Marco Odermatt meldete sich beim zweiten Super G in Garmisch-Partenkirchen in eindrucksvoller Manier an der absoluten Spitze zurück.
Der 26-jährige Schweizer triumphierte, nach dem gestrigen vierten Rang im ersten Super G, in dem er um wenige Hundertstel das Podest haarscharf verpasste, vor ÖSV-Speed-Ass Raphael Haaser und seinem aufstrebenden Landsmann Franjo von Allmen.
Ergebnis des 2. Garmisch-Super-G>>>
Die besseren Pistenverhältnisse spielten dem Weltcup-Dominator dabei einmal mehr in die Karten, auch weil es Odermatt so möglich war, erneut ans Limit zu gehen und so einige zusätzliche Zehntel aus dem Kurs zu quetschen.
"Es war sicher eine Fahrt am Limit. Wir haben schon bei der Besichtigung gemerkt, dass das heute ein ganz anderes Rennen als gestern wird, denn der Schnee war viel härter, auch neben der Ideallinie. Da wusste ich schon, dass man zurückkommen kann, auch wenn man mal zu direkt unterwegs ist", so der Nidwaldner im ORF-Interview.
Odermatt: "Es ist immer schön, zu gewinnen"
Über das verpasste Podest machte sich Odermatt hingegen weniger Gedanken: "Gestern war ich nicht enttäuscht, denn es kann einmal passieren, dass man ein paar Hundertstel hinter dem Podest landet. Insofern war das gar kein Problem für mich. Aber natürlich ist es immer schön, zu gewinnen."
Besonders schön anzusehen war für den 26-Jährigen überdies der Traumlauf des jungen Franjo von Allmen. Der 22-jährige Schweizer brilliert in seiner Premierensaison im Weltcup und holte, nach dem beachtlichen neunten Rang im ersten Super G, nun den dritten Rang.
Für Odermatt ist von Allmen der Mann der Zukunft, der ihn an einen alten Bekannten erinnert: "Das ist unglaublich, es ist Franjos erste Weltcup-Saison und was er in dieser Saison schon vor dem Podestplatz gezeigt hat, war schon genial. Er ist auch heute wieder super gefahren, vielleicht muss man ihn manchmal noch etwas bändigen, so wie das bei mir früher war. Das war heute mit Sicherheit der erste von sehr vielen Podestplätzen für ihn. Generell ist er ein super Skifahrer und erinnert mich an unseren "Oldie" Beat (Feuz, Anm.).
Von Allmen von eigener Leistung überrascht
Von Allmen selbst hat für die erneute Topleistung keine Erklärung, die Freude ist allerdings umso größer:
"Ich weiß nicht, wie ich das heute gemacht habe. Ich dachte, dass es eher eine wilde Fahrt war und hatte eigentlich kein allzu gutes Gefühl. Manchmal geht bei mir das Gefühl aber in eine falsche Richtung, da ist die Zeit dann oft ganz anders. Im Großen und Ganzen bin ich sehr happy, realisiert habe ich das alles aber noch nicht. Ich denke, dass das Ergebnis von gestern für meinen Kopf äußerst wertvoll war. Zudem war die Piste heute in einem wesentlich besseren Zustand, da wäre auch mit einer hohen Startnummer viel möglich gewesen."
Trotz des großen Erfolgs in seiner noch blutjungen Karriere will der 22-jährige Berner aber bescheiden bleiben. Für ihn steht aktuell der Spaß im Vordergrund: "Für mich ist es jetzt wichtig, am Boden zu bleiben und das ganze erstmal aufzusaugen. Ich will mich aber nicht zu fest darauf stützen und mich eher auf die weiteren Rennen konzentrieren und dabei Spaß haben."
Haaser revanchiert sich für Enttäuschung am Vortag
Zwischen die Schweizer Euphorie konnte ÖSV-Ass Raphael Haaser grätschen, der mit einer beherzten Fahrt auf einen sensationellen zweiten Platz fahren konnte. Im Vergleich zum gestrigen Super G, in dem er nicht über Rang 15 hinauskam, stellt der Podestplatz für den 26-Jährigen eine Genugtuung dar.
"Ich denke, es war eine ganz gute Fahrt, im Mittelteil habe ich allerdings etwas Zeit verloren, obwohl ich da genau weiß wo. Im Vergleich zu gestern ist das Resultat heute natürlich sehr zufriedenstellend. Oben bei der Einfahrt in die Hölle hatte ich den einen oder anderen Schnitzer gestern drinnen, das war heute zum Glück nicht der Fall. Wenn ich so gut wie fehlerfrei herunterkomme, wie etwa heute, dann sieht man eh, dass es halbwegs passt", gibt sich Haaser nach seiner Fahrt zufrieden.
Ebenfalls zufriedener zeigte sich Landsmann Vincent Kriechmayr. Auch wenn es diesmal wieder knapp nicht für das Podest gereicht hat, die Ansätze waren am Sonntag besser als am Samstag.
"Ich glaube die Linie war etwas mehr am Limit als gestern. Der Unterschied zwischen Odermatt und mir ist, dass die Linie bei mir weit bleibt, wenn ich weit werde und er ihn einfach gnadenlos hineindrückt als gäbe es kein morgen und kann den Radius kurzhalten. Das gelingt mir aktuell einfach nicht", gesteht sich der Oberösterreicher ein.
Kriechmayr: "Beeindruckend, was "Odi" zurzeit abliefert"
Seinem schärfsten Konkurrenten streut er indes Rosen: "Ich hab' ihn dann gefragt, wie seine Fahrt war und er meinte zu mir: 'Ganz gut'. Dann habe ich ihm gesagt, dass meine Fahrt auch ganz gut war, aber dass es vielleicht noch etwas schneller gegangen wäre. Dass es dann doch wieder sieben Zehntel sind, ist schon beeindruckend. Genauso wie das, was der "Odi" zurzeit abliefert."
Abgeliefert hat heute auch Stefan Babinsky. Der 27-Jährige belegte mit Rang acht ein solides Top-Ten-Resultat und avancierte mit einer soliden Fahrt zum drittbesten ÖSV-Läufer. Das enttäuschende Ergebnis aus dem ersten Rennen spielte bei seinem zweiten Anlauf eine große Rolle, wie er verrät:
"Es war natürlich etwas Wut bei mir im Bauch, da es gestern nicht nach Wunsch verlaufen ist. Heute war es wieder ein neues Rennen, da steht die Zeit bei jedem am Start bei Null. Ich habe versucht, voll zu attackieren, was mir zwar nicht zu Hundert Prozent aufgegangen ist, wobei ich aber dennoch zufrieden bin."
Lange Pause nimmt Babinsky gelassen
Dass beide Rennen am kommenden Wochenende in Chamonix den hohen Temperaturen zum Opfer fielen (Alle Infos>>>) und man nun somit rund drei Wochen bis zum Weltcup-Wochenende in Kvitfjell warten muss, nimmt Babinsky indes gelassen:
"Dass nächste Woche keine Rennen gefahren werden können, ist für uns natürlich nicht ganz optimal. Ich glaube, das wichtigste ist nun, die Situation so zu nehmen, wie sie gekommen ist und sich in weiterer Folge auf sich selbst zu konzentrieren."
Ob es für die heimischen Speed-Asse in Norwegen für ein weiteres Podest, oder gar einen Sieg reichen wird, bleibt abzuwarten.