Die Schweizer Ski-Männer sind zu Beginn der alpinen WM-Saison eine Klasse für sich.
Selbst durch den dritten Ausfall von Super-G-Sieger Marco Odermatt in einem Weltcup-Riesentorlauf in Folge ließen sich die Eidgenossen den Sieg nicht nehmen, Thomas Tumler war am Sonntag in Beaver Creek mit seinem Premierenerfolg zur Stelle (alle Infos >>>).
Am Freitag in der Abfahrt hatte Justin Murisier ähnlich überraschend zugeschlagen. Die Österreicher ergatterten in Colorado hingegen gerade mal ihren ersten Saison-Podestplatz.
Tags darauf war der Super-G-Dritte Lukas Feurstein im zweiten Riesentorlauf-Durchgang aber nur noch Zuschauer ebenso wie sein Cousin Patrick Feurstein.
Brennsteiner trotz schwerer Fehler nicht unzufrieden
Ohne den wegen Hüftschmerzen daheimgebliebenen Manuel Feller und weiter Marco Schwarz hatte das ÖSV-Rumpfteam im zweiten Saison-Riesentorlauf nicht viel mehr als Platz zehn durch Stefan Brennsteiner vorzuweisen.
Wie bei seinem Ausfall in Sölden bestach der Salzburger durch seinen schnellen Schwung, zwei in der Entscheidung schwerere Fehler ließen aber den Angriff auf die vorderen Ränge verpuffen.
Ganz unzufrieden war der ÖSV-Athlet aber nicht. "Es ist eigentlich sehr gut gegangen - bis auf die zwei Riesenböcke, die ich geschossen habe." Er habe so attackiert, wie er es wollte. "Vielleicht habe ich es etwas zu aggressiv abgestimmt. Wenn man diese zwei Fehler wegtut, wäre ich weit vorne."
Brennsteiner räumte freilich ein, dass so ein Kaffeesudlesen nichts bringe. "Es ist, wie es ist. Doch jetzt habe ich einmal ein Ergebnis stehen." Es sind im vierten Versuch seine ersten Punkte in Beaver Creek. Noch vor Weihnachten in Val d'Isere und in Alta Badia möchte er darauf aufbauen.
Tumler: "Bin stolz, nie aufgegeben zu haben"
Der 33-jährige Brennsteiner ist noch ohne Weltcupsieg, wie es vor diesem Wochenende auch beim 32-jährigen Murisier und beim 35-jährigen Tumler der Fall gewesen war. Beide können nun erzählen, dass es sich auszahlt, dranzubleiben.
Tumler war vor vier Jahren nach Erleiden eines Bandscheibenvorfalles knapp vor dem Karriereende. "Es war eine schwierige Zeit und hat viel Energie gekostet, zurückzukommen", erklärte der Routinier.
Es habe für ihn gegolten, das Vertrauen in seine Fähigkeiten zurückzugewinnen. "Ich bin stolz, nie aufgegeben zu haben."
Der nach Lauf eins klar vorangelegene Jung-Ehemann rettete 0,12 Sek. Vorsprung auf Lucas Pinheiro Braathen ins Ziel und sprach danach von einer "unglaublich schönen Geschichte". Dabei hatte er wohl so eine Art Vorahnung, schon als der Weltcup-Kalender 2024/25 herausgekommen war.
Odermatt freut sich für Tumler
"Ich habe da zu meiner Frau gesagt, geil, Beaver Creek gewinne ich." Die Motivation und den Glauben dafür hatte ihm Rang drei aus 2018 gegeben, sein erstes Karriere-Podest. "Unglaublich, es ist wie ein Traum. Ich bin mega-stolz, dass ich die Zwischenführung noch runtergebracht habe."
Odermatt freute sich mit Tumler wie zwei Tage zuvor mit dem nach einer langen Verletzungsgeschichte erfolgreichen Murisier, verschmerzte so seinen saisonübergreifend dritten Riesentorlauf-Ausfall in Folge zumindest etwas leichter. "Das ist ein spezielles Wochenende mit drei Schweizer Siegen."
Seinen eigenen Lapsus konnte sich der 27-Jährige nicht ganz erklären. "Ich habe das Set-up gewechselt und bin dann irgendwie überrascht gewesen. Es ist schnell gegangen." Beunruhigt sei er aber nicht, denn im Training funktioniere es super.
Der Schweizer Männer-Cheftrainer Tom Stauffer hatte jedenfalls bei der herausragenden Ausbeute nichts zu meckern: "Das Coole ist, dass es drei verschiedene Sieger sind, das ist so stark."
Pinheiro Braathen holt erstes Brasilien-Podium und rotes Trikot
Man habe in den Speed-Disziplinen noch einige weitere vielversprechende Leute, wie etwa Franjo von Allmen oder Arnau Boisset. "Sie werden kommen, sie brauchen einfach Zeit. Das dauert sicher ein, zwei Saisonen, bis sie da sind."
Außerdem sollte bedacht werden, dass etwa Murisier trotz seiner Verletzungshistorie noch nicht 30 und damit im besten Alter für die Speed-Disziplinen sei.
Im Schweizer Siegestaumel ging der zweite Platz von Braathen fast etwas unter, dabei bedeutete das nach vierten Plätzen im Sölden-Riesentorlauf und Levi-Slalom den ersten alpinen Weltcup-Podestplatz für Brasilien. "Ich wollte meinen eigenen Weg gehen", sagte der 24-jährige Technik-Spezialist emotional.
Ein Jahr hatte er pausiert, um dann von Norwegens in Brasiliens Verband zu wechseln. "Es ist unbeschreiblich, wie sich das anfühlt. Etwas dass man liebt, zurückzulassen und dann mit einer anderen Perspektive zurückkommen, die mir dann auch geholfen hat."