Eva Pinkelnig hat am Wochenende keinen Sieg nach Metern und Punkten gefeiert, aber mit Sicherheit einen über sich und so manche Zweifler.
Die 34-jährige Vorarlbergerin hatte in der Vergangenheit einige schreckliche Stürze erlebt, ihre Zukunft im Sport war fraglich gewesen. Ein Milzriss Anfang Dezember 2020 nach einem Sturz in Seefeld hatte sogar zu einer Notoperation geführt. Nun ist sie vom Skiflug-Weltrekord-Bakken bis zu 191 m geflogen. Und Pinkelnig hat noch nicht genug.
"Es ist schön, wenn man als Erwachsener Dinge zum ersten Mal machen kann. Das macht das Leben lebenswert", erklärte Pinkelnig danach. "Ich bin unheimlich stolz auf mich, dass ich das geschafft habe." Trotz beim langen Warten auf dem Balken, - sie musste zweimal nach einer Minute wegen der Windbedingungen wieder zurück - , aufgetretener schlimmer Bilder im Kopf. "Wenn's grün war, Vollgas zu geben", war ihr Credo.
Pinkelnig aktuell mit großem Selbstvertrauen
Dies habe mit Vertrauen zu tun. "Mit glauben an sich selber, mit glauben ans Gute im Leben und Vertrauen an die Trainer." Sie erwähnte u.a. auch die Zusammenarbeit mit Ex-Tourneesieger und Co-Trainer Thomas Diethart. Letzterer hatte nach einigen schweren Stürzen vor Jahren seine Karriere beendet.
Pinkelnig brach auch eine Lanze für die Skispringerinnen. "Frauen können sehr viel. Wenn man Frauen Vertrauen gibt, dann können auch Frauenkörper und Frauenköpfe sehr viel leisten."
Der Ausflug auf die größten Bakken der Welt soll kein Ausnahmeerlebnis bleiben. "Ich muss auf jeden Fall noch ein Jahr weitermachen, weil die 200 m hätte ich schon gerne", meinte sie nach ihrem 191-m-Flug zum Abschluss von Vikersund. Schon die 191 Meter seien "Wahnsinn" gewesen. Pinkelnig lobte übrigens auch die Jury, die das Risiko nicht zu hoch gesetzt habe.
Aufnahme des Skifliegens in Damenweltcup nicht absehbar
Wann denn nun im Frauen-Skifliegen auch Weltcuppunkte vergeben werden, dies scheint noch nicht sehr zeitnah zu passieren. Dies lässt auch der Sportliche Leiter im ÖSV für Skispringen und Nordische Kombination, Mario Stecher, durchblicken.
"Man hat sehr schöne Flüge gesehen. Man hat allerdings auch gesehen, dass die Dichte noch extrem weit auseinanderklafft und das gilt es natürlich für die Zukunft, um das dann auch in den Weltcupzirkus zu implementieren, zu verbessern", meinte der Steirer.
Zudem seien die Bedingungen am vergangenen Wochenende in Vikersund vom Wetter und der Schanze her perfekt gewesen. Man könne nur den Hut ziehen vor den Frauen. "Aber, so ehrlich muss man auch sein, es ist keine ungefährliche Sportart. Wir wissen von den Herren, dass es relativ schnell geht und kleine Fehler passieren und das kann auch fatal enden. Das wollen wir alle verhindern, deshalb muss man das sehr behutsam angehen", warnte Stecher.
"Freue mich riesig auf Winterkehraus"
Vorerst darf sich Pinkelnig aber auf Lathi freuen, wo sie den Lohn ihrer vor zwei Jahren nicht für möglich gehaltenen Saison erntet. Pinkelnig freut sich "riesig" auf den Winterkehraus.
"Ich kann es fast nimmer erwarten, dass ich jetzt endlich den Glasbecher kriege und dann so richtig feiern kann." Das Team reist etwas früher an und da will sie ein paar "Action"-Sachen machen. "Es gibt ein paar Ideen wie Husky-Schlittenfahren oder Skidoo fahren. Ich werde es dort noch genießen."