Die Aufarbeitung des Anzug-Skandals, der sich im Zuge der Nordischen Ski-WM ereignet hat, ist in vollem Gange.
Vonseiten der FIS wurde eine Untersuchung eingeleitet, die die Vorfälle prüft (zum Nachlesen >>>). In dieser Kommission sitzt mit Christian Kathol auch jener Mann, der für die Materialkontrolle zuständig ist.
Diese Entscheidung sorgt bei Adam Malysz, dem Präsidenten des polnischen Skiverbands, für Unverständnis. "Was mich überrascht, ist, dass diese Angelegenheit von einem Ausschuss behandelt wird, dem auch Leute angehören, die eine Mitschuld an den Vorfällen tragen", sagte der Pole dem Online-Portal "sport.interia.pl" und legte nach: "Es sitzen sowohl Kontrolleure als auch Leute von der FIS in diesem Gremium. Diese Kommission sollte aber unabhängig sein."
Malysz: "Die Kontrollen sind einfach zu ungenau"
Der 47-jährige Pole, der zu seiner aktiven Zeit viermal Weltmeister und Gesamtweltcupsieger wurde, sieht besonders die Rolle des aktuellen FIS-Kontrolleurs kritisch. Im Interview mit "sport.interia.pl" erhebt er schwere Vorwürfe gegen Kathol. "Ohne unsere Warnungen wäre dieser Betrug überhaupt nicht aufgedeckt worden. Wenn es keine eindeutigen Beweise in Form von Aufzeichnungen gegeben hätte, hätten die Norweger weiterhin betrogen. Die Kontrollen sind einfach ungenau", so Malysz.
Kathol hat kürzlich klargestellt, dass Zeit und Personal für eine genaue Untersuchung fehlen würden, eine Aussage mit der Malysz nichts anfangen kann. "Es können schließlich mehr Leute eingesetzt werden", meint die Skisprung-Ikone verärgert. "Wir haben schon seit langem Unregelmäßigkeiten beim Material gemeldet und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er das überprüfen soll", gibt der 47-jährige Pole zu verstehen.
Kathol habe es "völlig verabsäumt, das zu überprüfen"
Auch die Ungereimtheiten bei den Anzügen der Norweger wurden vom polnischen Team bei Kathol gemeldet. "Wir haben gezeigt, dass die Anzüge der Norweger unnatürlich gestreckt waren, weil sie unten an den Stiefeln Überlappungen hatten. Das war bereits ein Hinweis darauf, dass der Anzug gefälscht war. Wäre normales Material vorhanden gewesen, hätte er sich einfach gedehnt", erklärt der ehemalige Weltklasse-Springer weiter.
Kathol habe es, so der Vorwurf, "völlig versäumt, das zu überprüfen. Er hätte nur versuchen müssen, den Anzug zu dehnen. Er hätte den Unterschied sofort bemerkt. In einem normalen Anzug, ohne Versteifungsbänder, hätte er sich gedehnt. Der veränderte Anzug wäre steif geblieben", so die Ausführungen von Malysz.
Die Diskussionen diesbezüglich werden weitergehen. Es liegt nun an der FIS die richtigen Erkenntnisse aus dem Anzug-Skandal zu ziehen.