen Kärntners seit seinem folgenschweren Sturz in der Abfahrt in Bormio am 28. Dezember. 

Die berüchtigte "Kreuzband-Kurve" auf der Stelvio wurde auch dem ÖSV-Star zum Verhängnis, die Saison war beendet, bevor sie überhaupt richtig Fahrt aufnehmen konnte. 

Von einem Moment auf den anderen aus seinem gewohnten Leben herausgerissen zu werden, sei im ersten Moment "brutal", erklärt Schwarz. "Man ist schon sehr in dem ganzen Geschehen drin. Nach der OP bin ich munter geworden und habe gedacht, ich habe die Besichtigung für den Super-G verschlafen. Ich habe dann aber gleich mal gecheckt, dass das sehr nebensächlich ist", erzählt der Kärntner. 

27 Tage nach dem Sturz steckt Schwarz mitten in der Reha, das Comeback fest im Visier. 

Als Abwechslung im harten Therapie-Alltag stattet Schwarz dem Nightrace und seinen Teamkollegen einen Besuch ab, nach dem ersten Durchgang geht es aber wieder heimwärts. 

"Das lange Stehen ist nicht gut für das Knie. Aber ich will die Jungs anfeuern, wenn ich schon da bin", sagt Schwarz selbstverständlich. 

Marco Schwarz über...

...seinen Gesundheitszustand:

Mir geht's aktuell den Umständen entsprechend sehr gut. Die OP ist gut verlaufen. Die Nähte sind jetzt draußen, das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ich bin voll im Reha-Geschehen, zur Zeit wird mir mal nicht fad.

...seinen Sturz:

Es war der Linksschwung, eine leichte Kompression. Dann war der Außenski kurz in der Luft und hat wieder gegriffen, es war ein kurzer Schlag. Dann hat es mir das Knie eingedrückt und bevor ich im Netz war, ist schon alles passiert gewesen. Ich habe gleich gespürt, dass was nicht in Ordnung ist. Es ist dann sehr schnell gegangen.

...eine mögliche Überbelastung als Grund für die Verletzung:

Wir haben uns viele Gedanken mit den Trainern und Physiotherapeuten gemacht, wie wir die Saison angehen. Ich glaube, wir haben einen sehr guten Plan gehabt. Natürlich war es dicht gedrängt, da brauchen wir nicht reden. Aber ich war mental und körperlich voll da. Von dem her kann ich dem überhaupt nicht die Schuld geben. Es waren dann unglückliche Umstände, dass es so ausgegangen ist.

...seinen Knorpelschaden zusätzlich zum Kreuzband- und Meniskusriss:

Bei der ersten Verletzung war es damals Kreuzband und Meniskus, dieses Mal ist der Knorpelschaden dabei. Was ich aus der ersten Verletzung gelernt habe, ist, dass ich geduldig bleibe und Schritt für Schritt gehen muss. Dass vielleicht auch mal ein Rückschritt kommt. Zur Zeit geht's mir sehr gut vom Knie her, in drei Wochen kann ich die Krücken weg tun, dann werden wir schauen, wie das beim Gehen funktioniert. Ich bin guter Dinge. 

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...die Therapie:

Nach der Verletzung war ich eine Woche daheim, da habe ich im Olympiazentrum Kärnten therapeutisch gearbeitet. Zur Zeit bin ich in Innsbruck, wo ich auch beim ersten Kreuzbandriss war. Am Tagesprogramm stehen fünf bis sechs Einheiten Therapie, Wassertherapie und Physiotherapie. Und nebenbei auch schon Training für das gesunde Bein, den Oberkörper und den Rumpf. Wenn die Krücken dann weg sind, fängt erst die richtig harte Arbeit an, um den Muskel wieder aufzubauen. Es ist brutal, wie schnell das zurückgeht. Man arbeitet da über Jahre drauf hin, dass man gescheite Oberschenkel hat und dann ist es binnen zwei Wochen mehr oder weniger wieder dahin. Ich werde mir da jetzt die Zeit geben, das wieder vernünftig aufzubauen. Das dauert jetzt mehrere Monate mit dem Muskelaufbau und der Sehnenanpassung und dann einen sehr guten Ski-Aufbau.

...seine Comeback-Pläne: 

Natürlich habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, wann ich wieder auf Schnee gehen will. Ich will mich aber definitiv nicht hetzen, sondern mir die Zeit geben, bis alles wieder 100-prozentig passt. Beim ersten Kreuzbandriss bin ich nach sechs Monaten wieder auf Schnee gestanden. Jetzt ist die Verletzung ein bisschen anders mit dem Knorpelschaden. Wenn ich bereit bin, will ich es wieder in Angriff nehmen.

...Mentaltraining:

Ich habe die Möglichkeit, einen Mentaltrainer in Anspruch zu nehmen, was ich wahrscheinlich auch tun werde. Aktuell geht’s mir sehr gut vom Kopf her. Natürlich, das Zuschauen ist mühsam. Aber ich habe das schon mal durchgemacht, ich weiß, was die nächsten Wochen und Monate auf mich zukommt. Da habe ich ein bisschen einen Vorteil zur ersten Verletzung, also das hilft mir schon.

...das Zuschauen vor dem TV:

Das ist teilweise schon brutal. Ich habe mir jedes Rennen angeschaut. Das ist natürlich für die Psyche eine Herausforderung, wenn man aus der Saison rausgerissen wird. Das Zuschauen macht nicht Spaß, aber es ist cool, mal die andere Perspektive zu sehen. Speziell was Manu (Feller, Anm.) zur Zeit abliefert, ist cool zum Anschauen. Natürlich, wenn man die Bilder aus Kitzbühel sieht, bei Kaiserwetter und Traumbedingungen, ist es ein bisschen zacher für den Kopf. Wenn man die coolen Bilder im TV sieht und man genau weiß, wie sich das anfühlt, vermisst man es. Aber das gehört zu Verletzungen auch dazu. Ich drücke meinen Kollegen natürlich die Daumen. Aber gerade am Anfang ist das keine leichte Situation.

...den Kontakt zu seinen Teamkollegen:

Ich habe zu den Teamkollegen einen guten Kontakt, war mit ihnen Kitzbühel Abendessen und hier Mittagessen. Der Rest der Skiwelt wird mich, glaube ich, auch nicht so schnell vergessen. Ich habe jetzt mal andere Sachen mit den Therapien im Kopf.

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