Ungefähr eine Minute war Marco Odermatt von einer perfekten Saison im Riesentorlauf entfernt.
Doch plötzlich stand der große Dominator und Halbzeit-Führende beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm neben der Strecke, statt zum zehnten Mal in Folge ganz oben auf dem Siegerpodest. Rennergebnis >>>
"Logisch überwiegen momentan die negativen Emotionen. Wir sind alles Sportler, die gewinnen wollen. Wenn man gewinnen will, muss man riskieren. Dann kann mal ein Fehler passieren. Es war aber ein unnötiger Fehler", sagt Odermatt.
Odermatt: "Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn die Serie woanders gerissen wäre"
Insgesamt zwölf Riesentorläufe hat der Schweizer zuvor saisonübergreifend gewonnen. Der vor Saalbach-Triumphator Loic Meillard letzte Riesentorlauf-Sieger, der nicht Odermatt hieß, war der Kärntner Marco Schwarz am 25. Februar 2023 in Palisades Tahoe.
"Ich hätte gar kein Problem gehabt, wenn die Serie vielleicht in Schladming, Palisades oder Aspen gerissen wäre. Heute war die perfekte Saison das klare Ziel, das hätte auch gut klappen können", sagt Odermatt.
Sein Fehler, der schließlich den Ausfall zur Folge hatte, sei aber nicht dem Druck, die perfekte Saison zu erreichen, geschuldet gewesen.
"Ich fühlte mich super im zweiten Lauf. Ein Fehler kann passieren, bei solchen warmen Bedingungen gibt es diese kleinen Wände hin zum Tor, die Sicht wurde schlecht, die sieht man dann plötzlich nicht mehr. Dann war es ein Fahrfehler. Ich wollte zu schnell beschleunigen und dann ist es passiert", schildert der Schweizer.
Erster Ausfall seit über vier Jahren
Der Ärger über seinen ersten Ausfall seit Dezember 2019 (!) war beim 26-Jährigen aber bald verflogen. Spätestens dann, als er die kleine Kristallkugel küsste.
Zum dritten Mal in Folge heimst Odermatt die RTL-Kugel ein, mit insgesamt 900 Punkten aus zehn Rennen und einem Vorsprung von 432 Zählern auf seinen Landsmann Meillard.
Riesentorlauf-Weltcup - Siegerliste >>>
"Ich bin nicht glücklich mit dem Rennen heute, aber ich bin glücklich mit der gesamten Saison. Die vergangenen neun Rennen im Riesentorlauf waren perfekt", sagt Odermatt über seine fast perfekte Saison.
Feller: "Leid tun braucht er keinem"
Der Ausfall beweist: Odermatt ist doch keine Maschine, sondern Mensch. So lautete der Tenor am Fuße des Zwölferkogels in Hinterglemm, wo sich am ersten Tag des Weltcup-Finales trotz April-Wetters mit Regen und Sonnenschein 12.000 Zuschauer auf den Tribünen und an der Strecke eingefunden haben.
"Er ist auch menschlich. Für den Skisport ist es gut, wenn man sieht, dass er auch Fehler machen kann", sagt Manuel Feller. "Natürlich hätte ich es ihm vergönnt, aber er bekommt wahrscheinlich vier Kugeln. Also Leid tun braucht er keinem."
"Es zeigt, dass er ein Mensch ist. Für mich ist er fast noch einmal eine Stufe gestiegen durch den Ausfall", sagt Stefan Brennsteiner über das Phänomen Odermatt. "Es ist einfach der Wahnsinn, was er die letzten Jahre abgeliefert hat. Er ist unumstritten einfach der beste Riesentorläufer."
8 Jahre später schlägt Gut wieder zu - Alle Gesamtsieger
Endstand im RTL-Weltcup: