Die ÖSV-Skispringer haben mit argen Formproblemen zu kämpfen.
Nach dem erfreulichen Auftaktspringen in Oberstdorf, als Stefan Kraft auf Rang drei sprang, folgte eine herbe Schlappe in Garmisch-Partenkirchen mit Daniel Huber als besten Österreicher auf Platz 15.
Dass von heute auf morgen nicht alles wie am Schnürchen laufen kann, war ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder schon immer klar: "Das wird uns noch öfter passieren. Wir sind noch nicht so gefestigt, das habe ich von Anfang an gesagt. Da gibt es teilweise eine gute Performance, aber die Sicherheit und Konstanz sind noch nicht da."
Felder hofft auf Innsbruck
Man dürfe dennoch nicht den Kopf verlieren und keine Panikaktionen setzen, sagte der Cheftrainer und hofft auf den dritten Tournee-Bewerb am Freitag in Innsbruck.
Dass Stefan Kraft mit seinem Scheitern in Garmisch im ersten Durchgang - "mit der Brechstange" - die Chance auf einen vorderen Tournee-Gesamtrang vergeben habe, sei schade, erklärte Felder.
"Wir müssen jetzt Springen für Springen schauen. Ich hoffe, dass wir in Innsbruck gleich besser reinkommen, dass das Gefühl besser kommt und dann wird es auch wieder besser gehen. Davon bin ich überzeugt."
Kraft erlebte zu Neujahr einen Rückschlag, doch am Mittwoch, dem Ruhetag, gab er sich im Teamquartier in Leutasch schon wieder optimistisch. Er habe in Garmisch nicht 120 Meter springen und 20. werden wollen, sagte der Ex-Tourneesieger.
Kraft: "Daraus muss ich lernen"
"Mein Sprung war aber zu aggressiv, daraus muss ich lernen", bekannte der 25-Jährige. "Was passiert ist, ist vorbei. Jetzt freue ich mich auf die Heim-Springen, ich traue mir zu, ganz vorne mitzumischen." Kraft hofft auf eine schöne Kulisse mit zahlreichen heimischen Fans. "Diese gute Unterstützung, die brauchen wir."
Weltmeister Kraft peilt Spitzenplätze an, Daniel Huber und Michael Hayböck orientieren sich an den ersten zehn. "Mit zwei guten Sprüngen kann ich mich zu den Top Ten zählen", sagte Huber an seinem 26. Geburtstag.
"Manchmal gehen mit mir im Wettkampf noch die Pferde durch, aber ich kann auch positive Dinge aufbauen, wie den zweiten Durchgang in Garmisch."
Der Salzburger ist bei seiner zweiten kompletten Tournee Gesamt-Zehnter. "Es ist noch Potenzial da. Ich sehe die Entwicklung gegenüber dem Vorjahr positiv, ich kann meine Leistung unter Druck abrufen", bilanzierte Huber zur Tournee-Halbzeit positiv. Er ist der einzige ÖSV-Athlet, der vier Sprünge in die Wertung brachte.
Hayböck verwies auf den kleinen Abstand zwischen "ganz gut und ganz schlecht". Die letzte Sicherheit fehle, gab der Oberösterreicher zu. "Ich picke mir die positiven Dinge raus, ich weiß, dann kann es für die Top Ten reichen."
Stecher: "Sind nicht die Besten"
Der Sportliche Leiter Mario Stecher betonte, es sei nach der Enttäuschung von Garmisch gar nicht nötig gewesen, die Springer aufzurichten. "Am Abend war die Stimmung schon wieder gut", sagte der frühere Nordische Kombinierer. "Das ist die Voraussetzung, in einen guten Tag am Bergisel zu starten."
Stecher sagte, die Teamführung habe gewusst, wie schwierig es sei, wieder an die Weltspitze zurückzukehren. "Wir sind nicht die Besten, das muss uns klar sein, dafür haben wir auch einen Realisten wie Andreas Felder, der das richtig einschätzen kann. Und das ist der erste Weg zurück zum Erfolg", erklärte der Nachfolger von Ernst Vetttori.
Die Trainerfrage stellt sich für den Team-Verantwortlichen nicht. Befragt, ob der deutsche Bundestrainer Werner Schuster nach dessen Vertragsende im Sommer 2019 ein Thema sein könnte, meinte Stecher, er habe noch nicht in diese Richtung gedacht. "Wir haben einen guten Trainer", sagte der Steirer. Nachsatz: "Wer weiß, was die Zeit hergibt."
Probleme lassen sich nur im Wettkampf lösen
Felder meinte, Springern wie Philipp Aschenwald und Markus Schiffner müsse man angesichts der geringen Weltcuperfahrung Zeit geben. Athleten aus der Tournee herauszunehmen, wie es die Slowenen mit den Brüdern Peter und Domen Prevc und die Deutschen mit Severin Freund gemacht haben, sei kein Thema, sagte der Cheftrainer.
"Ich glaube, dass wir derzeit hauptsächlich das Wettkampfproblem haben, das lässt sich nur über den Wettkampf lösen. Außerdem, wen sollten wir nachnominieren. Das sind die besten Springer, die wir haben."
Neben dem Tournee-Sextett bietet sich nur noch Gregor Schlierenzauer an, der aber Anfang Dezember einen völligen Neuaufbau seines Sprungs gestartet hat und im Training mit Cotrainer Florian Liegl wieder zur Spitze aufrücken will. "Ihm wollen wir Zeit geben", sagte Felder. "Gregor hat in erster Linie die WM im Visier."