Daniel Andre Tande ist Skiflug-Weltmeister 2018. Der Norweger triumphiert in Oberstdorf in drei Sprüngen, der vierte Durchgang muss wegen des schlechten Wetters abgesagt werden.
Auf dem zweiten Platz landet Kamil Stoch. Der Pole holt mit 13,3 Punkten Rückstand Silber. Bronze geht an den Deutschen Richard Freitag. Stefan Kraft landet auf dem vierten Rang, dem Weltrekordler fehlen letztendlich 19,2 Punkte auf eine Medaille.
Clemens Aigner wird 18., Manuel Poppinger beendet die WM auf Rang 23.
Der vierte Durchgang wurde wegen zu starker Windböen abgesagt. So strahlten nach insgesamt drei Flügen lauter neue Gesichter vom Einzelpodest der Skiflug-WM. Tande (200 m) sorgte für Norwegens erstes Einzelgold seit dem Sieg von Roar Ljökelsöy 2006. Im Vorjahr hatte ihn bei der Vierschanzen-Tournee in Bischofshofen ein Bindungsdefekt um den möglichen Gesamtsieg gebracht. Im heurigen Weltcupwinter war der 23-Jährige schon dreimal Zweiter, zuletzt auf dem Kulm hinter seinem Teamkollegen Andreas Stjernen.
Eine Klasse für sich
Diesmal war Tande aber eine Klasse für sich und sicherte sich nach drei Weltcupsiegen seinen ersten wichtigen Titel. Stoch (211,5) fehlten am Ende 13,3 Punkte auf seinen letzten großen Sieg, der ihm nach Olympia, WM, Tournee und Gesamtweltcup noch fehlt. Der Weltcup-Spitzenreiter holte aber sein erstes bzw. das insgesamt zweite Flug-WM-Edelmetall für Polen nach Bronze von Piotr Fijas 1979. In der Vorwoche in Bad Mitterndorf war er in Folge der Tournee-Strapazen nicht über Platz 21 hinausgekommen.
Lokalmatador Freitag (190,5) wurde von Stoch zwar noch deutlich auf Platz drei verdrängt, dem Deutschen gelang zwei Wochen nach seinem Sturz in Innsbruck vor mit 25.000 Fans ausverkaufter Heimkulisse aber ein fast perfektes Comeback.
Kraft (206) verpasste seine zweite Einzelmedaille nach Bronze auf dem Kulm 2016 deutlich. Die erhoffte "Rakete" gelang dem Doppelweltmeister von Lahti neuerlich nicht. "Er hat sich echt gut angefühlt, es war vom Gefühl her jetzt mein Bester. Irgendwas fehlt, dass ich noch einmal richtig absegle", so der Pongauer. Auf den fünftplatzierten Stjernen (223,5) rettete er gerade noch 1,5 Punkte.
"Der vierte Platz immer der beschissenste"
ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin ärgerte sich zwar über den undankbaren Blechrang von Kraft, gestand aber die Überlegenheit der besten drei ein. "Das Ergebnis passt, es sind die besten Skiflieger vorne, aus. Natürlich ist aus unserer Sicht ist der vierte Platz immer der beschissenste. Stefan war gut unterwegs, aber schon zu weit weg, um zu sagen, ich kann Druck aufs Podium machen", sagte Kuttin.
Auf die Galaform des Vorjahres fehle bei Kraft aber nicht viel. "Ganz der Alte ist er noch nicht, es fehlt noch eine kleine Nuance. Die anderen haben auch mehr Selbstvertrauen seit der Tournee", meinte Kuttin und lobte seinen Topmann. "Er hat eine absolut gute Leistung gebracht."
Während die Norweger und Polen auch mannschaftlich voll überzeugten, landeten die anderen beiden Österreicher nach dem Verletzungs-Out von Michael Hayböck am Samstag nur im geschlagenen Feld. WM-Debütant Clemens Aigner (194,5), vor einer Woche noch Siebenter, wurde 18. Manuel Poppinger (177,5) belegte den 23. Platz.
Der Rest seiner Mannschaft habe eine "solide" Leistung gebracht, so Kuttin. "Das war ein gutes Niveau, aber sie können mehr." Dementsprechend sei man im Teambewerb am Sonntag auch Außenseiter. "Wir haben nichts zu verlieren, wir können nur gewinnen. Wir sind ganz klarer Außenseiter, aber der Glaube daran ist da." Ob der am Unterarm angeschlagene Hayböck im Teambewerb am Sonntag antreten kann, ist offen. Sein Ersatzmann wäre Florian Altenburger.
Kraft: "Das ist immer ein bisschen bitter"
Stefan Kraft sprach von einem bitteren Ergebnis, zollte den Medaillengewinnern aber Respekt.
"Bei der WM ist der Vierte immer ein bisschen bitter, ich bin trotzdem nicht unzufrieden, ich habe alles probiert. Die anderen drei waren einfach besser, da hat keiner Federn gelassen. Sie sind verdient vorne, sie waren sehr stabil", meinte Kraft.
Im Teambewerb müssten er und seine Teamkollegen über sich hinauswachsen. "Sicher ist es klar, dass wir ein kleines Wunder brauchen, dass wir eine Medaille gewinnen", so Kraft. Ohne Michael Hayböck werde es noch schwieriger. "Wir werden ihn sicher brauchen, er muss fit werden", betonte Kraft und ergänzte scherzhaft. "Ich putze ihm zur Not auch die Zähne."
Tande: "Es ist wirklich überwältigend"
Weltmeister Daniel Andre Tande: "Es ist wirklich überwältigend. Das war ein perfektes Wochenende für mich. Seit dem ersten Sprung ist es einfach super gelaufen. Vor allem mit dem Schanzenrekord in der Qualifikation. Ich hoffe, dass es so weitergeht", meinte der Norweger.
Bei Kamil Stoch überwog die Freude über das Edelmetall, nicht der Ärger über den verpassten Titel. "Ich bin wirklich glücklich mit dem Podium. Daniel war einfach überragend, aber ich bin wirklich froh über diesen Erfolg", sagte der Tournee-Dominator.
Lokalmatador Richard Freitag war sprachlos. "Wenn man bedenkt, was in den vergangenen Wochen los war, ist das unglaublich", meinte der Wahl-Oberstdorfer.