"Es ist wieder sehr kitschig!"
Stefan Kraft traf es im Anschluss an den letzen Saison-Bewerb des Skisprung-Weltcups auf den Punkt.
Aus rot-weiß-roter Sicht hätte es am Sonntag zum Finale des Skiflug-Wochenendes in Planica kaum ein märchenhafteres Ende einer rundum gelungenen Saison spielen können. Und das, obwohl am Ende des Tages Österreichs Skisprung-Aushängeschild in gewisser Weise durch die Finger schaute (alle Infos >>>).
Mit zwei sensationellen Durchgängen flog Daniel Huber überlegen zum Tagessieg - bei traumhaften Bedingungen ließ der Seekirchener die versammelte Konkurrenz um Freund und ÖSV-Teamkollege Kraft in der slowenischen Wintersport-Hochburg deutlich hinter sich und kürte sich obendrein sensationell zum Sieger des Skiflug-Weltcups.
Ergebnis des 2. Skiflug-Einzelbewerbs in Planica>>>
Huber: "Einfach unbeschreiblich"
Der 31-Jährige konnte sein Glück im Anschluss jedenfalls kaum fassen. "Unfassbar. Die letzten paar Wochen waren echt genial. Bei der Siegerehrung kann es leicht passieren, dass es mir das eine oder andere Freudentränerl in die Augen drückt. Es war echt ein harter Weg und das zu finishen, ist einfach unbeschreiblich."
Nach Platz zwei im ersten Einzel-Fliegen am Freitag (alle Infos >>>) und dem Sieg im Team-Bewerb am Samstag (alle Infos >>>) ließ Huber das Saisonfinale zumindest in sportlicher Hinsicht zu einer One-Man-Show werden.
"Ich habe mich heute wieder richtig gut gefühlt, habe gewusst, was ich zu tun habe. Im zweiten Durchgang bin ich dann sogar im Flug ein wenig nervös geworden, weil ich gemerkt habe: 'Jetzt kann ich's echt gewinnen' Dass mir das heute gelungen ist, ist echt verrückt."
Erst im September wieder auf der Schanze gestanden
Ein Saisonabschluss, der einige Monate zuvor alles andere als abzusehen war. Denn Huber blickt auf eine lange Leidenszeit zurück. Aufgrund von Knie- und Hüftproblemen musste sich der Vater einer kleinen Tochter im März 2023 einer Operation unterziehen. Erst Ende November kehrte er in Lillehammer in den Weltcup zurück.
"Ich habe erst im September zum Springen angefangen. Da kann man aber auch nicht davon reden, dass ich gleich dreimal die Woche springen gegangen bin. Das ist einmal ein Gewöhnen an die Belastung. Ich bin dann erst im Oktober zum Team gestoßen. Dann muss man davon ausgehen, dass es nicht so rund läuft wie bei allen anderen."
Auf seine Unterstützer vergaß Huber, der zwischenzeitlich sogar im Continental-Cup sprang, im Augenblick des Erfolges aber natürlich nicht. "Danke an alle, die da mitgeholfen haben: von Ärzten über Serviceleute, Pressebetreuer, Trainer, Physios. Unfassbar, was wir heuer noch auf die Füße gestellt haben."
Das waren die bisherigen Gesamtweltcupsieger im Skispringen
Kraft nach verpasstem Skiflug-Kristall: "Wenn, dann der Hubi!"
Dass ausgerechnet ein gewisser Stefan Kraft zum "Leidtragenden" der Sternstunde des Daniel Huber avancieren würde, verlieh jenem denkwürdigen Weltcup-Finish aus österreichischer Sicht noch einmal eine kleine Prise Brisanz.
Trotz eines genialen zweiten Durchgangs schaute der Gesamtweltcup-Sieger im Kampf um die kleine Skiflug-Kugel durch die Finger. "Ich hab mir nach meinem Flug gedacht: 'Ja, das war's jetzt'. Ich habe meinen besten Sprung zum Schluss gemacht, habe alles daran gesetzt, dass ich die kleine Kugel noch kriege."
1,7 Punkte fehlten Kraft am Ende auf Tagesrang drei, der ihm für Skiflug-Kristall gereicht hätte. Am Ende überwog aber doch eindeutig die Mitfreude für Teamkollege "Hubi".
"So wie er hier geflogen ist, muss ich auch ehrlich zugeben, dass er gerade der beste Flieger ist. Unglaublich, das war eine Machtdemonstration. Der Hubi ist einer meiner besten Freunde. Jetzt holen wir uns hier beide eine Kugel ab. Natürlich hätte ich gerne alles abgeräumt, das ist der Sportlerkopf. Aber wenn, dann der Hubi!"
Kraft zieht Saison-Resümee: "Eigentlich ist alles perfekt gelaufen"
Und Huber selbst? Der gab mit einem leichten Schmunzeln zu: "Es tut mir ein bisschen leid für den Krafti, aber er hat eh schon so viel gewonnen."
Kraft bekam im Anschluss die große Kristallkugel für den Gesamtweltcupsieg überreicht. Das Resümee für die mit dem letzten Fliegen abgelaufene Saison fällt überragend aus.
"Eigentlich ist alles perfekt gelaufen. Der letzte Sprung war genau passend zur Saison: Wenn es zählt, kommt etwas Besonderes heraus. Ich hab mit dem Druck sehr gut umgehen können. Der Weltmeistertitel war wunderschön, das Emotionalste in meiner Karriere."