Bei Stefan Kraft sind nach seinem ersten Gesamtweltcup-Sieg alle Dämme gebrochen.
"Dass ich heute dreimal ganz oben stehe, dreimal die Hymne hören darf, das ist schon unter die Haut gegangen. Ich bin noch nie so emotional gewesen wie heute: Ich habe noch nie geweint wegen so was, normal nur, wenn mir etwas richtig wehtut, und das ist ganz selten. Heute hat es mir echt die Tränen rausgedrückt und ich habe fünf Minuten gebraucht, als ich in die ganzen Gesichter geschaut habe", sagt der 23-Jährige.
Auf die beiden Weltcup-Kugeln werde er gut aufpassen, scherzte er. "Denen wird es gut gehen bei mir.
Das i-Tüpfelchen
Kraft sicherte sich mit seinem Sieg beim abschließenden Skifliegen in Planica neben der großen auch die kleine Kugel im Skiflug-Weltcup und setzte so einen perfekten Schlusspunkt hinter eine beeindruckende Saison.
"Es war eine Wahnsinns-Saison heuer und das jetzt so abzuschließen, ist eine große Ehre", sagt der Pongauer, der sich in diesem Winter auch zum Doppel-Weltmeister kürte und einen neuen Skiflug-Weltrekord aufstellte.
Auch Cheftrainer Heinz Kuttin freut sich über das sensationelle Saisonfinish von Kraft. "Das i-Tüpfelchen. Es war wirklich unglaublich, obwohl es nach der Raw Air schwieriger geworden ist. Und jetzt setzt er im Fliegen noch einmal einen drauf. Es war unglaublich", konstatiert Kuttin gegenüber der APA.
Kraft habe bewiesen, welch Selbstvertrauen er hat, und den Lauf durchgezogen. "Den Druck, den er drauf gehabt hat, hat er am Freitag abgeworfen mit seinem Sieg. Da hat man gemerkt, wie der Mensch fliegen kann", sagte der Kärntner nach Abschluss seiner dritten, bisher erfolgreichsten Saison als ÖSV-Cheftrainer.
Kraft: "Da haue ich ab"
Nicht weniger als 17 Podestplätze hat Kraft in dieser Weltcup-Saison abgeliefert, der Sieg am Sonntag war sein achter der Saison. Am Gesamtsieg hatte spätestens seit seinem Einzelsieg am Freitag niemand mehr gezweifelt, obwohl Kamil Stoch bis zum Schluss mit dem Pongauer fightete. Am Ende hatte der Pole 141 Zähler Rückstand auf Kraft.
Dementsprechend zufrieden bilanzierten auch die ÖSV-Funktionäre. "Es war für uns eine richtig gute Saison. Die 300 Punkte Rückstand waren etwas, wo man nicht mehr daran glaubt, vor allem weil Stoch ein begnadeter Springer ist. Es war ein richtig toller Wettkampf zwischen den beiden, aber Stefan war von der WM weg perfekt", meint Ernst Vettori, der Sportliche Leiter für Skispringen und Nordische Kombination.
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel pries den Athleten wie den Menschen Stefan Kraft: "Stefan ist eine ganz besondere Person. Er bleibt am Boden, ist ein guter Athlet, ist lustig. Verbesserungen gibt es immer, aber wenn man einen Kraft hat, überdeckt er alles."
Der Überflieger selbst will nun viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen, die Empfänge und Ehrungen genießen und zuvor noch "g'scheit feiern". Und Mitte April steht dann ein wohlverdienter Urlaub auf dem Programm. "Da haue ich mit meiner Freundin in Richtung Malediven ab", freut sich Kraft.