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Herr Prüller, ist am Kulm der Weltrekord möglich?

Knapp zehn Meter fehlen auf den Weltrekord, der am Kulm theoretisch möglich sein soll. Dafür müssten jedoch einige Voraussetzungen erfüllt werden.

Herr Prüller, ist am Kulm der Weltrekord möglich? Foto: © GEPA

Österreich ist aktuell das Mekka das Wintersports.

In den vergangenen Tagen lockten die Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel sowie die Nacht-Bewerbe in Schladming tausende Ski-Fans an die Piste und vor die TV-Geräte. Am kommenden Wochenende stehen bereits die nächsten Highlights an, diesmal in Bad Mitterndorf und Seefeld.

Während in den Tiroler Alpen das mittlerweile prestigeträchtige und zugleich traditionelle "Nordic Combined Triple" der Nordischen Kombinierer über die Bühne geht, steht im Ausseerland wieder die Weitenjagd an.

Knapp drei Jahre ist es her, dass ÖSV-Adler Stefan Kraft den Kulm als bisher letzter Triumphator verlassen hat. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie fand auf der im steirischen Tauplitz gelegenen Skiflug-Schanze kein Weltcup-Bewerb mehr statt.

Generalprobe für die Skiflug-WM 2024

Nun kehren Kraft und Co. an den Ort zurück, der 2024 - und damit zwei Jahre früher als ursprünglich geplant - die nächste Skiflug-Weltmeisterschaft austragen wird. Die Vorfreude auf die kommenden Tage ist inzwischen dem großen Stress gewichen, wie Christoph Prüller im LAOLA1-Interview betont.

Der 39-Jährige übernahm im Oktober 2019 von Hubert Neuper den Chefposten des Organisationskomitees für das Skifliegen am Kulm und geht somit in sein zweites Weltcup-Wochenende.

Am Donnerstag nahm sich Prüller jedoch etwas Zeit und sprach über Veränderungen auf der Schanzenanlage, das anstehende Skiflug-Fest, die Vorbereitungen auf die WM 2024 und beantwortete die Frage, ob ein Weltrekord am Kulm möglich ist.


LAOLA1: Wie groß ist die Vorfreude auf das Wochenende?

Christoph Prüller: Sehr groß! Es ist sehr überraschend, dass die Jungs schon so weit fliegen (Anm: Beim Einfliegen der Vorspringer am Donnerstag wurden bereits 235 Meter erreicht). Das ist natürlich sensationell für uns. Es bestätigt, dass wir gut gearbeitet haben.

LAOLA1: Welche Herausforderungen gilt es noch zu bewältigen?

Prüller: Wir müssen jetzt noch das Veranstaltungsgelände final auf Vordermann bringen, da gibt es das eine oder andere Thema, das noch zu erledigen ist. Aber sonst haben wir alles fest im Griff und freuen uns sehr auf die Bewerbe. Dem Einfliegen haben wir entspannt entgegen gesehen, es funktioniert perfekt. Dementsprechend sind wir jetzt super happy und freuen uns auf die Qualifikation am Freitag.

LAOLA1: Es sind die ersten Weltcup-Bewerbe seit 2020, was hat sich seitdem am Gelände verändert?

"Wir haben schon beim Einfliegen gesehen, dass die Burschen, die heute das erste Mal auf der Flugschanze sind, gleich über 200 Meter fliegen."

OK-Chef Christoph Prüller spricht von idealen Flug-Bedingungen

Prüller: Wir haben im vergangenen Herbst in ein neues Windnetz investiert und größere Masten installiert. Wir wollen veranstaltungssicher sein und den Athleten gegenüber große Sicherheit bieten können.

LAOLA1: Wie ist der Zustand der Schanze? Welche Bedingungen erwarten Sie für die nächsten Tage?

Prüller: Die Wetterprognose ist aktuell so, dass wir sehr gleichbleibendes Wetter haben. Wir haben etwas Hochnebel, es ist bewölkt. Wir haben doch um die minus fünf Grad – eigentlich ein ideales Flugwetter. Ohne Sonne gibt es keine großen Winde und Temperaturunterschiede, dadurch haben wir stabileren Wind und das ist genau das, was wir für das Skifliegen brauchen. Wir haben schon beim Einfliegen mit diesen Bedingungen gesehen, dass die Burschen, die heute das erste Mal auf der Flugschanze sind, gleich über 200 Meter fliegen.

LAOLA1: Die Fans dürfen sich also auf ein richtiges Skiflug-Fest freuen?

Prüller: Ja, definitiv! Ich wiederhole mich nur ungern, aber wir haben nicht nur mit den Österreichern sondern vor allem mit einem Granerud, Kubacki, den Slowenen Lanisek und Zajc, uvm. zumindest zehn wirklich hervorragende Skiflieger. Das wird sicher ein mega Fight, den die sich liefern werden und ich bin schon gespannt, wer der Beste ist und die Trophäe vom Kulm mit nachhause nehmen wird.

LAOLA1: Kann man bereits abschätzen, wieviele Fans ungefähr kommen werden?

Prüller: Es ist ein bisschen schwierig zu sagen. Wir haben immer sehr viele Tageskassen am Kulm, sind vom Kartenvorverkauf sehr ähnlich wie 2020 unterwegs. Ich sage einmal an die 20.000 bis 25.000 Fans wären schön. Wenn es weniger werden, ist es auch okay.

