Ungewöhnlich früh im Saison-Aufbau bestreitet Österreichs Skisprung-Elite die ersten Wettkämpfe. Ab 27. Juni werden in Zakopane im Rahmen der European Games je Geschlecht zwei Einzelbewerbe sowie auch eine Mixed-Konkurrenz ausgetragen.
Die Frauen-Equipe von Ski Austria kann sich bei diesen Matten-Events gleich beim neuen Chefcoach Bernhard Metzler sportlich vorstellen, der Vorarlberger hat im April von Harald Rodlauer übernommen. Die Erfolgslatte liegt jedenfalls hoch.
Rodlauer hat Daniela Iraschko und Co. zuletzt fünf Saisonen lang betreut und war auch schon von 2011 bis 2014 in dieser Verantwortung gestanden. Gerade die vergangenen beiden Saisonen waren jeweils mit dem Gewinn des Einzelweltcups und des Nationencups äußerst ertragreich, Metzler soll da jetzt anschließen.
"Das Ziel ist, dass wir uns in der sportlichen Arbeit weiterentwickeln", sagte der seit (dem heutigen) Dienstag 44-Jährige zur APA. "Aber es dauert, bis es vertraut ist, wie es bisher gelaufen ist." Dann würden Hebel an-, neue Ideen umgesetzt.
Metzler: "Es hat doch den einen oder anderen Misston und Reibereien gegeben"
Nach seiner am 7. April erteilten Zusage sei es ihm vorerst darum gegangen, sich einen Überblick zu verschaffen "und die Mädels kennenzulernen", so Metzler. Dazu diente u.a. ein alternativer Trainingskurs im Mai auf einer Hütte. "Außerdem habe ich mir Zeit genommen, dass ich mich mit jeder persönlich treffe und die Menschen abseits kennenlerne von dem Metier, in dem wir uns bewegen."
"Mein Fokus liegt am Anfang primär darauf, dass wir die Mannschaft als Einheit vereinen. Es hat doch den einen oder anderen Misston und Reibereien gegeben. Da bin ich am Aufarbeiten", bezog sich der Betreuer wohl auch auf schon damals nicht näher bezeichnete Unstimmigkeiten nach dem WM-Abschlussbewerb in Planica. In der Nacht darauf reiste Gesamtweltcupsiegerin Eva Pinkelnig überstürzt aus Slowenien ab.
Metzler geht da nun mit dem Blick von außen heran: "Es ist immer gut, wenn man von extern kommt und wenig Inhalte kennt. Ich habe nicht viel zurückgeschaut."
Fraglos sei es für ihn jedenfalls oberste Priorität, dass das Team miteinander funktioniere. "Das ist die Basis, dass man die Ideen umsetzen kann."
Metzler bringt den "notwendigen frischen Wind" ins ÖSV-Team
Dass Co-Trainer Thomas Diethart weiter mit an Bord ist - ein Wunsch Stechers -, begrüßt der neue Mann auf der Kommandobrücke. "Er hat mit den Mädels schon zwei Jahre lang gearbeitet und mehr Einblicke als ich - das hilft mir natürlich sehr." Die beiden hatten sich schon in Deutschland kennengelernt, als Metzler ab 2019 DSV-Co-Trainer seiner Landsleute Werner Schuster und Stefan Horngacher gewesen war.
Sein Team bestehe derzeit aus acht Sportlerinnen - Pinkelnig, Chiara Kreuzer, Sara Marita Kramer, Julia Mühlbacher, Jacqueline Seifriedsberger, Hannah Wiegele, Lisa Eder und Iraschko-Stolz. Dazu könne noch eine B-Kader-Athletin kommen. Die Weltcup-Quote erfordert eine Reduktion auf ein Sextett.
"Aktuell gibt es da einige Unbekannte", sprach Metzler die von einem Kreuzbandriss zurückkommende Lisa Eder oder Iraschko-Stolz an. "Mit ihr bin ich im Austausch, sie kommt von einer Operation zurück. Es wird tendenziell besser, aber da sind wir vom Skispringen noch weiter weg."
Kreuzer hingegen hat nach der Saison die erste Ausbildungsphase der Polizeischule absolviert und hatte so noch keine Pause. "Dafür gönne ich mir im Sommer ein, zwei Wochen", gab sie an.
Metzler steht die Salzburgerin positiv gegenüber: "Es taugt mir, er bringt einen frischen Wind hinein. Das war, glaube ich, ganz notwendig. Harry (Rodlauer, Anm.) hat eine gute Arbeit geleistet, aber irgendwann braucht es einen frischen Wind. Jetzt lernt er uns einmal kennen, wie wir ticken." Seifriedsberger sah es ähnlich: "Er hat neue Ansichten und bringt ein bisschen neuen Schwung hinein."