Zur Halbzeit der 70. Vierschanzentournee hat das österreichische Team zwei Skispringer in den Top Ten.
Als Neunter und Zehnter werden Jan Hörl und Daniel Huber aber nichts mit den Top drei in der Endwertung zu tun haben. Hörl fehlen auf den in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen siegreich gebliebenen Japaner Ryoyu Kobayashi 65,9 Punkte, das Minus auf den hinter dem Norweger Marius Lindvik drittplatzierten Slowenen Lovro Kos beträgt 48,2 Zähler. Nun geht es nach Innsbruck.
ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl hofft, dass seine Leute auf dem Bergisel wie auf den zwei deutschen Schanzen verstärkt nicht nur in Training und Qualifikation aufzeigen, sondern auch im Wettkampf.
Das gelang bisher nur Huber als Achtem beim Auftakt und Hörl als Fünftem zu Neujahr, zudem machte Daniel Tschofenig gute Figur. Der erst 19-jährige Kärntner ist Tournee-16. Widhölzl: "Es gilt, diese nötige Lockerheit auch im Wettkampf zu finden und das Ergebnis ein bisschen aus dem Kopf zu kriegen."
"Das ist die große Kunst"
Es sei bitter, dass es im Wettkampf immer wieder Rückschritte gebe. "Sie möchten zeigen, dass sie gut sind und es sich selbst beweisen und den anderen auch", führte der Trainer aus. "Das ist aber die große Kunst. Es geht darum, den Fokus darauf zu legen, was zu tun ist. Der Rest kommt alleine. Da scheitern sie ab und zu, weil sie das im Wettkampf zu perfekt machen wollen. Im Training haben sie gezeigt, dass sie handlungsfähig und gut dabei sind."
Wie schon nach Oberstdorf würde auch das Abschneiden in Garmisch-Partenkirchen analysiert, dann gehe es mit Freude auf den Bergisel. "Grundsätzlich taugt uns Innsbruck, wir haben dort gut trainiert", erinnerte Widhölzl an zwei Trainingsphasen im Dezember. Garantie gebe es aber keine, und als Trainer sei man im Endeffekt ohnehin nur Passagier. "Man bereitet alles vor, aber in letzter Instanz hocken sie oben und sind auch dafür verantwortlich, was sie zeigen."
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Hörl jedenfalls orientiert sich nach Rang 17 von Oberstdorf nach oben, dem ersten zweier Tournee-Heimspringen blickt er positiv gestimmt entgegen.
Mit einem Lächeln nach Innsbruck
"Ich bin sehr motiviert, die Schanze taugt mir, wir haben dort sehr viel trainiert. Da fährt man mit einem Lächeln hin.", deponierte er. Der fünfte Rang bedeute dem Wisla-Sieger sehr viel, nachdem er in Oberstdorf "die erste Watschn" bekommen habe. "Jetzt regenerieren, fokussieren, auf meine Punkte schauen und mit voller Frische nach Innsbruck."
Huber, Garmisch-16., lächelt ebenso im Gedanken an den Bergisel. "Da kenne ich jeden Winkel, ich kenne die Schanze in- und auswendig", ließ der seit (dem heutigen) Sonntag 29-Jährige wissen. "Das ist schon sehr gut, weil mein Konzept im Endeffekt steht. Das ist sehr beruhigend. Vielleicht hilft mir das, die nötige Lockerheit zu finden." Wichtig sei, einen noch frischen Kontakt mit dem Bergisel zu haben. Denn im Winter verhalte sich die Spur anders und die Luft sei eine andere als bei Sommer-Kursen.
Tschofenig freute sich in Garmisch über einen seiner "bisher besten Wettkämpfe. Ich hoffe, dass ich da in Innsbruck anknüpfen kann." Der ÖSV-Aufsteiger der Saison erhält einige seiner Ex-Kollegen aus dem Contintenal Cup als Teamkollegen für Innsbruck und Bischofshofen, die nationale Gruppe wird nun implementiert. Zudem wird Michael Hayböck sein Weltcup-Comeback geben, nachdem er sich Anfang Oktober einer Bandscheibenoperation unterziehen musste.
Kobayashi freilich kann auf dem Bergisel den vorentscheidenden Schritt zu seinem zweiten Tournee-Gesamtsieg nach 2018/19 machen. Gewinnt er in Tirol und in Bischofshofen, wäre er der Erste mit zwei "Grand Slam"-Triumphen, also Gesamtsieg mit Erfolgen auf allen Schanzen. Einmal hatten das sonst auch der Deutsche Sven Hannawald (2001/02) und Kamil Stoch (2017/18) geschafft. Diesmal hat der Pole in Garmisch (47.) wie in Oberstdorf (41.) den zweiten Durchgang verpasst.