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Hannawald über ÖSV-Adler: "Das ist für mich Kasperltheater"

Sven Hannawald führt die Dominanz der ÖSV-Adler auf das hohe Niveau des Materials und der Sprünge zurück. Eine Aktion sorgt jedoch für Unverständnis.

Hannawald über ÖSV-Adler:

Die Vierschanzentournee ist passé, erstmals seit der Saison 2014/15 konnte sich mit Daniel Tschofenig wieder ein Österreicher den "Goldenen Adler" sichern. Mit Jan Hörl (2.) und Stefan Kraft (3.) war die Gesamtwertung fest in österreichischer Hand.

Deutschland wartet seit dem Tourneesieg von Sven Hannawald in der Saison 2001/02 auf einen Erfolg bei der Vierschanzentournee. Im Interview mit "SPORT1" lässt der 50-Jährige die diesjährige Vierschanzentournee Revue passieren.

Für die Dominanz der Österreicher hat er eine simple Erklärung: "Da die Österreicher in geballter Form als Team erfolgreich waren, gehe ich davon aus, dass sie etwas gefunden haben, was das Material angeht, speziell die Anzüge. Es war aber nicht nur das Material, sondern auch die Sprünge haben auf absolut hohem Niveau funktioniert, so dass sie sich so weit absetzen konnten."

Hannawald: "Habe auch aus den inneren Kreisen nichts munkeln gehört"

An den Spekulationen, dass sich die ÖSV-Adler durch einen Material-Trick unerlaubterweise einen Vorteil verschafft haben könnten, beteiligt sich der ehemalige Weltklasse-Skispringer nicht. "Es gibt Regeln, sei es beim Anzug, bei der Bindung oder bei den Schuhen. Der FIS ist bei den Kontrollen nichts aufgefallen, sonst hätten wir ja eine Meldung bekommen. Ich habe auch aus den inneren Kreisen nichts munkeln gehört", so die Einschätzung des 50-Jährigen.

(Text wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Der Umgang mit den Vorwürfen kam bei Hannawald aber nicht gut an: "Was die Bindung angeht, haben sie sie einmal abgedeckt, in Bischofshofen hat sich dann Daniel Tschofenig im Auslauf ohne Abdeckung der Bindung gezeigt. Das ist für mich ein Kasperltheater, das die Österreicher aufziehen, wenn sie merken, dass sie zwei Schritte vor allen anderen sind. Ich möchte nicht von Bloßstellen reden. Aber sie machen sich schon darüber lustig und genießen es, dass alle anderen glauben, es sei da eine Wunderbindung dabei."

Deutschland will in Zukunft "rot-weiß-rote Party crashen"

Vor der Vierschanzentournee war der Optimismus groß, dass wieder einmal ein Deutscher den prestigeträchtigen Bewerb gewinnt. Auch bei Sven Hannawald.

"Es ist zwar nicht leicht, als Träger des Gelben Trikots mit den ganzen Erwartungen und der Favoritenrolle zurechtzukommen. Aber Pius (Paschke, Anm. d. Red.) war dominant. Er hat sich auf verschiedenen Schanzenprofilen bei unterschiedlichen Bedingungen durchgesetzt und hatte die Österreicher im Griff. Dementsprechend waren es noch bessere Voraussetzungen als in den letzten Jahren", meint der letzte deutsche Tournee-Sieger und fügt hinzu: "Aber am Ende musste ich leider wieder einsehen, dass die Deutschen den Zug wieder verpasst haben."

Auch bei der Talenteförderung hat Deutschland laut Hannawald Aufholbedarf, denn gute Talente sind rar gesät. "Diese wenigen Talente sollte man in Zukunft noch effektiver fördern. Ansonsten wird die rot-weiß-rote Party weitergehen, die wir aus deutscher Sicht ja crashen wollen", stellt der 50-Jährige klar.


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