Stefan Kraft hat sich beim Skifliegen in Vikersund am Sonntag zum dritten Mal nach 2017 und 2020 zum Weltcup-Gesamtsieger im Skispringen gekrönt (Alle Infos >>>).
Im Interview lässt der 30-jährige Salzburger seiner Freude freien Lauf. Schluss soll dabei noch lange nicht sein, für die Einzel-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen könnte er sogar noch zwei Anläufe nehmen, vorausgesetzt Skispringen ist auch 2030 noch sein "Traumjob".
Frage: Herzliche Gratulation! Man müsste sie öfter auf Weltreise schicken, wenn dann so eine Saison herauskommt.
Stefan Kraft (lacht): Ja, das höre ich immer öfter. Aber das spielt es nicht und meine Frau muss auch arbeiten gehen. Aber wir werden auch so wieder einen schönen Urlaub haben.
Frage: Liegt der Schlüssel für Ihre Spitzensaison im schmerzfreien Sommer?
Kraft: Ich habe so gut wie lange nicht mehr trainieren können im Sommer. Das ist immer die Basis bei mir, wenn ich gut trainieren kann und mit Selbstvertrauen in den Winter gehen kann. Da waren keine sinnlosen Verletzungen, das Kreuz (der Rücken, Anm.) war komplett ruhig. Das ist kurz vor Weltcupstart leider wieder gekommen, habe ich aber mit viel Hilfe in den Griff bekommen, und habe das noch schön finishen können.
"Ich werde wieder alles probieren, noch ein paar Siege zu schaffen, aber zehn ist immer noch ein Patzen."
Frage: Glauben Sie, wäre die Saison gar nicht möglich gewesen, wenn sie nicht mit vier Siegen en suite begonnen hätte?
Kraft: "So reinstarten ist immer ein Traum. Dann kriegt man einen Lauf. Man sieht, wenn man seine Sachen macht, steht der Einser da. Man braucht vielleicht nicht das letzte Windglück und es ist trotzdem was möglich. Das gibt dir einfach viel Selbstvertrauen."
Frage: Sie haben schon viele Erfolge gefeiert, wie auch das Einzel-Doppel-Gold 2017 in Lahti. Ist diese Saison trotzdem über alle zu stellen?
Kraft: "16/17 war sicher auch ganz was Besonderes. Die WM in Lahti war sehr kitschig und schön, danach mit dem Raw-Air-Sieg, mit zwei Kugeln und dem Weltrekord - die war schon auch unglaublich. Aber vom Niveau, wie ich es das ganze Jahr gehalten habe, war es heuer sicher noch einmal besser. So viele Siege sind mir bei weitem noch nie gelungen."
Frage: Jetzt haben Sie schon 13 Saisonsiege und 43 insgesamt. Niemand hätte vor der Saison gedacht, dass Sie vielleicht irgendwann noch zu Gregor Schlierenzauer aufschließen könnten. Glauben Sie es jetzt?
Kraft: "Nein, ich habe immer gesagt, es ist unmöglich. Es ist jetzt auch nicht in meinem Kopf, aber man sieht, wenn man so einen Lauf hat, geht es schnell. So was hat man meistens nur einmal im Leben. Ich werde wieder alles probieren, noch ein paar Siege zu schaffen, aber zehn ist immer noch ein Patzen."
"Die Zeit ist sehr schnell und auch schön vergangen, deshalb mache ich mir da noch keine Gedanken."
Frage: Sie sind aber erst 30. Ihr Teamkollege Manuel Fettner wird bald 39. Was ist Ihr Fernziel? Es fehlt Ihnen noch Einzel-Olympia-Gold.
Kraft: Einfach einmal Olympia in Europa. Das ist einmal ganz schön, wo die Familie dabei sein kann. 2026 habe ich immer schon gesagt - das ist schon sehr nahe und schon in zwei Jahren. Ich glaube schon, dass ich dann noch ein paar Jahre länger weitermachen möchte. Die Zeit ist sehr schnell und auch schön vergangen, deshalb mache ich mir da noch keine Gedanken.
Frage: Wenn der Körper mithält, sind auch zwei Olympische Spiele noch denkbar?
Kraft: Wenn es mir richtig Spaß macht, es läuft wie jetzt und mein Körper mitmacht, ja. Wenn es immer noch der Traumjob ist, dann auf jeden Fall.
Frage: Eine private Frage noch: Nach der Hochzeit und der Weltreise wäre der nächste Schritt ja ein logischer. Ist der schon in Planung?
Kraft (lacht): Nein, dafür reisen wir leider zu gerne. Wir sind doch beide sehr reiseverliebt, schauen uns die Welt an. Wir möchten die Zeit zu zweit noch nutzen, alles zu seiner Zeit dann.