Der Auftakt in die 73. Vierschanzentournee ist Österreichs Skispringer vollauf geglückt.
In der Qualifikation für den ersten Bewerb in Oberstdorf (Sonntag, 16:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) führte Daniel Tschofenig ein ÖSV-Quintett auf den Rängen eins bis fünf an, damit haben die rot-weiß-roten Adler ihre zuletzt in Engelberg gezeigte Top-Form eindrucksvoll bestätigt.
Die K.o.-Duelle in Oberstdorf >>>
Seit 2014/15 wartet das heimische Skisprung-Team auf einen Tournee-Gesamtsieg, vor zehn Jahren holte sich Stefan Kraft als letzter Österreicher den "Goldenen Adler". Der amtierende Gesamtweltcup-Sieger hat gewiss gute Chancen, diese Durststrecke eigenständig zu beenden - im Rampenlicht stehen jedoch andere.
Während seine Teamkollegen Jan Hörl (Lillehammer, Engelberg) und Daniel Tschofenig (Wisla, Engelberg) in der laufenden Weltcup-Saison bereits zu zwei Erfolgen gesprungen sind, wartet der Salzburger noch auf den ersten Sieg 2024/25. Ein zweiter Platz in Ruka war sein bisher bestes Ergebnis, drei weitere dritte Plätze kommen hinzu.
Trotzdem meint Kraft im "Kurier"-Interview: "Ich kann mit dieser Saison wirklich zufrieden sein. Einen Monat vor dem Saisonstart hätte ich nie gedacht, dass ich als Vierter im Gesamtweltcup zur Tournee komme, vier Stockerlplätze habe und immer ganz vorne dabei bin."
"Das Skispringen ist mir sehr schwergefallen"
Das mag für einen Mann mit einer Vita, wie sie der 31-Jährige vorweisen kann, etwas verwunderlich klingen. Doch der Grund ist leicht erklärt. Gegen Ende der Sommer-Vorbereitung hätte es ihn "richtig gefuchst. Ich habe in dieser Zeit viel Selbstvertrauen verloren und war dann auch ziemlich verwirrt."
Im Sommer sei "noch alles perfekt" gewesen, "und dann hat auf einmal gar nichts mehr funktioniert. Ich war im Training weit weg, ohne dass ich genau gewusst hätte, warum. Das Skispringen ist mir sehr, sehr schwergefallen." Kraft musste "diese Sicherheit", die ihn besonders im letzten Jahr ausgezeichnet hatte, erst wieder finden.
Nun befinde er sich auf dem richtigen Weg. "Ich bin ohne grandiose Sprünge vorne dabei. Es fehlt im Moment vielleicht noch die letzte Stabilität, dass ich einen Sprung nach dem anderen runterklopfen kann. Wenn alles passt, dann wird auch der Einser wieder aufleuchten. Es muss nur noch der letzte Knopf aufgehen."
Ein "Aha-Erlebnis" genügt
Vielleicht gelingt ihm dies in Oberstdorf, auf der Großschanze im Allgäu hat Kraft bereits zwei Weltcup-Siege sowie WM-Gold 2021 gefeiert. Bei ihm genüge ein "Aha-Erlebnis, ich muss es nur spüren, dann geht's dahin. Dann kann man dich zu jeder Uhrzeit über die Schanze schicken und es wird klappen."
Was ihm auf dem Weg zu einem möglichen Tournee-Sieg ebenfalls Hoffnung gibt: Die Ausgangssituation 2014/15 war ähnlich wie jene heuer.
"Ich war im Weltcup immer vorne dabei, gewonnen haben aber immer die anderen. Ich war nicht der große Favorit, aber mit dem Start in Oberstdorf war ich dann auf der Welle. Da hat es klick gemacht und auf einmal hatte ich einen Lauf", erzählt Kraft.
"Am liebsten ist mir, wenn der Einser bei mir aufleuchtet"
Einen solchen hat das gesamte ÖSV-Team zurzeit, dies sei "allein für das Klima innerhalb der Mannschaft" gut.
Aber: "Zugleich gebe ich zu, dass ich nicht glücklich bin, wenn drei Kollegen besser sind als ich und ich nur Zwölfter werde. Da bringt mir selbst das starke Team dann nichts, weil wir natürlich ein Einzelsport sind."
Der Pongauer betont: "Am liebsten ist mir, wenn der Einser bei mir aufleuchtet."