Nach dem schweren Sturz des Allrounders Marco Schwarz muss sich das ÖSV-Trainerteam viel Kritik von Experten gefallen lassen.
Kurz nach seinem Slalom-Sieg in Madonna di Campiglio vor Weihnachten endete die Saison für Schwarz wegen einer schweren Knieverletzung durch den Abflug in der Abfahrt von Bormio (Hier nachlesen >>>).
Doch wie viel Mitschuld am Kreuzbandriss des 28-Jährigen trägt eigentlich die Überbelastung durch zahlreich bestrittene Rennen? Diese Frage ist im Ski-Zirkus aktuell ein heißes Thema.
Überbelastung bei Schwarz? ÖSV-Coach entgegnet Kritik >>>
"Total fahrlässig" - Experten sehen Mitschuld bei Trainern
Laut Beobachtern soll Schwarz zwischen Streckenbesichtigung und Rennstart auf der Stelvio zusätzlich Riesentorlauf trainiert haben.
Der einstige Gesamtweltcupsieger Stephan Eberharter bezieht im "Blick" klar Stellung: "Wenn das wirklich stimmt, war das meiner Meinung nach total fahrlässig, weil die Abfahrt auf der Stelvio wesentlich mehr Substanz erfordert als ein Rennen in Lake Louise."
Weiters erklärt er: "Ich hatte in meiner Karriere in der Phase die erfolgreichste Zeit, wo ich besonders großen Wert auf die Regeneration gelegt habe. Aber bei dem Wahnsinns-Pensum, welches Blacky absolviert hat, kommt die Regeneration eben viel zu kurz und Verletzungen sind die logische Folge."
Eberharter hatte sich bereits vor der laufenden Saison gewünscht, dass der Kärntner keine Slalom-Bewerbe bestreitet. Dies ist offensichtlich nicht passiert, zum Ärger des 54-Jährigen: "Dass ein Rennfahrer, der in derart guter Form ist, möglichst viele Wettkämpfe bestreiten will, kann ich irgendwie nachvollziehen. Aber genau deshalb müssten die Trainer einem Athleten aufzeigen, was geht und was nicht möglich ist."
"Spannung komplett weg"
Auch Marc Girardelli hat einen klaren Standpunkt: "Die Trainer sind in meinen Augen mitschuldig an der Verletzung von Marco, weil sie in den letzten Monaten zu wenig Wert auf die Erholung seines Körpers gelegt haben."
Felix Neureuther meint: "Im Nachhinein sind bekanntlich alle schlauer, aber ich habe nach der Abfahrt in Gröden zu Journalisten gesagt, dass Schwarz auf die Rennen in Bormio verzichten sollte, um Kraft für die Klassiker im Januar zu tanken."
Vor allem für das internationale Ansehen des Ski-Sports wäre ein "grandioser Gesamtweltcup-Zweikampf" von großer Bedeutung gewesen, so der Deutsche.
Auch Girardelli zeigt sich wehmütig: "Dieses Duell hätte in diesem Winter die ganze Ski-Welt elektrisiert, doch jetzt ist die Spannung um die große Kugel komplett weg."
Er legt noch nach: "Der großartige Marco Odermatt ist in dieser Wertung nach dem Out von Schwarz derart konkurrenzlos, dass er seinen dritten Gesamtweltcupsieg selbst dann holen wird, wenn er bereits Ende Januar in den Urlaub auf die Malediven fährt..."