Marcel Hirscher hat abgeliefert - wieder einmal.
Trotz Anzeichen einer Grippe fährt der Salzburger im WM-Riesentorlauf in Aare zu Silber hinter Henrik Kristoffersen.
„In Anbetracht der Umstände, wie alles in den letzten zwei, drei Tagen gelaufen ist, ist das gewaltig. Ich denke, ich habe das Maximum rausgeholt. Die Silberne ist sehr viel wert“, ist Hirscher zufrieden.
Seine Krankheit will er nicht als Ausrede für die verpasste Titelverteidigung sehen. „Natürlich war es nicht lustig die letzten zwei Tage, aber da haben wir schon Schlimmeres durchgemacht.“
Hendlsuppe und viel Schlaf
Hirscher war am Mittwoch krank in Aare angekommen, am Donnerstag klagte der Salzburger über Halsweh, Ohrenweh, Schnupfen und Gliederschmerzen.
"Das ist so ein Tag, wo man normal den Chef anruft und sagt, ich gehe in den Krankenstand. Gestern um diese Zeit dachte ich: keine Chance", schildert Hirscher bei der Pressekonferenz nach dem Rennen und bedankt sich gleichzeitig bei seinem Team.
"Wir haben alles probiert, damit ich mich erfange: Angefangen von Hendlsuppe bis zu viel Schlaf." Das habe schließlich geholfen, ihm sei es beim Rennstart gut gegangen, versichert Hirscher.
"Das sind die Tage, wo du durchbeißen musst, wo man ordentlich über seine Grenzen hinausgehen muss. Schlussendlich war ich heute wirklich zu hundert Prozent fit und habe das Rennen sehr gut bestreiten können."
"Zweiter Platz ist erster Verlierer"
„Natürlich hätte ich gerne meinen Titel verteidigt. Zweiter Platz ist auch erster Verlierer und hilft mir nicht weiter. Aber ich bin happy, dass ich am Start war und es so runterbekommen habe. Irgendwann morgen werde ich mich sicher auch freuen“, meint Hirscher, bei dem sich die ganz große Freude direkt nach dem Rennen noch nicht ganz eingestellt hatte.
Der Olympiasieger und Titelverteidiger war mit der Chance in sein erstes WM-Rennen in Aare gegangen, mit Gold seinen Landsmann Toni Sailer zu übertreffen und der erfolgreichste Athlet bei Ski-Weltmeisterschaften zu werden.
Der 29-jährige Salzburger war deshalb trotz seiner gesundheitlichen Probleme Favorit und fuhr im ersten Durchgang zunächst auf Platz zwei. Nur eine Zehntel hinter Kombi-Weltmeister Pinturault sowie acht Hundertstel vor Henrik Kristoffersen.
Im Finale unter Flutlicht legte Kristoffersen als Erster des Top-Trios eine überragende Bestzeit vor. Hirscher startete das Unternehmen Titelverteidigung zunächst ebenfalls stark und machte Zeit auf den Norweger gut. Je länger der Lauf wurde, umso mehr verlor der gesundheitlich angeschlagene Hirscher aber.
"So ist halt das Spiel"
Am Ende reicht es immerhin zu seiner insgesamt zehnten WM-Medaille und dem bereits vierten Silber. Hirscher schaffte zudem seine viertes RTL-Edelmetall bei den vierten Weltmeisterschaften in Folge. Auch 2013 und 2015 hatte er Silber geholt.
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Wenn man suchen will, findet man die zwei Zehntel, die letztlich auf Gold gefehlt haben, schnell, so Hirscher. "Im zweiten Lauf war oben ein g'scheiter Ruckler dabei, der war zu viel. Aber das bringt im Nachhinein nichts, so ist halt das Spiel."
Bei dem dieses Mal Kristoffersen die besseren Karten hatte. "Gratulation an Henrik. Er hat das Gerät heute zwei Mal gnadenlos runtergedrückt. Er ist ein verdienter Weltmeister", sagt der Salzburger.
Für Hirscher selbst steht nach dem RTL erst einmal die Regeneration im Vordergrund. "Das Wichtigste ist, dass ich nach so einem Tag wie heute keinen Rückfall mehr bekomme und dass die Tendenz weiter positiv verläuft", sagt der 29-Jährige. "Ich freue mich, wenn ich jetzt wieder ins Bett komme."
Am Sonntag (ab 11 Uhr im LIVE-Ticker) steht zum Abschluss der WM der Slalom auf dem Programm. Die nächste Möglichkeit für Hirscher, abzuliefern.
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