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Stefan Kraft: "Da will ich auch wieder hin"

Der ÖSV-Adler will wieder ganz nach oben und setzt dabei auf Altes statt Neues:

Stefan Kraft: Foto: © GEPA

Platz zwei ist nicht genug. Zumindest nicht für Stefan Kraft.

Österreichs bester Skispringer der vergangenen Jahre ist wieder zum Abflug bereit. Das Ziel: Der Gesamtweltcup-Sieg.

„Ryoyu Kobayashi hat uns letzte Saison gezeigt, wie Skispringen geht. Er hat die Latte wieder ein Stück höher gelegt. Da will auch wieder hin“, stellt Kraft vor Beginn der neuen Weltcup-Saison am kommenden Wochenende gegenüber LAOLA1 klar.

Der Salzburger belegte im vergangenen Winter Platz zwei im Gesamtweltcup, auf Saison-Dominator Kobayashi fehlten letztlich allerdings fast 800 Punkte. Um diese Lücke zu schließen, wollte Kraft in der anstehenden Saison auf eine andere Bindung - die auch Kobayashi oder Kamil Stoch springen - setzen. Ein Experiment, das gescheitert ist. 

Das gescheiterte Bindungs-Experiment

„Das ist die klassische Bindung, die die meisten springen, aber wir hatten halt immer unsere eigene Bindung. Man muss immer nach ganz vorne schauen und erkennen, was einen weiterbringt“, erklärte Kraft noch Ende Oktober, dass er vor hatte, die neue Bindung im Winter zu verwenden. 

Mitte November ist von dem Vorhaben nichts mehr übrig. "Ich bin wieder zur alten Bindung retour", sagt Kraft, bei dem sich bei den letzten Trainingskursen vor Saisonbeginn bezüglich der Bindung Unsicherheit breit machte. "Ich habe mir von der neuen Bindung erhofft, dass mich das wieder ganz nach oben bringt", gibt Kraft bei "Servus TV" zu, "aber die alte Bindung ist für mein Gefühl effektiver". 

Deshalb die Rückkehr zur bisherigen Bindung kurz vor Saisonstart. Die Vertrautheit mit dem bewährten Stabsystem soll sich rasch wieder einstellen. "Ich bin schon fünf, sechs Jahre damit gehüpft, das sollte ich wieder sehr schnell intus haben."

Kraft spürt es wie Hirscher

Kraft ist auch in der anstehenden Saison der große Hoffnungsträger der ÖSV-Fans. Die Ausnahmestellung als einziger Siegspringer der Österreicher kostet dem Salzburger aber Extra-Energie. "Ich merke nach der Saison, dass ich im Sommer immer mehr Pause brauche", erklärt der 26-jährige Salzburger.

Aussagen von Skistar Marcel Hirscher, der dasselbe Leid klagte, kann Kraft vor Beginn seiner achten Saison nachvollziehen. "Ich hab' gedacht, der Hirscher redet auch nur immer irgendwas für die Medien daher, aber ich glaube ihm das von Jahr zu Jahr mehr. Ich merke, dass es immer anstrengender wird", sagt Kraft gegenüber der APA.

Dennoch blickt Kraft positiv auf die kommende Saison. Die Vorbereitung sei sehr gut verlaufen, berichtet der 26-Jährige. „Es war alles so, wie ich es mir vorgestellt habe, außer die Wettkämpfe (Sommer-GP, Anm.), die waren so lala. Aber im Training waren schon sehr gute Sachen dabei, deswegen bin ich sehr zuversichtlich.“

Kraft hat eine Rechnung offen

Krafts primäres Ziel lautet vorerst, gut in die Saison zu starten. Danach soll der Angriff auf die Vierschanzen-Tournee und den Gesamtweltcup gestartet werden. Nach der Heim-WM in Seefeld gibt es in der Saison 2019/20 weder eine Nordische WM noch Olympische Spiele, dafür aber eine Skiflug-WM und die Raw-Air-Tour, bei der Kraft im vergangenen Jahr Zweiter wurde.

"Ich habe viele Ziele. Die Skiflug-WM, die ich sehr gern mag, vor allem ist Planica eine Lieblingsschanze von mir. Die Vierschanzen-Tournee ist wieder einmal großes Ziel und auch der Gesamtweltcup. Fad wird mir nicht", grinst der Gesamtweltcup-Sieger von 2016/17.

Und dann hat Kraft vor seinen heimischen Fans noch eine Rechnung offen. "Eines meiner größten Ziele ist, auch noch in Österreich ganz oben zu stehen bei einem Wettkampf. Das habe ich noch nie geschafft", sagt der zweifache Silber-Gewinner von Seefeld und Doppel-Einzel-Weltmeister 2017.

Auf heimischem Bodem ist er schon ein paar Mal Zweiter und Dritter geworden. "Aber außer in der Tournee-Gesamtwertung bin ich noch nie ganz oben gestanden. Jetzt habe ich heuer vier Chancen, vielleicht gelingt es einmal“, hofft Kraft auf die Bewerbe in Innsbruck und Bischofshofen Anfang Jänner sowie am Kulm Mitte Februar.

Kraft: "Nicht von heute auf morgen fünf Siegspringer"

Bei den Heimspringen aufzeigen wollen natürlich auch Krafts ÖSV-Kollegen, die laut dem Teamleader ebenfalls schon in den Startlöchern scharren. „Es wird nicht von heute auf morgen gehen, dass wir auf einmal fünf Siegspringer oder Podestspringer haben, aber wir sind sehr gut dabei. Beim Teamwettkampf sind wir sicher konkurrenzfähig“, ist Kraft von den rot-weiß-roten Adlern überzeugt.

Neben Cheftrainer Andreas Felder sind seit dem Frühjahr mit Harald Diess und Robert Treitinger zwei neue Co-Trainer sowie ein neuer Physiotherapeut mit an Bord. Ein Personal-Wechsel, den Kraft als „sehr positiv“ einordnet.

„Es wird sehr viel geredet. Sobald den Trainern etwas nicht passt, kommen sie zu uns, und umgekehrt. Es ist ein super Austausch im Team“, erklärt Kraft. „Die Stimmung ist sehr gut." Hoffentlich bleibt das auch während des Winters so...

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