Vor der Saison gehörte er keinem ÖSV-Kader an, jetzt ist er einer von sieben Österreichern bei der Vierschanzen-Tournee: Thomas Lackner ist der Senkrechtstarter unter den ÖSV-Adlern.
Der 27-jährige Tiroler war bis vor wenigen Wochen kaum einem Skisprung-Fan ein Begriff, war er doch bisher hauptsächlich im Continental Cup unterwegs und dort auch nur mit mäßigen Ergebnissen. Ein fünfter Platz in Titisee-Neustadt 2018 war sein bestes Karriere-Ergebnis - bis er Anfang Dezember nach den Corona-Infektionen im ÖSV-A-Team auf Empfehlung von Stützpunktcoach Florian Liegl kurzfristig für den Weltcup in Nizhny Tagil nominiert wurde und dort prompt mit Rang vier überraschte.
"Ich bin eigentlich mit Russland mit einem sehr spätem Anruf am Samstagabend um halb zwölf fast ins kalte Wasser geworden worden, Gott sei Dank muss man sagen", erklärt Lackner.
Obwohl er diese Leistung zuletzt in Engelberg mit den Rängen 26 und 49 nicht bestätigen konnte, bekam er bei der Nominierung des Tournee-Teams den Vorzug gegenüber Gregor Schlierenzauer. Für Lackner ein "tolles Weihnachtsgeschenk", immerhin darf er seine erste komplette Vierschanzen-Tournee – 2018 war er in Innsbruck am Start – springen.
"Aber ich habe mir den Platz verdient. Ich glaube nicht, dass da jemand auf den anderen sauer ist, es war ja eine sportliche Entscheidung", hat der Tiroler kein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Landsmann Schlierenzauer.
Jura-Studium und Arbeit beim Juwelier
Auf seine erste komplette Tournee, die am Montag mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnt, hat sich Lackner mitunter eher unkonventionell vorbereitet. Nach der Quarantäne infolge des Russland-Aufenthalts stand erst einmal eine Skitour auf dem Programm.
"Ich ordne alles dem Sport unter", sagt Lackner, der in Innsbruck Jura studiert und nebenbei im Büro eines Juweliers arbeitet. An Goldprojekten? "Im Geschäft einmal schon, aber den Rest muss ich mir verdienen, aber ich gebe mein Bestes", antwortet er lächelnd.
Lackner selbst findet seine Vita "nicht sonderlich spektakulär", sein Werdegang ist dennoch besonders. Das trifft auch auf den Helm zu, mit dem er an den Start geht. Dieser gehörte ursprünglich nämlich Ex-Tournee-Sieger Thomas Diethart (2013/14).
"Das ist der letzte verbliebene Helm vom Thomas Diethart. Wir sind sehr gut befreundet und er hat keine Verwendung mehr dafür", verrät Lackner. Der Helm gefällt ihm und "es ist ein kleines Memoriam an ihn."