Für die alpinen Ski-Männer beginnt am Wochenende in Adelboden der Monat der Klassiker.
Die Österreicher verteidigen am Chuenisbärgli eine prächtige Bilanz, fahren ihrem ersten Sieg im WM-Winter aber immer noch hinterher. Manuel Feller kehrt als Vorjahresgewinner im Slalom zurück.
Marco Odermatt ist es nach einem Programm-Tausch vorbehalten, das Wochenende aus Schweizer Sicht im Riesentorlauf abzurunden.
Bei den Rennen im Berner Oberland ist Österreich mit 24 Siegen mit Abstand die erfolgreichste Nation. Die Gastgeber-Nation aber wittert Morgenluft, die Sieg-Bilanz (13:24) weiter aufzupolieren. Die roten Startnummern der Disziplinführenden führen mit Loic Meillard (Slalom) und Odermatt (Riesentorlauf) zwei Schweizer aus.
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Die Slalomstatistik von Rot-weiß-Rot in Adelboden ist famos. Die Hälfte der 22 ausgetragenen Rennen wurde zur Beute eines ÖSV-Läufers, seit dem letzten Triumph von Marcel Hirscher 2019 schrieben sich auch Marco Schwarz (2021), Johannes Strolz (2022) und Feller (2024) in die Siegerliste ein. Die zweiterfolgreichste Nation im Slalom ist mit drei Siegen Norwegen.
Erfolglos wie 1992
Vier verschiedene Sieger brachten die fünf bisherigen Slalom-Rennen hervor, der einzige Zweifachsieger ist Clement Noel. Zuletzt triumphierte erstmals der Bulgare Albert Popov. In keiner anderen Disziplin ist die Leistungsdichte so hoch wie aktuell in diesem Männerbewerb.
Besonders schmerzhaft wird das bisher den Österreichern vor Augen geführt, die erstmals seit 1991/92 in den ersten fünf Slalom-Rennen ohne Podestplatz geblieben sind. Damals brach Hubert Strolz im sechsten Rennen in Garmisch mit Platz zwei den Bann, ein weiterer Stockerlplatz kam in der Tomba-Hochzeit in der Folge aber nicht dazu. 1984/85 gelang den ÖSV-Männern erst im zehnten und letzten Slalom der Sprung aufs Podest.
Feller, im Vorjahr noch die Konstanz in Person, schied jüngst in Madonna di Campiglio als absolut Schnellster zum dritten Mal aus. Mit Kitzbühel, Schladming und der Saalbach-WM stehen die Rennen seiner Begierde zwar noch aus.
"Aber es ist natürlich nicht einfach, wenn es vorher nicht funktioniert. Man braucht schon ein gewisses Selbstvertrauen und eine gewisse Lockerheit. Mit Ausfällen kriegt man die nicht", sagte Feller. Er versucht sich an seinem unverändert schnellen Schwung hochzuziehen. "Natürlich ist es nicht einfach, wieder mit voller Attacke draufloszufahren. Aber Angriff ist die beste Verteidigung, das werde ich definitiv versuchen."
"Slalom kann brutal sein"
Auch Schwarz hat sich den Weg zurück an die Spitze einfacher erhofft. "Locker bleiben, das ist das Wichtigste, nicht verkrampfen, auch wenn die ersten Rennen jetzt in die Hose gegangen sind. Es ist ein zacher Weg zurück, aber das werde ich auch meistern."
Die wetterbedingte Disziplinen-Switch kommt ihm entgegen. "Es ist körperlich so vielleicht ein bisschen besser, weil der Riesentorlauf doch sehr fordernd ist."
Auch kaum einer seiner Kollegen erwischte bisher zwei konstant schnelle Läufe. "Der Slalomsport kann sehr schön, er kann aber auch sehr brutal sein. Erfolg und Misserfolg liegen nahe beieinander", stellt Sparten-Trainer Martin Kroisleitner fest. Er machte in Madonna einen Aufwärtstrend aus. "Die Ergebnisse waren dieselben, aber die Leistung war besser."
Odermatt auf Stenmarks Spuren
Odermatt soll diesmal am Sonntag die Massen verzücken. Der Schweizer Überflieger ist in Adelboden seit drei Jahren unbezwungen, am nächsten kam ihm 2022 dabei noch Feller (+0,48 Sek.).
Vier Siege in Folge gelangen bei dem seit 1967 im Weltcup-Kalender stehenden Rennen bisher nur dem großen Ingemar Stenmark (1979–1982). Der Schwede hält mit fünf Triumphen die RTL-Bestmarke, jene im Slalom gehört mit Abstand dem neunfachen Adelboden-Sieger Hirscher (5). Im Riesentorlauf schafften es die Österreicher heuer durch Patrick Feurstein (2.) und Stefan Brennsteiner (3.) jeweils in Val d'Isere aufs Podest.
Wetterbedingt wurden am Mittwoch die Renntage getauscht. Am Samstag ist Schneefall angesagt, am Sonntag soll es sonnig sein. Die Umstellung soll die Chancen auf die Durchführung beider Rennen und die sportliche Fairness erhöhen, hieß es von den Veranstaltern.