Der 28-Jährige AJ Ginnis stellt mit seinem sensationellen zweiten Rang beim Slalom in Chamonix die alpine Skiwelt auf den Kopf. Der Grieche mit amerikanischen Wurzeln sorgt bereits im ersten Durchgang für erstaunte Blicke, als ihm mit Startnummer 45 die Qualifikation für die Entscheidung gelingt.
Kurz nach dem Rennen kennt die Freude bei Ginnis und seinen amerikanischen Kollegen, mit denen er des Öfteren gemeinsam trainiert, keine Grenzen. "Ich weiß überhaupt nicht was ich sagen soll. Ich bin gut gefahren, es ist einfach alles aufgegangen. Ich bin überglücklich", so Ginnis gegenüber dem ORF.
"Bei der Besichtigung habe ich mir genauestens eingeprägt wie ich fahren will. Dass ich die Teilstücke dann so toll erwische, habe ich selbst nicht für möglich gehalten", gibt sich der Sohn eines griechischen Skischulbesitzers in Parnass bescheiden.
Weg führte Ginnis in der Jugend nach Vermont
Aber wer ist dieser AJ Ginnis eigentlich? Als Sohn eines griechischen Skienthusiasten stand Ginnis bereits im zarten Alter von zwei Jahren auf Skiern und konnte so, anders als viele seiner Landsleute, früh Erfahrungen im Skisport sammeln.
Nachdem er ab dem Alter von zwölf Jahren einen Teil seiner Jugend in Kaprun verbrachte, zog es ihn mit 15 an die "Green Mountain Valley School" in Vermont, ein Skigymnasium, dessen Ausbilung unter anderem Daron Rahlves und Alvar Ross "AJ" Kitt genossen.
Mit 16 Jahren gewann er seine ersten FIS-Rennen im Nachwuchsbereich, ehe er 2012 in das Entwicklungsteam des US-Amerikanischen Skiverbands aufgenommen wurde. Wenig später sollte ihn jedoch ein Kreuzbandriss lange außer Gefecht setzen, weshalb er die Qualifikation für die Winterspiele in Sotschi verpasste.
Skikarriere nach Tod des Vaters über Fundraising finanziert
Nachdem sein Vater im Jahr 2014 überraschend verstarb, war Ginnis, der damals noch für die USA an den Rennen teilnahm, gezwungen, seine weitere Karriere selbst zu finanzieren und sammelte daher mittels Fundraising 25.000 Dollar, woraufhin er am 22. Dezember desselben Jahres sein Weltcup-Debüt in Madonna di Campiglio feiern konnte.
Bis zu seinen ersten Weltcup-Punkten, die er ebenfalls in Madonna holen konnte, sollte es allerdings noch etwas dauern. Exakt zwei Jahre nach seinem Debüt konnte Ginnis mit Rang 26 die ersten Weltcuppunkte fixieren.
In der Saison 2020/21 ging Ginnis erstmals für den griechischen Skiverband an den Start und konnte im Jänner 2021 im Slalom von Flachau Rang elf und damit die ersten Weltcuppunkte eines Griechen im alpinen Skiweltcup überhaupt fixieren.
Im März desselben Jahres gewann Ginnis zum Saisonabschluss seinen ersten griechischen Meistertitel.
Nach erneuter Knieverletzung folgte Durchbruch
Nach einer erneuten verletzungsbedingten Pause in der Saison 2021/22 gab Ginnis im Dezember des vergangenen Jahres sein Comeback in Val-d'Isere, bei dem er jedoch wegen eines von ihm unbemerkten Einfädlers im zweiten Durchgang disqualifiziert wurde.
Nun steht der 28-Jährige erstmals unter den besten drei Läufern und jubelt über das erste Podest eines Griechen im Alpinen Skiweltcup, was einem historischen Ereignis für die gesamte Sportart gleicht.
Ginnis fährt nun mit voller Vorfreude zur Ski-WM und hofft dort beim Slalom, der am 19. Feburar über die Bühne gehen wird, erneut überraschen zu können.