Sein achter Saisonsieg ist der emotionalste gewesen. Sein 37. Weltcupsieg am vergangenen Sonntag in Zakopane hatte durch die alleinige Führung in der Weltcup-Podestplatzwertung zwar auch besondere Bedeutung für Stefan Kraft, aber nun hat er seine Titelsammlung quasi komplettiert.
Der 30-Jährige hat Skiflug-Einzel-Gold seinen WM-Titeln von der Normal- und Großschanze, dem Team-Olympiasieg, dem Vierschanzentournee- und Gesamtweltcupsieg sowie dem Skiflug-Weltrekord hinzugefügt.
Damit spielt Kraft in einer Liga, in der sich der Finne Matti Nykänen bisher alleine befunden hatte. Langweilig wird Kraft das Gewinnen aber nicht, das Aufhören am x-ten Höhepunkt seiner Karriere ist für den Salzburger daher kein Thema.
"Macht süchtig"
"Wenn man so etwas genießen darf, macht das süchtig. Das will man immer wieder erleben", sagte Kraft. "Es macht sehr viel Spaß, ich tue es so gerne. Da gibt es immer wieder etwas zu erreichen. Jetzt habe ich ein Fixleiberl bei der nächsten Skiflug-WM. Wurscht, was ich zusammen springe, ich darf mittun. Und Olympia ist sowieso das große Ziel."
In der Tat hat Rot-weiß-Rot bei den nächsten Skiflug-Weltmeisterschaften 2026 in Oberstdorf nun neben Kraft das volle Vierer-Kontingent zur Verfügung.
Im Allgäu wird der Pongauer also noch dabei sein und in der gleichen Saison bei den Winterspielen in Mailand-Cortina auch auf sein erstes Einzel-Gold im Zeichen der Fünf Ringe losgehen. Vor zwei Jahren hat Kraft eben schon über Olympia-Gold gejubelt, im Team.
Vergleichen wollte er Skiflug-WM-Gold damit nicht. Auch das sei emotional brutal und eine Nervenschlacht gewesen, aber ohne Fans und fern von daheim.
Schlägt Kraft seine eigene Bestmarke?
Kraft befindet sich weiter auf einem guten Weg, zu seiner bisher erfolgreichsten Saison aufzuschließen.
Noch ist das der Winter 2016/17, als der rot-weiß-rote Überflieger neben auf Weltcup-Ebene acht Siegen bzw. 17. Podestplätzen, den Gesamt- und Skiflugweltcupsieg wie auch WM-Gold sowohl von der Normal- und der Großschanze, WM-Silber im Mixed und -Bronze im Team geholt hat.
Mangels nordischen Weltmeisterschaften kann Kraft in dieser Saison nicht mehr auf weiteres WM-Lorbeer kommen, noch 17 Weltcupspringen bis März bieten aber noch reichlich Möglichkeiten.
"Bin froh, dass ich das Gen bekommen habe"
Für selbstverständlich sieht Kraft diese Erfolgslawine nicht an, am Kulm wäre er auch mit einer Medaille jeder Farbe zufrieden gewesen.
"Schön aber, dass es immer wieder so aufgeht. Wenn ich auch bei den Trainern und so immer so viel Respekt zurückbekomme, dann checke ich es selber erst, wie besonders das ist."
Der Gesamtweltcupführende weiß, dass er mit einem speziellen Talent und einer Eignung fürs Skispringen und Skifliegen gesegnet ist und ist dankbar dafür: "Ich bin froh, dass ich das Gen bekommen habe und dass es irgendwo da ist und dass es immer wieder funktioniert."
Kraft trotzt körperlicher Wehwehchen
Bemerkenswert sind Krafts Erfolge auch deshalb, da er immer wieder einmal mit Wehwehchen und leichten Erkrankungen zu kämpfen hat.
Die diese Saison wieder aufgekommenen Rückenprobleme hat er aber ebenso wieder in den Griff bekommen wie er sich von einer hartnäckigen Verkühlung in der WM-Woche nicht hat unterkriegen lassen.
Minutiös nutzte er jede sich bietende Gelegenheit, um sich zu schonen und zu regenerieren. "Ich habe mich heute schon besser gefühlt", sagte Kraft nach dem Einzel-Coup.
Für den Teambewerb ließ das einen erneuten Angriff auf Gold erwarten.