"Bis jetzt war es ruhig, jetzt geht’s dann richtig zur Sache."
Vincent Kriechmayr ist die Vorfreude auf die neue Skisaison anzusehen. Der Doppel-Weltmeister von Cortina holt sich aktuell mit seinen ÖSV-Kollegen in Copper Mountain in Colorado den Feinschliff, ehe am 26. November mit der Abfahrt in Lake Louise die Speed-Saison eröffnet wird.
Kriechmayr sieht vor den ersten Rennen noch Verbesserungspotenzial. "Aktuell merke ich, dass ich noch ein paar Sachen zu erledigen habe", sagt der Oberösterreicher vor dem Abflug nach Nordamerika. "Ich kann mich nicht hinstellen und sagen: Das wird schon werden. Ich kann die Leistung nicht aus dem Hut zaubern. Man muss seine Hausaufgaben machen, damit man Gewissheit hat, dass man vorne mitfahren kann."
"Um beständig erfolgreich zu sein, muss man dem alles unterordnen und darf nichts dem Zufall überlassen. Man muss das letzte Hemd geben und darf nicht locker lassen."
Aktuell ist Kriechmayr noch "nicht davon überzeugt, dass ich gleich gewinnen werde. Ich muss noch einiges abarbeiten".
Der 30-Jährige ist aber bereit, für den sportlichen Erfolg alles zu geben. "Um beständig erfolgreich zu sein, muss man dem alles unterordnen und darf nichts dem Zufall überlassen. Man muss das letzte Hemd geben und darf nicht locker lassen."
Mega-Programm zum Auftakt: "Frühform würde nicht schaden"
Sich auf den Erfolgen der Vorsaison – unter anderem Doppel-WM-Gold, Kitzbühel-Sieg und kleine Kristallkugel – auszuruhen, kommt für Kriechmayr gar nicht erst infrage.
"Natürlich will man solche Leistungen bestätigen, das ist das Um und Auf. Ich möchte dort anknüpfen", sagt Österreichs Sportler des Jahres. "Das Ziel ist immer gleich: Ich will in jedem Rennen ums Podium oder den Sieg mitfahren. Wenn es um Siege geht, braucht man auch ein bisschen Glück. Aber wenn man konstant vorne dabei ist, kann man auch um Kugeln mitfahren und das ist das Ziel", gibt er die Marschroute vor.
Will der Super-G-Gesamtsieger auch in dieser Saison ein Wort im Kampf um Kristall mitreden, muss er sich vom ersten Rennen weg in Topform präsentieren. In Lake Louise und danach in Beaver Creek warten dank der Kalender-Korrektur gleich sechs Rennen innerhalb von zehn Tagen - ein gewaltiger und angesichts der Höhenlage fordernder Weltcup-Saisonauftakt für die Speed-Männer.
Die gleich sechs Nordamerika-Rennen (drei Abfahrten, drei Super-G) machen ein Drittel der Speed-Saison aus. Daher sei es ratsam, seine sieben Sachen zusammen zu haben, so Kriechmayr. "Eine Frühform würde nicht schaden."
Der Doppel-Weltmeister würde sich interessanterweise auch mit sechs vierten Plätzen zufrieden geben. "Das sind 300 Weltcup-Punkte und wäre auch nicht schlecht. Aber natürlich möchte ich um Podien und Siege kämpfen."
"Mein Ziel ist definitiv nicht der Gesamtweltcup"
Im Speed-Lager, das häufig von Rennabsagen aufgrund der Wetterverhältnisse betroffen ist, freut man sich über die sechs Rennen in Nordamerika. Auch der ausgeglichene Kalender – erstmals sind gleich viele Speed- wie Technikrennen geplant – stößt auf breite Zustimmung.
Kriechmayr, der neben Abfahrt und Super-G eventuell auch den einen oder anderen Riesentorlauf bestreiten könnte, wird zum erweiterten Kreis der Gesamtweltcup-Anwärter gezählt. Doch er wiegelt schon vor Saisonbeginn ab: "Mein Ziel ist definitiv nicht der Gesamtweltcup, dafür war ich in den letzten Jahren in der Abfahrt zu unkonstant."
Mit den Olympischen Spielen in Peking gibt es ein weiteres großes Ziel in dieser Saison zu erreichen. Die Vorbereitung für Olympia habe gleich nach dem letzten Rennen der vergangenen Saison begonnen, sagt Kriechmayr. Er ist aber niemand, der seine Form auf Großereignisse hintimen will.
"Wenn, dann time ich es zwei Wochen davor. Aber es steht ja noch gar nicht fest, dass ich in Peking dabei bin", merkt Kriechmayr an. "Der ÖSV hat ein starkes Team. Ich muss im Weltcup von Anfang an dabei sein, ich werde in die ersten Rennen alles reinlegen", so seine Ankündigung.
Jetzt geht's dann wirklich richtig zur Sache.