Die Ski-WM 2019 ist Geschichte.
Österreich verlässt Aare nach insgesamt elf Bewerben mit acht Medaillen und Rang vier im Medaillenspiegel.
"Wir sind unter unserem Wert geschlagen worden", sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel noch vor dem famosen Schlusstag mit dem ÖSV-Dreifachsieg im Slalom.
Einige ÖSV-Athleten wurden tatsächlich unter ihrem Wert geschlagen, andere wiederum enttäuschten und einige überraschten.
Die Gewinner und Verlierer im ÖSV-Team:
Marcel Hirscher
Marcel Hirscher sorgte mit seinen Auftritten bei der WM für Spannung - in jeglicher Hinsicht. Zuerst kam der 29-Jährige erkältet in Aare an und ließ seine Fans zittern. Dennoch carvte er im Riesentorlauf zu Silber und hatte danach die Befürchtung, als "erster Verlierer" gesehen zu werden. Zwei Tage später war Hirscher im Slalom der große Gewinner. Der Salzburger führte zum Abschluss der WM einen ÖSV-Dreifachsieg an und bescherte Österreich doch noch das ersehnte Gold. Mit seiner insgesamt siebenten WM-Goldenen machte sich Hirscher zum erfolgreichsten WM-Teilnehmer.
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Speed-Damen
Dass Österreichs Speed-Damen in Aare ohne Medaillen geblieben sind, ist enttäuschend. Nach fünf Siegen in sechs Weltcup-Abfahrten in dieser Saison hat man sich von Nicole Schmidhofer, Ramona Siebenhofer, Stephanie Venier und Co. mehr erhofft und erwartet. Mit vier Läuferinnen in den Top neun in der Abfahrt präsentierte sich das Team zwar geschlossen stark, bei einer WM zählt das allerdings nichts. Dass in der Abfahrt sowie in der Kombination nur vier Hundertstel auf eine Medaille gefehlt haben, ist umso bitterer.
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Marco Schwarz
Marco Schwarz war einer der „Fleißigsten“ bei dieser WM, der 23-jährige Kärntner stand gleich in vier Bewerben am Start. In drei davon holte er eine Medaille. Silber im Team sowie Bronze in der Kombination und im Slalom, dazu Platz fünf im Riesenslalom - diese Ausbeute kann sich sehen lassen. Mit den drei Medaillen ist Schwarz der erfolgreichste Medaillensammler der Ski-WM.
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Matthias Mayer
Viel hat nicht gefehlt und Matthias Mayer wäre in der Kategorie „Gewinner“ gelandet. Im Super-G lag der Olympiasieger bis zur zweiten Zwischenzeit auf Goldkurs, sprang dann aber mit Bestzeit an einem Tor vorbei. In der Abfahrt ging Mayer als Fünfter ebenfalls leer aus. In beiden Rennen wäre für den Kärntner definitiv mehr möglich gewesen.
Vincent Kriechmayr
„Ich mag Aare.“ Vincent Kriechmayr hatte bei der WM gut lachen. Der Oberösterreicher holte die Kohlen für die Speed-Herren aus dem Feuer und fuhr im Super-G zu Silber und in der Abfahrt zu Bronze. Im Super-G fehlten nur läppische neun Hundertstel auf Gold, in der Abfahrt waren die Norweger Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal nicht zu schlagen. Kriechmayr freute sich dennoch: Darüber, dass er noch einmal mit Svindal gemeinsam am Podium stehen durfte und über seine ersten beiden WM-Medaillen.
Hannes Reichelt
Bei seiner möglicherweise letzten WM sorgte Hannes Reichelt für Aufsehen, allerdings nicht mit seinen sportlichen Leistungen. Vor der Abfahrt schwänzte der 38-Jährige bewusst die Startnummern-Auslosung, als Strafe erhielt er eine Startnummer nach 45. Reichelt, der sonst die Eins zugelost bekommen hätte, hatte mit viel Neuschnee gerechnet, wollte nicht Schneepflug spielen und sah hintenraus ein Lichtfenster. Der Poker wäre fast aufgegangen: Bei der ersten Zwischenzeit leuchtete es tatsächlich Grün auf, dann machte Reichelt aber einen Ausflug in den Tiefschnee - Rang 29. Im Super-G schied er aus.
Michael Matt
Die Saison von Michael Matt war bis zur WM ein Auf und Ab. Zwar standen fünf Top-Acht-Ränge in Spezialslaloms zu Buche - darunter Platz drei in Madonna -, aber auch der Ausfall in Zagreb, die Nicht-Qualifikation in Adelboden und Platz 13 in Schladming. Der Tiroler zählte in Aare also nicht unbedingt zu den absoluten Topfavoriten. Aber wie schon bei den Olympischen Spielen im Vorjahr, wo er Bronze gewann, brachte Matt bei der WM die Leistung auf den Punkt und holte flankiert von Marcel Hirscher und Marco Schwarz Silber.