LAOLA1: Die Bewerbe sind gleichzeitig die Generalprobe für die Skiflug-WM 2024, die man aufgrund der Absage von Harrachov zwei Jahre früher als ursprünglich geplant austragen wird. Wie weit sind diesbezüglich bereits die Planungen?

Prüller: Gedanklich sind wir mit den Planungen schon intensiv dabei, jetzt müssen wir aber einmal diese Veranstaltung über die Bühne bringen. Es gibt noch ein paar interessante Themen, was Investitionen betrifft. Zum Beispiel neue Zufahrten am Gelände für eine bessere Anreise, dann auch mit der Bahn. Das wird alles in den nächsten Wochen final entschieden und dann sind wir in der Spur für die Skiflug-WM 2024.

LAOLA1: Welchen Wert hat die WM für den Ort Bad Mitterndorf?

Prüller: Natürlich einen sehr hohen Wert. Durch die Skiflug-Anlage und den Weltcup kennt man die Region. Bad Mitterndorf hat ja auch eine sehr große Vergangenheit, was das Thema Skispringer anbelangt. Ich brauche nur Hubert Neuper zu nennen oder Wolfgang Loitzl, aktuell auch Francisco Mörth. Das Skifliegen hat sehr große Tradition und begeistert auch die Region. Jeder steht hinter dem Kulm, will helfen und dabei sein. Wir haben es bereits beim Einfliegen gesehen, es waren mehrere hundert Personen da und jubelten den Jugendlichen zu.

"Ich habe zu meinem Freund Martin Hochrainer gesagt, wir können nicht zulassen, dass der Kulm stirbt."

LAOLA1: Sie haben kurz Hubert Neuper erwähnt, der über 20 Jahre lang der OK-Chef am Kulm war. Im Oktober 2019 haben Sie den Job übernommen. Warum?

Prüller: Ich habe damals gehört, dass Hubert Neuper aufhören wird. Ich habe zu meinem Freund Martin Hochrainer gesagt, wir können nicht zulassen, dass der Kulm stirbt. Veranstaltungen zu organisieren taugt mir grundsätzlich extrem, dann bin ich zum Bürgermeister und zum ÖSV gegangen und habe gesagt: Ich will das machen! Seit 2020 machen wir das nun. Wir haben einen Weg begonnen, der sicher nicht einfach ist. Es gibt sehr viele bürokratische Hürden zu überwinden, es gilt neue Ideen einzubringen und ein Konzept zu entwicklen, das langfristig hält. Da sind wir dabei, das ist ein Prozess - auch wenn der eine oder andere noch ungeduldig ist und sagt, es ist nicht so wie früher. Ja, das soll es auch nicht sein, das ist neu! Es gibt neue Ideen und wir fangen an, diese zu realisieren.

LAOLA1: Den Kulm und den Skisprung-Sport als Gesamtprodukt soll es langfristig geben, Ihnen ist das Thema Nachhaltigkeit dabei sehr wichtig. Wie nachhaltig ist der Skisprung-Sport heutzutage?

Prüller: Das muss man in zwei Teile trennen. Der Skisprung-Sport hat im Vergleich zum alpinen Skisport einen sehr großen Vorteil. Die Schanzenanlage ist sehr übersichtlich, man kann im Sommer auf Matten springen. Das bedeutet, es besteht die Möglichkeit einer Mischung – wie es sie heuer bereits in Wisla gegeben hat. Das hat nicht so schlecht funktioniert. Deswegen ist man, was das Thema Umwelt in diesem Sport betrifft, für die Zukunft sicher gerüstet, um flexibel reagieren und verschiedene Bewerbsformen anbieten zu können. Was den Kulm betrifft: Wir haben das Glück, dass wir klimatisch sehr gut positioniert sind. Es ist immer sehr kalt bei uns, daher haben wir immer viel Schnee in der Region und ich mache mir keine Sorgen über die Zukunft.

"Theoretisch ist er möglich, praktisch muss wirklich alles zusammenpassen."

Der OK-Chef über einen möglichen Weltrekord am Kulm

LAOLA1: In den kommenden Wochen werden sich die Athleten nicht nur am Kulm, sondern auch in Vikersund und Planica wieder auf die Jagd nach dem Weltrekord machen. Hier liegt der Schanzenrekord bei 244 Metern (Anm: Peter Prevc, 2016) – sind Weltrekorde am Kulm überhaupt möglich?

Prüller: Theorie und Praxis scheiden meistens die Geister. Theoretisch ist er möglich, praktisch muss wirklich alles zusammenpassen – der Athlet, das Wetter, der Wind, die Sonne usw. Da sind wir mit unseren Aussagen sehr vorsichtig und meinen, dass ein Weltrekord sehr schwer möglich ist.

LAOLA1: Warum?

Prüller: Da muss die FIS mitspielen, die muss ihre Rahmenbedingungen ändern, damit man das Schanzenprofil verändern kann. Das ist aus meiner Sicht aber noch viel zu weit weg. Jetzt geht es darum, die Veranstaltung kontinuierlich zu positionieren, einen Rhythmus reinzubringen und ein Veranstaltungskonzept zu finden, dass auch wirtschaftlich umsetzbar ist. Dann kann man die nächsten Schritte gehen.


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