Marcel Hirscher rechnet nach seiner zweiten Goldmedaille bei der Ski-WM 2017 noch einmal mit seinen Kritikern ab.
Gewisse Meldungen nach dem Aus im Teambewerb hat er nicht vergessen. "Doppel-Weltmeister, dazu Vize-Weltmeister um eine Hundertstel – alles in allem eine ziemlich peinliche Vorstellung von mir", bilanziert der 27-Jährige mit einer Menge Sarkasmus.
Ein Seitenhieb auf gewisse Medien, die nach Hirschers zwei Niederlagen im Teamevent von "peinlich" und "blamabel" sprachen.
Nicht mit Schladming vergleichbar
Wie er den durchwachsenen Start samt Erkrankung, der um eine Hundertstel verpassten Goldmedaille in der Kombi und dem Aus im Teambewerb verarbeitet hat? "Indem man jeden Tag auf dem Ski steht und das macht, was man kann. Man denkt sich: 'Lass sie einfach reden.'"
Am Ende gewinnt Hirscher wie schon in Schladming 2013 und in Beaver Creek 2015 zweimal Gold sowie einmal Silber. Damit ist er der erfolgreichste Athlet der WM und zudem auch Preisgeldkönig.
"Das ist ein unvorstellbar schöner Tag. Mit dem Slalom von Schladming kann man aber nichts vergleichen. Sportlich ist es hoch zu bewerten, aber emotional hält es sich gegenüber Schladming relativ in Grenzen. Das ist eine normale WM, Schladming war Ausnahme-Zustand", zieht er einen Vergleich mit der Heim-WM vor vier Jahren.
Warum es im Slalom leichter war
Hauptgrund für seine starke Vorstellung im Torlauf war laut eigener Aussage der Sieg im Riesentorlauf. "Das Minimalziel von einer Medaille war nach der Kombi sowieso erreicht, das insgeheime Ziel von einer Goldenen nach dem Riesentorlauf auch. Damit ist am Freitag der Knoten richtig geplatzt, ich hatte das Gefühl völliger Befreiung", erklärt der fünffache Gesamtweltcupsieger.
Das machte es für den Abschlussbewerb leichter: "Egal, was passiert wäre, ich war schon Weltmeister. Deswegen konnte ich im Slalom völlig frei auffahren, mir konnte nichts mehr passieren."
Auch die überraschend kompakte Piste hat eine Rolle gespielt. "Das taugt mir extrem, weil ich nie gerne der bin, der sagt, dass die Piste nicht so gut ist. In der Kombi habe ich das gemacht, eigentlich habe ich da aber gegen mich selbst gesprochen, weil die Abfahrer keine Chance mehr hatten. Heute war die Piste sensationell, am Ende von zwei Wochen grandios."
Nur Olympia-Titel fehlt
Schließlich bedankt sich Hirscher noch bei allen Leuten, die stets ihren Teil zu den Erfolgen beitragen. "Ein großer Teil gehört ihnen. Ich bin nur so schnell, wenn das Team gut ist. Wenn meine Techniker einen schlechten Tag haben, könnte ich noch so schnell fahren – ich würde keine Medaille machen. Es ist so viel mehr als nur blaue und rote Tore. Danke an das ganze Team, meine Familie, meine Freundin und alle anderen", sagt der Annaberger.
Nach der erneuten WM-Gala und dem wahrscheinlichen Gewinn des Gesamtweltcups richten sich bei einigen Medienvertretern schon jetzt die Blicke auf die nächste Saison. 2018 stehen schließlich Olympische Spiele an, eine Olympia-Goldmedaille vermisst Hirscher in seiner Sammlung noch.
"Die fehlt, das stimmt. Wenn sie gelingt, ist es schön. Wenn nicht, ist es auch kein Problem – ich mache mir jetzt keinen Druck. Dann ist das eben der fehlende Punkt auf dem i", spielt er diese Tatsache herunter.
Bis dahin ist noch etwas Zeit - zunächst kann sich Marcel Hirscher erst einmal über eine äußert erfolgreiche WM freuen.