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Swiss-Ski kritisiert FIS-Ausnahme: "Kindergarten"

Vor allem die Schweizer Verbandsbosse sind mit der FIS-Jury überhaupt nicht einverstanden.

Swiss-Ski kritisiert FIS-Ausnahme: Foto: © GEPA

Fährt er oder fährt er nicht? Die große Frage der letzten Tage beantwortete Vincent Kriechmayr wenige Tage nach seiner Coronainfektion mit einem Ja. Wellen schlug die FIS-Ausnahmeregelung, die dem Oberösterreicher ein "am Renntag aus dem Starthaus fahren"-Training ermöglichte, aber trotzdem.

Angeführt von der Schweiz und Frankreich übten einige Nationen schon am Donnerstagabend in der Mannschaftsführersitzung Kritik am "Aufweichen der Regeln", und erneuerten diese am Freitag.

Dass die FIS ihre eigenen Regeln quasi missachte, sei "ein reiner Kindergarten", sagte etwa der Schweizer Alpin-Direktor Walter Reusser. "Es geht überhaupt nicht um den Vincent Kriechmayr, sondern um die Reglements, die da sind, damit jeder weiß, was er zu tun hat", erklärte Reusser im ZDF-Interview. "Es gibt diverse Athleten aus verschiedenen Nationen, die hier nicht am Start sind, weil sie sich an die Regeln halten. Auf einmal werden die an einem Abend einfach gekippt. Dass ein Athlet kein Training fahren muss, ist nicht korrekt. Das ist gegen die Sicherheit."

Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann versuchte im ORF-Interview dem Beschluss mit einer Portion Ironie zu begegnen, war mit der "delikaten Entscheidung" aber sichtlich nicht einverstanden.

"Die Frau von Beat Feuz ist hochschwanger, dann gehe ich davon aus, ihm wird möglicherweise auch nächsten Samstag in Kitzbühel ein Training ermöglicht. Man hat Regeln und die werden so aufgeweicht, man öffnet Diskussionen Tür und Tor - das kritisiere ich", fand Lehmann scharfe Worte, bekräftigte aber, dass der Schweizer Ärger nichts mit der Person Vincent Kriechmayr zu tun habe. "Das ist ein unglaublich toller Sportler."

Reusser verwiese auf andere Läufer, die aufgrund der Statuten garnicht nach Wengen angereist waren: "Es gibt diverse Athleten aus verschiedenen Nationen, die hier nicht am Start sind, weil sie sich an die Regeln halten. Auf einmal werden die an einem Abend einfach gekippt. Dass ein Athlet kein Training fahren muss, ist nicht korrekt. Das ist gegen die Sicherheit."

FIS-Renndirektor Markus Waldner konnte die Kritik zwar nachvollziehen ("Ich verstehe die Nationen, es ist Hochleistungssport, da geht es um viel."), sah aber grundsätzlich eine Entscheidung für den Sport.

"Man muss ein Training nur starten und nicht komplettieren. Normalerweile passiert das im Training und nicht am Renntag. Diesen Vorteil haben wir ihm heute ausnahmsweise eingeräumt", erklärte der Südtiroler und wollte das Thema damit auf sich beruhen lassen.

Auch Kriechmayr selbst, der beim Sieg von Aleksander Aamodt Kilde quasi trainingslos mit Rang 12 nicht um die Top-Plätze kämpfen konnte (mehr Infos >>), hakte das Thema nach Rennende ab.

"Für die Möglichkeit heute zu fahren, bin ich natürlich sehr dankbar. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass das bei anderen Athleten auch der Fall sein wird. Das wäre nur fair. Mit dem Coronavirus ist es momentan keine einfache Situation. Ich werde wohl nicht der Letzte gewesen sein, den es trifft. In so einer außergewöhnlichen Situation braucht es dann mutige Entscheidungen für den Sport."

"Müssen zurück zur Normalität"

Auch zu den umstrittenen Fan-Massen bei den Technikrennen in Adelboden am vergangenen Wochenende äußerte sich Lehmann. 

"Ich habe dazu eine persönliche Meinung, die sehr mit der Schweiz übereinstimmt. Wir müssen wieder zurück zur Normalität, das zeigen auch die milden Verläufe mit Omikron bei geimpften Menschen. Wir können uns nicht verschließen, sonst geht auch unsere Wirtschaft kaputt. Die Regierung im Kanton Bern und auch die Schweizer Regierung haben hier gute Entscheidungen getroffen, darauf bin ich unglaublich stolz", sprach sich der Swiss-Ski-Boss eindeutig für Rennen mit Fans aus.

"Für uns ist es wichtig, die Events durchführen zu können. Die Leute sind motiviert, die Stimmung ist gut, deshalb bin ich da auch auf der progressiven Seite. Wir müssen wieder zurück zur Normalität."

Die Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel in der kommenden Woche werden vor maximal 1.000 zuschauern stattfinden - Alle Infos zu Tickets >>>

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