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Quo vadis, Weltcup? Die heikle Umgestaltung des Kalenders

Mehrere USA-Trips in einer Saison gelten als umstritten - ÖSV-Präsidentin Stadlober regte einen Nordamerika-Block im November/Dezember an. 

Quo vadis, Weltcup? Die heikle Umgestaltung des Kalenders Foto: © GEPA

Nächste Station: Kranjska Gora. Der alpine Ski-Weltcup der Männer ist an diesem Wochenende zurück in Europa, und die meisten sind heilfroh darüber.

Aspen hat sich als Ausrichter nicht bewährt - ob und wann das US-Ressort wieder im Kalender auftaucht, ist offen. Zwei Nordamerika-Reisen waren schon in diesem Jahr hinsichtlich der Umweltbilanz kritisiert worden. Das wirft einen Blick darauf, wie schwierig eine für alle Seiten vorteilhafte Umgestaltung des Kalenders sein wird.

Hoffnung auf mehr US-Fans

Wetterpech, eine eher "einfache" Strecke, mangelhafte Infrastruktur, eine schludrige Organisation, dazu eine überschaubare Zuschauermenge. Dass die drei Rennen in den Rocky Mountains (von denen eins wetterbedingt abgebrochen wurde) genau das nicht waren, was FIS-Präsident Johan Eliasch damit bezwecken wollte, lässt sich kaum wegdiskutieren.

Dieser verfolgt nämlich das Ziel, mehr Fans aus den USA für den Weltcup-Spitzensport zu begeistern.

Anfang März seien die Ressorts dort besser frequentiert und das Grundinteresse höher als im November oder Dezember, hatte der Brite zu Saisonbeginn behauptet. Eine Woche vor Aspen machte der Weltcup noch im Februar auch in Palisades Tahoe in Kalifornien Station.

Die Technik-Events dort waren zwar besser organisiert und laut Veranstalter ausverkauft, wurden aber gleichermaßen von Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen.

Stadlober bezieht Stellung

"Ich glaube, dass es nicht Sinn macht, zweimal so nach Amerika zu reisen", sagte ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober während der Alpin-WM in Méribel. Der notwendige Aufwand sei logistisch "ein Wahnsinn, finanziell ein Wahnsinn", stellte sie fest. "Wenn ich alle Nationen kumuliere, glaube ich, ist das ein siebenstelliger Betrag Mehrkosten. Und ich habe nicht begriffen, wer den Mehrwert hat", meinte Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann.

"Ich habe immer gesagt, dass wir das unterstützen, wenn es ein schlüssiges Konzept gibt. Aber ich habe das Konzept nie gesehen, wieso und warum."

Vision von Ex-ÖSV-Chef Schröcksnadel

Die Vision von Eliasch ist, den alpinen Skisport auf eine Stufe mit globalen Sportarten wie Tennis, Golf oder die Formel 1 zu heben. Dafür müsse man auch in anderen Weltregionen als in Europa präsent sein. Weltcups in China sind wohl nur eine Frage der Zeit, bleibt noch die Fantasterei von Indoor-Bewerben in Skihallen.

"Das war eine Idee, die von (Ex-ÖSV-Präsident; Anm.) Peter Schröcksnadel sehr forciert wurde", erklärte der streitbare Unternehmer. "Eine Sommer-Serie im Slalom in Hallen zu veranstalten. Man könnte in Dubai fahren, man könnte nach Oslo gehen, es gibt welche in London, in den Niederlanden."

Klimaschutz im Fokus

Gleichzeitig hat Eliasch mehr Augenmerk auf den Klimaschutz versprochen. Das in Einklang zu bringen, erscheint wie die Quadratur des Kreises, da die langen Flugreisen den größten Brocken in der CO2-Bilanz verursachen.

Einig sind sich nahezu alle, dass der Saisonstart künftig später erfolgen und sich konsequenterweise auch das Saisonende etwas nach hinten verschieben wird. Um dem Faktum Rechnung zu tragen, dass die Schneesicherheit vor Weihnachten künftig immer weniger und an nur sehr hoch gelegenen Standorten gegeben sein wird.

Vorschlag von Nordamerika-Block

ÖSV-Frontfrau Stadlober regte vor Kurzem an, mehrere Weltcup-Destinationen in den USA nacheinander abzuklappern. "Wir wissen, dass in Nordamerika von Oktober bis Dezember einfach gute Bedingungen sind. Es funktioniert, dann machen wir halt drüben den ersten Block", sagte sie. Das würde zumindest die transatlantischen Flüge reduzieren - allerdings auch etablierte Veranstalter wie Val d'Isere, Gröden und Alta Badia vor den Kopf stoßen.

"Das Thema ist natürlich ein 'heißes Eisen', da jedes Land sein traditionelles Rennen hat, das mit viel Herzblut verteidigt wird. Aber man muss heutzutage in diese Richtung denken dürfen", verdeutlichte BOKU-Professorin Ulrike Pröbstl-Haider vom Institut für Landschaftsentwicklung.

Mehr Reisen = weniger Regenerationszeit

Ein weiteres Problem: Durch die vermehrte Reisetätigkeit - Stichwort Jetlag - würden die Möglichkeiten der Aktiven, zwischen den Wettkämpfen ausreichend zu regenerieren, weiter schwinden.

"Hier wäre es nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch der mentalen Gesundheit der Athletinnen und Athleten, den Rennkalender zu überdenken", sagte Pröbstl-Haider in der aktuellen Ausgabe des ÖSV-Magazins "Ski Austria".

Vielleicht wäre weniger also tatsächlich mehr, auch wenn ein verschlankter Kalender mit weniger Einnahmen für die großen Player in dem Spiel einhergehen würde.

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