Auf Marcel Hirscher ist Verlass! Österreichs Superstar hält dem Druck stand und holt im letzten Bewerb der WM in Aare die ersehnte erste Goldmedaille für den ÖSV. Der 29-Jährige führt einen rot-weiß-roten Dreifachsieg an.
Der Salzburger gewinnt den Slalom in eindrucksvoller Manier vor Michael Matt (+0,65) und Marco Schwarz (+0,76).
Kombi-Weltmeister Alexis Pinturault (FRA) - zur Halbzeit noch Zweiter - verpasst nach einem schweren Fehler das Podest und wird Vierter.
Manuel Feller wird Sechster.
Christian Hirschbühl belegt mit einem Rückstand von 1,5 Sekunden den 11. Rang. Mit-Favorit Henrik Kristoffersen (NOR) erwischt einen schwarzen Tag und muss sich mit Platz acht begnügen.
Traumlauf im 1. Durchgang
Den Grundstein zum ersten Gold für das ÖSV-Aufgebot in Schweden - damit blieb die WM 1987 die bisher letzte ohne ÖSV-Sieg - legte Hirscher mit einer Traumfahrt im ersten Durchgang.
"Das ist sicher ein Lauf, den ich mir noch oft in meinem Leben anschauen werde", sagte der Annaberger und ließ im Finale keinen Zweifel an seinem Erfolg aufkommen. Hirscher triumphierte 0,65 Sekunden vor Michael Matt und 0,76 vor dem 23-jährigen Marco Schwarz, der nach Team-Silber und Kombi-Bronze als Dritter sein drittes Edelmetall in Schweden eroberte.
WM-Rekord für Hirscher
Von einer starken Erkältung besser erholt als noch bei der Fahrt zu Silber im Riesentorlauf am Freitag, holte der Topfavorit Hirscher sein drittes Slalom-Gold nach 2013 in Schladming und 2017 in St. Moritz.
Mit nun insgesamt sieben Gold- und vier Silbermedaillen überflügelte er den Tiroler Sailer (7-1-0). Doch dieser Rekord war für Hirscher selbst vorerst nebensächlich, wie er zugab. Ewige WM-Bestenliste>>>
"Unser Präsident springt im Ziel herum und freut sich"
"Es ist unglaublich, nach 2013 und 2017 jetzt 2019, bei meinen vielleicht letzten Weltmeisterschaften", sagte Hirscher, für den es der dritte WM-Titel im Slalom nach Schladming und St. Moritz war.
Hirscher verhinderte somit auch, dass Österreich erstmals seit Crans Montana 1987 ohne Goldmedaille bei Ski-Weltmeisterschaften bleibt. "Unser Präsident (Peter Schröcksnadel; Anm.) ist hier. Er springt im Ziel herum und freut sich", merkte Hirscher an, der am Mittwoch und Donnerstag noch durch eine Erkältung gehandicapt war.
Am Freitag hatte er im Riesentorlauf Silber erobert. "Ich möchte mich bei meinem ganzen Team bedanken. Sie haben wirklich hart gearbeitet, um mich ins Starthaus zu bringen."
Freude über Teamleistung
"Dankbarkeit überwiegt, denn als ich hergekommen bin, war es nicht selbstverständlich, dass ich mitfahren kann. Danke an das ganze Team", sagte der Familienvater nach dem ersten WM-Dreifach-Sieg von Österreichern überhaupt. Bei Olympia 2006 waren ebenfalls drei Österreicher auf dem Slalom-Podest gestanden.
Hirscher hob auch die Leistung seiner Teamkollegen hervor. "Cool, dass wir mannschaftlich so stark waren. Michi und Marco wären parat gewesen, wenn ich ausgefallen wäre." Für Manuel Feller und Christian Hirschbühl gab es die Ränge sechs bzw. elf. Österreich schloss die Titelkämpfe mit acht Medaillen ab (1-4-3).
Der Halbzeit-Zweite Alexis Pinturault, in den bisherigen Saisonslaloms zweimal Zweiter hinter Hirscher (Saalbach und Schladming), musste sich nach einem schweren Fehler im Finale mit dem vierten Platz begnügen (0,93 hinter Hirscher, 0,17 hinter Schwarz). Zuvor hatte sich der 27-Jährige Kombinations-Gold und RTL-Bronze gesichert.
Stimmen:
Marcel Hirscher (AUT/Gold): "Ich fühle Dankbarkeit. Als ich hier gekommen bin, war es nicht selbstverständlich, dass ich mitfahren kann. Danke ans ganze Team, sie haben alles probiert, dass ich wieder auf die Füße komme. Oben habe ich Vollgas gegeben, dann gemerkt, dass ich das Tempo nicht gehen kann. Ich wusste, dass Pinturault nicht in Führung liegt. Ins Ziel habe ich wieder versucht, Tempo mitzunehmen. Saucool, dass wir als Mannschaft so gut waren. Die beiden wären parat gewesen, wenn es mich rausgehaut hätte."
Michael Matt (AUT/Silber): "Es war brutal schwierig zu fahren, unruhig. Ich habe schon gescheit riskiert. Der Lauf war auch ein wenig anders. Ich glaube, ein gutes Ergebnis (für Matt, Anm.). Unten ins Ziel hinein wäre mehr gegangen. Ich habe mir schon gedacht, wenn das jetzt nicht für eine Medaille reicht..."
Marco Schwarz (AUT/Bronze): "Vierter wollte ich nicht werden. Ich habe Fehler gemacht, bin aber mega-happy über den dritten Platz. Ich habe oben gehört, dass Michi führt, das wollte ich auch machen. Es hat nicht gereicht, aber ich bin trotzdem happy. Man sieht, dass wir die Skination Nummer eins sind. Das war auch der Auftrag der Trainer gestern. Aber die Konkurrenz ist groß."
Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): "Ende gut, alles gut, hinter der Slowakei wäre ich nicht gern gewesen im Medaillenspiegel. Wir hatten vorher auch ein wenig Pech, muss man sagen. Aber wir sind jetzt sehr glücklich. Alle Achtung vor Marcel, bei dem Druck. Ziel waren sechs bis acht Medaillen. Jetzt haben wir acht, das ist schön. Gold haben wir auch zusammengebracht."
Ferdl Hirscher: „Zweifel muss man immer. Es gibt so viele Möglichkeiten. Der Lauf extrem lang, die Sicht schlecht, die Piste ramponiert. Im Slalom ist jedes Tor eine Hürde, wo man scheitern kann. Man zweifelt bis zum letzten Tor. Die ganzen Siege vom Marcel, die Weltmeistertitel, haben einen hohen Stellenwert. Wenn man so gesundheitlich angeschlagen ist, dann ist dieser Titel hoch einzuordnen. Aber der Titel in Schladming war natürlich unglaublich. Ich habe mich während des Rennens langsam rutschen an der Seite runterbegeben, um zu schauen, wie die Piste ist. Genießen können wir nicht. Wir müssen sofort das Hotel räumen, ins Auto reinspringen und ab nach Stockholm. Die Feier-Gaudi müssen wir im Frühjahr machen, im Moment haben wir keine Zeit!“
Alexander Van der Bellen (Bundespräsident): "Ein mehr als verdienter Sieg des Ausnahmekönners und Jahrhundertskifahrers Hirscher - und ein Dreifach-Triumph der Österreicher. Herzliche Gratulation an Marcel Hirscher zu Slalom-Gold, Michael Matt zu Silber und Marco Schwarz zu Bronze."