Der Super-G der Männer am legendären Lauberhorn am Freitag stand vor allem im Zeichen eines Mannes - Cyprien Sarrazin.
Nach seinem Premierensieg bei der Abfahrt von Bormio und nun dem ersten Super-G-Erfolg avanciert der 29-Jährige so langsam zum Shootingstar des französischen Ski-Teams.
Der Franzose machte abermals keine Gefangenen und bretterte einen beeindruckenden Lauf in den Lauberhorn-Schnee. Für die ÖSV-Herren gab es währenddessen auch am Freitag nicht wirklich etwas zu holen.
Diesmal ließ der furios aufgelegte Sarrazin den Schweizer Superstar Marco Odermatt 0,58 Sekunden hinter sich, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde hatte auf Platz drei eine Sekunde Rückstand. Bester Österreicher war Stefan Babinsky als Sechster.
"Unschlagbarer" Sarrazin: "Heute war es nicht volles Risiko"
Wenngleich sein Husarenritt an Risikobereitschaft nicht zu überbieten erschien - ans Limit sei der Draufgänger laut eigenen Aussagen noch lange nicht gegangen.
"Heute war es nicht volles Risiko. Bei manchen Passagen war es sicher 100 Prozent, aber es war nicht zu viel", sagte Sarrazin im ORF-Fernsehen. "Ich habe mich gut gefühlt, darum habe ich mir gesagt: Du kannst attackieren. "Der geschlagene Marco Odermatt urteilte anerkennend: "Heute war Sarrazin unschlagbar."
Getrübt wurde die Freude im Lager der Franzosen allerdings vom schweren Sturz von Routinier Alexis Pinturault - nach dem Silberhornsprung verlor die Startnummer sieben die Kontrolle und kam heftig zu Sturz. Der Schock stand Athleten, Funktionären und Publikum ins Gesicht geschrieben.
Pinturault-Sturz überschattet Euphorie der Franzosen
Pinturault, der vor sechs Tagen Vater einer Tochter geworden war, wurde nach einem Sturz am Silberhornsprung mit dem Helikopter abtransportiert.
Der Franzose dürfte sich beim Aufprall nach ersten Informationen schwerer am Knie verletzt und sich ein Handgelenk gebrochen haben. Er ist nicht das einzige Opfer der diesjährigen Lauberhornrennen.
Am Vortag hatte sich der Schweizer Marco Kohler bei einem Sturz im Hanneggschuss einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des inneren Meniskus sowie eine Zerrung des Innenbandes im rechten Knie zugezogen.
Babinsky: "Bin schlicht und einfach zu weit gehupft"
Für Weltcup-Dominator Marco Odermatt gab es indes im Anschluss den bereits zehnten Podestplatz in der laufenden Saison zu bejubeln. Im Abfahrts-, Super-G-, Riesentorlauf- und Gesamtweltcup ist er damit aktuell das Maß aller Dinge.
Nur in einem Rennen war er nicht in den Top drei: In Gröden kam der 26-Jährige in der Abfahrt über die Originalstrecke nur auf den siebenten Platz.
Stefan Babinsky war auf dem von US-Coach Florian Scheiber gesetzten Lauf nicht immer auf der direktesten Linie unterwegs, er egalisierte aber sein bestes Saisonergebnis.
"Der Start und der Hundschopf sind mir nicht so geglückt. Ich bin schlicht und einfach zu weit gehupft und habe dann Zeit gebraucht", führte der Steirer als Erklärung für seine 1,28 Sekunden Rückstand an. "Heute ist es schade. Mir fehlen nur 28 Hundertstel auf den dritten Platz, aber ich glaube, dass die Zehntel einmal zurückkommen."
Raphael Haaser landete als Achter (+1,41) ebenfalls in den Top Ten. "Vom Start weg habe ich ein bisschen zu viel gekriegt, Canadian Corner war auch nicht ganz sauber", befand der Tiroler. "Ich war in den letzten Jahren nie in den Top 15 in Wengen, von dem her ist sicher ein Schritt weitergegangen. Aber es gilt nach wie vor weiterzuarbeiten und besser zu werden."
Rekonvaleszenter Hemetsberger hinterfragte seinen Rennantritt
Vincent Kriechmayr, Lukas Feurstein und Daniel Danklmaier verpassten einen Spitzenplatz. Kriechmayr lag am Ende auf Position elf (+1,69), der Vorarlberger Feurstein war 15. (+2,31), Daniel Danklmaier 16. (+2,37).
"Ich bin sehr zufrieden. Jeder Punkt ist wichtig für mich aktuell, um in den Top 30 zu bleiben", zeigte sich Feurstein glücklich. "In Wengen bin ich erst einmal im Weltcup gefahren."
Otmar Striedinger belegte den 20. Platz (+2,62), Daniel Hemetsberger schaffte es im Gegensatz zur Abfahrt als 24. (+2,95) in die Punkteränge. "Ich bin völlig daneben gerade", erkannte der Oberösterreicher.
"Die Krankheit ist vorbei, das schon. Aber ich habe natürlich ganz schön viel Substanz verloren in den eineinhalb Wochen. Jetzt kommt noch dazu, dass unter der Belastung mein rechtes Knie ziemlich leiden muss. Ich habe bis zum Start sogar kurz überlegt, ob ich überhaupt fahren soll."
Die klassische Lauberhornabfahrt am Samstag wird Hemetsberger voraussichtlich wie Haaser auslassen.