Für das ÖSV-Speedteam der Männer war dieser Samstag in Wengen ein Tag zum Vergessen - und das in jeglicher Hinsicht.
Angefangen mit der wohl bittersten Nachricht der Lauberhornabfahrt (Rennbericht>>>) aus österreichischer Sicht:
Vincent Kriechmayr, der beim Super-G am Freitag noch mit einem zweiten Platz ein starkes Zeichen setzte, kommt zu Sturz und verletzt sich dabei am Knie.
Update: Diagnose mit Entwarnung bei Kriechmayr>>>
Bei der Einfahrt ins Ziel-S war der 33-Jährige zu direkt dran. Es drückte ihn in die Knie, bevor der Oberösterreicher mit dem Rücken voran in das Auffangnetz prallte. Verletzt hat sich Kriechmayr allerdings nicht am Oberkörper, sondern im Knie - mit einem Hubschrauber wurde er schließlich ins Krankenhaus Innsbruck geflogen. Die Diagnose steht noch aus.
Babinsky: "Vince gibt nicht nach"
Mehr ist deshalb über den aktuellen Zustand und die mögliche Ausfallzeit von Kriechmayr nicht bekannt. Kurz nach dem Sturz wünschte Stefan Babinsky (21.) seinem Teamkollegen "nur das Beste": "In der Zeitlupe hat man gesehen, dass es ihn hinten reingedrückt hat. Und man kennt den Vince, er gibt nicht nach."
Babinsky weiß selbst, dass der Kampf um die Bestzeit immer eine Gratwanderung im alpinen Skisport ist. "Bei vielen Passagen habe ich so viel Luft. Ich muss mir selbst zutrauen, dass ich während dem Fahren im Hier und Jetzt bin und die Kurven gnadenlos durchziehe."
Kriechmayr: Neue Saison, neues Mindset - alte Erfolge
Im Vergleich zu den Topfahrern fehle ihm noch ein bisschen der Glaube an sich selbst: "Selbstvertrauen habe ich, ich hatte eine super Vorbereitung und super Trainings. Ich glaube einfach, dass ich mir bei den Rennen zu 100 Prozent vertrauen muss. Ich bin davon überzeugt, dass meine Zeit kommt."
Odermatt strahlt wieder von der Spitze
In der Gegenwart ist es hingegen weiterhin die Zeit von Marco Odermatt. Schon im Vorjahr gewann der Schweizer beide Abfahrten in Wengen, auch diesmal war der Eidgenosse nicht zu biegen.
"Es geht gerade so auf", strahlte der Routinier nach vollbrachter Arbeit. Während am Freitag sein erst 23-jähriger Landsmann von Allmen jubeln durfte, stellte der vier Jahre ältere Odermatt nun wieder die alte Hackordnung her:
"15 Sekunden vor meinem Start habe ich sehr viele Schweizer jubeln hören. Ein bisschen dagegenhalten muss ich doch noch. Wenn man vor so vielen Schweizer Fans in Führung gehen kann - noch vor Franjo - ist das natürlich extrem schön. Die Fahrt hat sich genau gleich gut angefühlt, wie letztes Jahr."
Für Odermatt ist es sein 43. Weltcupsieg (Ewige Bestenliste) und sein vierter Sieg bei den Lauberhornrennen. Damit ist er in der Rekordliste weit vorne zu finden>>>
Mit seinem dritten Wengen-Abfahrts-Sieg zog Odermatt zudem mit den Legenden Franz Klammer und Beat Feuz gleich. "Ja, das bedeutet mir viel. Gerade mit Beat, mit dem ich schon einige Momente geteilt hab und der mir so gut wie alles über die Abfahrt beigebracht hat. Jetzt kann ich wiederum den Jüngeren etwas mitgeben."
"Der Altmeister hat zurückgeschlagen"
Von Allmen zeigt sich für jeden Input offen und zieht den Hut vor seinem Vorbild: "Der Altmeister hat heute zurückgeschlagen. Ich hatte nach meinem Lauf sehr viel Freude, aber mir war klar, es ist noch mindestens einer oben oder mehrere, die sehr gut Skifahren. Gestern war ein langer Tag, ich hatte viele Emotionen zu verarbeiten und den ein oder anderen Termin mehr. Platz eins und zwei in Wengen hätte ich so unterschrieben."
Nun richtet der Youngster den Blick zum nächsten Klassiker: "Ich habe noch eine Rechnung offen mit Kitzbühel, da habe ich es letztes Jahr trotz guter Zwischenzeiten nicht ins Ziel geschafft."
FIS-Präsident will Ski-Sport sicherer machen
Zumindest kam von Allmen im Gegensatz zu Kriechmayr damals unverletzt und gesund vom Berg herunter. Dieses Minimalziel will FIS-Präsident Johan Eliasch in der Prioritätenliste künftig ganz oben ansiedeln: "Bei Kriechmayr ist es noch zu früh, um darüber Auskunft zu geben. Er hat noch Schnitte und Stauchungen, es geht da um das Knie. Wir müssen den Skisport sicherer machen."
"Die schnitt-resistenten Anzüge sind dabei auch ein Thema. Ich glaube, es ist nicht unbedingt nur die Geschwindigkeit. Es geht auch um Winde und Kräfte, die wirken. Es gibt viele Ideen, um diesen Kräften, den Drehungen ein bisschen ausweichen zu können", hofft der Schwede, dass die technische Weiterentwicklung derartige Verletzungen künftig verhindern kann.
Für Vincent Kriechmayr kommt diese Neuerungen in jedem Fall vorerst zu spät. Die Hoffnung auf eine entwarnende Diagnose lebt freilich noch.