Bernadette Schild
Für Bernadette Schild war Schweden nicht wirklich eine Reise wert. Im Riesentorlauf krachte die Salzburgerin nach ihrem Ausfall mit dem Oberkörper in eine Torstange, die blauen Flecken werden sie noch länger an die WM erinnern. Auch im Slalom, wo sie in dieser Saison schon einen Stockerlplatz einfuhr, lief es nicht nach Wunsch. Schild kam mit dem flachen Hang („Auf so einer Piste lernt man normalerweise skifahren“) nicht zurecht. Als Neunte war Schild an diesem Tag die schlechteste der vier Österreicherinnen.
Katharina Liensberger
Auch wenn der Slalom mit Platz vier bitter geendet hat, kann Katharina Liensberger zufrieden aus Aare abreisen. Die 21-Jährige hat eine Silbermedaille aus dem Teambewerb und viele Erfahrungen mit im Gepäck. Obwohl es ihre erste Weltmeisterschaft war hat sich Liensberger nicht vom Drumherum beeindrucken lassen und das, was sie kann, trotz der herausfordernden Bedingungen gezeigt. Platz 12 in ihrer „schwächeren“ Disziplin, dem RTL, und Rang vier im Slalom können sich durchaus sehen lassen und lassen bereits für die nächste WM 2021 hoffen.
Romed Baumann
Lange musste Romed Baumann zittern, ob er überhaupt mit nach Aare fliegen darf. Aufgrund der Leistungen im Weltcup war ein Startplatz in Abfahrt und Super-G aussichtslos, in der Kombination durfte der Tiroler aber starten. Die Hoffnungen auf ein ähnlich gutes Ergebnis wie in Wengen, wo er Fünfter wurde, konnte Baumann allerdings schon nach der Abfahrt begraben, in der er nur knapp ein Sturz beim Zielsprung vermied. Baumann schimpfte über eine „katastrophale“ Piste und wurde in seinem vielleicht letzten WM-Bewerb letztlich 14.
ÖSV-Team
Ja, Österreich hat den Anspruch, die Nummer-1-Skination zu sein. Ja, Österreich hat im Finale des Teambewerbs gegen die Schweiz verloren. Mehr als Silber war gegen den in diesem Parallel-Bewerb übermächtigen Ramon Zenhäusern und Co. aber nicht drin. Das ÖSV-Team um Katharina Liensberger, Katharina Truppe, Marco Schwarz und Michael Matt, das erstmals in dieser Konstellation aufgetreten ist, hat sich gut verkauft und eher Silber gewonnen, als Gold verloren.
Ricarda Haaser
„Eigentlich hat es bei der WM in den Abfahrtstrainings am besten funktioniert.“ Diese Aussage von Ricarda Haaser sagt schon sehr viel aus. In Abfahrt und Super-G schaffte es die Tirolerin nicht ins ÖSV-Team, in der Kombination schied sie im Slalom aus und im Riesentorlauf reichte es nur zu Platz 15. "Wenn ich mich ein bisschen weiter vorne platzieren hätte können, wäre es okay gewesen, so ist nicht ganz das Ziel erreicht", resümierte Haaser.
Katharina Huber
Vor wenigen Wochen hätte wohl kaum jemand geglaubt, dass Katharina Huber überhaupt in den Flieger nach Aare steigt. Auch sie selbst hatte die WM schon abgeschrieben, gibt die 23-Jährige zu. Nach den Rängen 20, 21 und 18 im Weltcup löste sie mit Platz elf im Slalom in Maribor auf den allerletzten Drücker doch noch das WM-Ticket - und sorgte in Aare mit Rang sieben im Slalom prompt für eine Überraschung.
Roland Leitinger
Bei der WM 2017 in St. Moritz fuhr Roland Leitinger im Riesentorlauf sensationell zu Silber, in diesem Jahr war sein einziger WM-Auftritt vorzeitig zu Ende. Der 27-Jährige, der wie Stefan Brennsteiner - der guter Neunter wurde - seine Comeback-Saison nach Kreuzbandriss bestreitet, schied im zweiten Durchgang mit Einfädler aus. Das blieb sogar Doppel-Weltmeisterin Mikaela Shiffrin nicht verborgen: „Das Niveau bei den Herren ist im RTL sehr hoch, sie fahren so eng zu den Toren, dass sie sogar einfädeln. So wie dieser Österreicher….ich erinnere mich leider nicht an seinen Namen…“