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Norweger sauer: Umgang mit Anzug-Skandal "war entsetzlich"

Robin Pedersen hat sich zum Anzug-Skandal geäußert. Er beteuert, den Anzug selbst genäht zu haben und kritisiert die Rolle der FIS bei der Aufarbeitung.

Norweger sauer: Umgang mit Anzug-Skandal Foto: © GEPA

Mit Saisonende ist im Skisprungzirkus scheinbar wieder Ruhe eingekehrt. Doch der Eindruck täuscht, denn die Norweger sehen sich aufgrund des Anzug-Skandals mit einem Verfahren konfrontiert.

Die FIS untersucht die genauen Umstände der Manipulation, sämtliche Anzüge, die von den Norwegern bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim verwendet wurden, werden vom Weltverband überprüft. Die betroffenen Athleten wurden von der FIS zeitweise suspendiert, mit Robin Pedersen hat sich nun einer dieser Springer zu Wort gemeldet.

Pedersen: "Was sie uns vorwerfen, ist nicht stichhaltig"

Gegenüber der norwegischen Tageszeitung "RanaBlad" schildert der 28-Jährige die Vorkommnisse aus seiner Sicht. Dabei stellt er klar, dass seine Sprunganzüge regelkonform gewesen seien: "Ich habe meine Anzüge selbst genäht, also weiß ich, dass mit ihnen alles in Ordnung ist."

Alleine die Tatsache, dass die Untersuchung bisher nichts ergeben hat, gebe ihm Recht. "Es hat fünf Minuten gedauert, um Fehler an den Anzügen von Marius (Lindvik, Anm. d. Red.) und Johann (André Forfang, Anm. d. Red.) in Trondheim zu finden, aber einen Monat, um im Frühjahr etwas zu finden. Ich fand es sehr seltsam, dass sie (die FIS, Anm. d. Red.) zu den Medien gingen und sagten, sie hätten etwas in unseren Anzügen gefunden", so Pedersen.

Die Vorwürfe der FIS seien haltlos, das habe der Austausch mit dem juristischen Beistand bestätigt: "Was sie uns vorwerfen, ist nicht stichhaltig. Alle unabhängigen Anwälte haben festgestellt, dass sie nichts gegen uns in der Hand haben."

Vorgehensweise der FIS sorgt für Unverständnis

Doch nicht nur in diesem Punkt habe sich die FIS unangemessen verhalten, auch der Ablauf der Untersuchung weise grobe Fehler auf: "Die Art und Weise, wie die FIS mit diesem Fall umgegangen ist, war entsetzlich, sie haben diese Situation sehr schlecht gehandhabt. Die Kommunikation hat völlig gefehlt, sie haben sich nicht an ihre eigenen Protokolle gehalten, es war für uns unmöglich, irgendetwas zu verfolgen. In meinem Fall gibt es Fehler in den Akten, und es heißt, dass sie mich wegen irgendetwas anklagen müssen, aber auch das haben sie nicht getan."

Zunächst wurde den betroffenen Athleten zugesichert, dass sie als Teil der Untersuchung in das FIS-Büro reisen dürften. Das sei ihnen dann doch verweigert worden. Diese Entscheidung sorgte für Kopfschütteln beim 28-jährigen Norweger:

"Es ist mein Sprunganzug, warum darf ich nicht dabei sein? Wir fünf Athleten durften einen Vertreter schicken, der Verband zwei, und die FIS hatte elf Leute da. Unsere Anzüge wurden nach allen Regeln der Kunst vermessen, aber wir durften nicht dabei sein."

Diese Vorgehensweise stehe laut Pedersen sinnbildlich für die Willkürlichkeit der FIS, der man als Athlet ausgesetzt sei. "Sie haben die ganze Macht. Sie kontrollieren, wer springen darf, sie kontrollieren die Ausrüstung, sie kontrollieren das Produkt. Wenn es irgendetwas gibt, das ihren Wünschen zuwiderläuft, machen sie einfach, was sie wollen. Es ist also sehr schwer, in diesem Spiel nur ein Spielball zu sein. Wenn es um viele Millionen an Einnahmen für den Verband geht oder darum, uns aus dem Geschäft zu drängen, ist es für sie nicht so schwer, uns aus dem Geschäft zu drängen", so die kritischen Worte des 28-Jährigen.

Deutsche Presse soll mit Boykott der Raw Air gedroht haben

Johann André Forfang und Marius Lindvik wurden direkt nach der Nordischen Ski-WM suspendiert, Kristoffer Eriksen Sundal, Robert Johansson und ebenjener Robin Pedersen wurden während des Trainings zum Start der Raw-Air-Tour in Oslo ausgeschlossen.

"Es gibt Gerüchte, dass die deutsche Presse gedroht hat, Raw Air zu boykottieren, wenn nicht alle Norweger aus dem Weltcup entfernt würden. Sie haben versucht, aus der Situation Kapital zu schlagen, um noch ein paar Medaillen zu holen. Wir drei Athleten sind leicht zu ächten, wenn es um Millionen an Fernsehrechten geht", meint Pedersen, dem besonders der Zeitpunkt der Suspendierung sauer aufstieß.

Die Kommunikation vonseiten der FIS in dieser Situation empfand er als "völlig absurd" und berichtete: "Wir hatten einen Sprung am Holmenkollen absolviert und waren nach dem Sprung auf dem Weg in die Umkleidekabine, als Robert eine E-Mail erhielt, in der stand, dass er suspendiert worden war und nicht mehr springen durfte. Ich hatte nicht einmal eine E-Mail erhalten. Ich musste Jan-Erik Aalbu (Teammanager der Nationalmannschaft, Anm. d. Red.) anrufen und fragen, was los ist. Wir wollten springen, aber uns wurde gesagt, dass das nicht möglich sei, weil der Skiverband uns auch gesperrt habe."

Persönlich informiert wurden die drei nachträglich suspendierten Athleten nicht, wie Pedersen weiter verrät. Erst durch die Medien habe das Trio davon erfahren, dass die Anzüge zu Untersuchungszwecken in der Schweiz sind. "Der Generalsekretär der FIS ist zu den Medien gegangen und hat gesagt, sie haben etwas in den Anzügen gefunden. Wir sind nicht darüber informiert worden", beklagte er.

Pedersen monierte, dass die FIS gar nicht daran interessiert war, das Problem zu lösen, vielmehr wurde die Situation vonseiten des Weltverbands weiter aufgebauscht.


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