"Unglaublich! Wenn mir das heute in der Früh jemand gesagt hätte, hätt ich ihm nicht geglaubt."
Manuel Feller selbst hat nicht unbedingt mit seinem zweiten Platz im Nacht-Riesentorlauf in Schladming gerechnet. Rennergebnis >>>
Vor 17.900 Fans auf der Planai lag der Tiroler nach dem ersten Durchgang sensationell in Führung, am Ende fehlten läppische fünf Hundertstel auf seinen Premierensieg im Riesentorlauf. Diesen vereitelte Marco Odermatt, der von Rang elf noch auf eins raste.
"Ich weiß, wo ich die fünf Hundertstel liegen gelassen hab. Odi hat mir die Möglichkeit gegeben, ihn zu biegen, so einfach macht er es dir normal nicht. Ein bisschen wurmt's mich schon. Aber im Allgemeinen überwiegt die Freude, vor dieser Kulisse hier in Schladming aufs Podium zu fahren", sagt Feller.
Ohne Riesentorlauf-Training aufs Podest
Es ist sein erstes Riesentorlauf-Podest in dieser Saison. Als bestes Ergebnis in dieser Disziplin stand bisher in diesem Winter der elfte Platz von Val d'Isere zu Buche.
Bedenken bezüglich seiner künftigen Startposition fuhren im Nacht-Spektakel im Hinterkopf mit. "Wenn ich auf der Schnauze liege, starte ich beim nächsten Riesentorlauf außerhalb der Top 15", gibt Feller zu bedenken. "Jetzt bin ich sogar unter den Top sieben und muss nicht mehr schwitzen, dass es mich aus den Top 15 raushaut. Das ist schon eine unglaubliche Genugtuung und Befriedigung."
Feller hat aus körperlichen Gründen seit Mitte Dezember kein Riesentorlauf-Training mehr absolviert. Umso mehr war er von der eigenen Leistung im ersten Lauf überrascht, zuckte im Ziel mit breitem Grinsen die Achseln.
"Man muss gewisse Sachen akzeptieren und dann trotzdem das Beste draus machen und das mache ich momentan", sagt Feller in Hinblick auf das fehlende Riesentorlauf-Training, das zuletzt bewusst hinten angestellt wurde.
ÖSV-Cheftrainer Pfeifer: "Wie er das macht, weiß ich auch nicht"
"Hut ab vorm Manu, sensationell", sagt ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer. "Das hätte ich mir nicht erwartet. Ich dachte, wenn wir um Platz fünf, sechs, sieben sind, müssen wir zufrieden sein. Jetzt gewinnt er das fast. Extrem schade, dass er drei Tore vor dem Ziel noch einen Fehler gemacht hat. Aber er fährt eine Mega-Saison."
Ganz erklären kann sich aber auch der Coach die Topform seines Schützlings angesichts der Umstände nicht. "Bei Manu ist immer der Körper und der Geist wichtig. Er kann Skifahren, das ist derzeit stimmig. Wie er das macht, weiß ich auch nicht - aber wurscht", grinst Pfeifer.
Feller: "Es war eine Lotterie"
Zur Halbzeit hat Feller davor noch nie geführt, alle seine fünf Siege sind ihm im Slalom gelungen. Auf dem kurvigeren Kurs des Ex-Abfahrers Peter Fill war der ÖSV-Star im zweiten Durchgang erneut schnell und hat nach einer überstandenen Schrecksekunde im Herzschlagfinale das "schlechtere" Ende.
"Im zweiten Durchgang bin ich dann schon ein bisschen kribbelig am Start gestanden", gibt Feller zu. "Ich bin eigentlich auch einen neuen Ski gefahren und wusste nicht genau, wie der reagiert, wenn es unruhig wird. Von dem her war es ein bisschen eine Lotterie. Aber mein Servicemann hat einen unglaublich guten Job gemacht und ein großer Teil dieses Ergebnisses gehört definitiv ihm."
Ins Ziel getragen wurde Feller nicht nur von seinem perfekt abgestimmten Material, sondern auch von den 17.900 Fans auf der Planai.
"Die Atmosphäre ist ein Wahnsinn. Heute bei der Besichtigung waren fast keine Leute da, das bin ich in Schladming gar nicht gewöhnt. Normal schreien sie schon von links und rechts rein. Als ich im ersten Durchgang dann abgeschwungen bin, waren die Tribünen schon recht voll und im zweiten Durchgang nochmal mehr. Es war eine richtig coole Stimmung", schwärmt der Tiroler. "Ich glaube, dass es morgen nochmal mehr werden, ich freue mich riesig drauf."
Feller: "Dann habe ich ein bisschen was nachzuholen, was das Feiern betrifft"
Am Mittwoch steht der legendäre Nacht-Slalom auf der Planai auf dem Programm (ab 17:45 Uhr im LIVE-Ticker). Am Sonntag in Kitzbühel musste sich der Führende im Slalom-Weltcup mit Platz vier begnügen.
"Ich hoffe, dass ich nochmal alle Kräfte zusammensammeln und zwei gute Läufe zeigen kann. Und dann habe ich ein bisschen was nachzuholen, was das Feiern betrifft. Da ist sich bis jetzt nicht so viel ausgegangen", sagt Feller, der in dieser Saison bereits drei Slaloms gewonnen hat. "Wir haben dann zehn Tage Pause. Aber jetzt liegt der Fokus mal aufs Rennen morgen."
Odermatt nach RTL-Krimi in Schladming: "Ich hoffe, Feller macht es im Slalom" >>>