Dass Österreichs Skispringer aktuell hinterherspringen hat für den ehemaligen ÖSV-Erfolgscoach Alexander Pointner mehrere Gründe.
"Aus meiner Sicht wurde nicht nur der Anschluss an eine moderne Sprung-Technik verpasst, sondern auch die Einstellung zum Spitzensport, die teamintern gepredigt wurde, war falsch", schreibt Pointner in seiner Kolumne in der "Tiroler Tageszeitung".
Den ÖSV-Adlern würde der berühmte "Killerinstinkt" fehlen, meint Pointner.
"Erfolgreiche Athleten sind fast immer sehr individuelle Persönlichkeiten, die ihren Weg gehen und auch einmal anecken (dürfen). Ein guter Trainer versteht es, die Kräfte seiner Athleten so zu lenken, dass Erfolg möglich ist. Natürlich kommt es dabei innerhalb einer Mannschaft zu Spannungen, aber auch diese Energien lassen sich in verträgliche Bahnen lenken."
Pointner weiß, wovon er spricht. Der gebürtige Oberösterreicher war zehn Jahre lang Cheftrainer der ÖSV-Skispringer und feierte mit den "Superadlern" große Erfolge. Wie er in seinem Buch "Mut zum Absprung" schreibt, kam es auch in dieser so erfolgreichen Zeit teamintern immer wieder zu Reibereien zwischen den Stars rund um Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern.
"Der Rest des Teams musste sich verbiegen"
Das Image der aktuellen ÖSV-Adler, das in den Medien vermittelt wird, stehe jedoch eher unter dem Motto: "Wir sind bodenständig, wir stehen einander bei".
Der Einzige, der immer in das Bild des netten Jungen, für den sich alle freuen, passte, sei jedoch Stefan Kraft. "Der Rest des Teams musste sich verbiegen und in eine Vorgabe pressen lassen, die nicht seinem Naturell entsprach", meint Pointner.
"Natürlich sind sportliche Leistung und Image nicht dasselbe, doch für mich verrät es viel über den mentalen Zugang zum Spitzensport. Es wird Zeit, dass es einmal richtig kracht im ÖSV-Team. Mit Wut im Bauch springt es sich mit Sicherheit nicht noch schlechter."