Der Riesentorlauf am Sonntag in Sölden wird auch für Michael Pircher zur Feuerprobe. Der Riesentorlauf ist das erste Rennen, seit der ehemalige Erfolgscoach von Marcel Hirscher die kriselnden Riesentorlauf-Herren des ÖSV als Trainer übernommen hat.
Er ist damit auch der erste "Elchtest" für die neue und hoffentlich stabilere Technik, die Pircher gemeinsam mit Hirschers Vater Ferdinand und den Fahrern erarbeitet hat. "Pilot sein und nicht Passagier", fordert Pircher.
Zurück in die "Skischule"
Bezüglich Technik hat man sich seit dem Einstand des Duos, das Hirscher bei dessen einzigartigen Erfolgen gecoacht hatte, vor allem vorgenommen, "eine gemeinsame Sprache" zu finden. "Die Verbesserung der Grundtechnik und deren Stabilisierung ist dem Ferdl und mir ein besonderes Anliegen. Dort galt es, Hand anzulegen und alte Muster aufzubrechen", erklärte Pircher.
Dazu mussten Roland Leitinger und Co. quasi zurück in die "Skischule". "Sehr viel freies Fahren und stangenungebundenes Training war wichtig, um sich die neue und gewünschte Technik anzueignen", so Pircher.
Auch abseits der "Märchenwiese" gerüstet sein
Die "neue" Technik hat laut Pircher vor allem ein Motto: "Der Außenski ist wieder der Chef", machte der Schladminger klar, dass die extremen Carving-Schwünge über den Innenski zwar sehr schnell, aber auch gefährlich sein könnten.
"Vor allem, wenn es dann bei den Rennen Bedingungen hat, die keiner Märchenwiese entsprechen. Da wird es auf dem Innenski gleich mal kritisch."
Hier das richtige Mittelmaß zu finden, sei die Hauptaufgabe, so Pircher. Dabei sei Geduld gefragt. "Das zu verstehen und zu trainieren, ist das eine. Es am Schnee umzusetzen, das andere." Vor allem ältere Athleten liefen Gefahr, in alte Muster zurückzufallen, "wenn es zur Sache geht".
Papa Hirscher eine "Schlüsselfigur"
Die Änderungen seien vor allem über Trainings-Umfänge erfolgt, erklärte Pircher in Sölden. Den anderen Teil habe Ferdinand Hirscher gut im Griff. Nämlich mit den Läufern über Skischultechnik Schwungstabilisierungen zu erzielen sowie ihnen bei ausführlichen Materialtests beizustehen.
"Er gibt da hundert Prozent, ist eisern", sagte Pircher über Hirscher senior. "Es ist bewundernswert, dass er das macht. Wir sind alle sehr froh, dass er bei uns im Team ist. Ich sehe ihn als vollwertigen Trainer", streute Pircher dem 65-Jährigen Rosen.
"Er ist bei uns eine Schlüsselfigur. Denn in der Grundtechnik und beim Material liegt sehr viel Zeit begraben."
Keine Hirscher-Doubles
Mitnichten würden deshalb aber bald alle fahren wie einst Marcel Hirscher. Selbst wenn er davon ausgehe, dass sich Vater und Sohn sicherlich austauschen würden.
"Das kann man nicht über den Kamm scheren. Es geht darum, die stabile Technik so zu beherrschen, wie wir uns das vorstellen. Aber unter Beibehaltung des persönlichen Stils."
Die Erwartungen für Sölden lägen daher auch eher darauf, "zu sehen, wie es gelingt, die neue Technik umzusetzen". In Plätzen ausgedrückt wäre es schön, zwei Läufer in den Top Ten und drei weitere in den Top 30 zu haben.
"Unter dem Strich geht es aber darum, den Hang anzunehmen, Pilot zu sein und nicht Passagier. Dann kommt sicher ein vernünftiges Rennen heraus."