Mit einem "Yoga-Jubel" im Zielraum hat Halvor Egner Granerud den Sieg beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee zelebriert.
Der Norweger springt beim Schanzen-Spektakel derzeit allen davon und war nach seinem Auftakterfolg in Oberstdorf auch in Garmisch-Partenkirchen nicht zu schlagen. In der Gesamtwertung liegt der 26-Jährige bereits 26,8 Punkte oder umgerechnet 15 Meter vor seinem polnischen Verfolger Dawid Kubacki, es ist der größte Halbzeit-Vorsprung seit 18 Jahren.
Nach dem Sieg beim Traditionsspringen ins neue Jahr fühle Granerud "Erleichterung, Freude, Dankbarkeit", wie er sagte. "Ein Traum wurde wahr. Das ist einer meiner größten Siege. Diesen Erfolg mit meiner Familie und so vielen guten Teamkollegen zu feiern, das ist sehr emotional."
Keine guten Erinnerungen an Innsbruck
Die weiteren Jäger im Gesamt-Ranking, Piotr Zyla (Polen/+40,1) und Anze Lanisek (Slowenien/+51,4), liegen noch weiter zurück, der "Goldadler" ist schon jetzt zum Greifen nah. Allerdings wartet am Mittwoch (13.30 Uhr/live ORF 1) das schwierige Bergiselspringen in Innsbruck, an das Granerud überhaupt keine guten Erinnerungen hat.
Vor zwei Jahren war er ebenfalls als Halbzeit-Führender nach Tirol gereist, dort aber schlimm abgestürzt. "Das war sehr lehrreich, was da passiert ist", versicherte sein österreichischer Coach Alexander Stöckl. Er habe "einiges" mitgenommen und fahre jetzt mit der richtigen Einstellung hin.
In Garmisch-Partenkirchen stärkte Granerud mit dem dritten Weltcup-Sieg in diesem Winter sein Selbstvertrauen. "Fantastisch, die Leistung von Halvor ist ausgezeichnet", schwärmte Stöckl im Zielraum. "Dass er beim zweiten Sprung wieder eine Bombe gezündet hat, ist schon sehr stark."
Mentale Hilfe als Schlüssel
Danach jubelte Granerud in Anlehnung an Landsmann und Fußball-Superstar Erling Haaland in der Yoga-Pose. "Er hat es einfach genossen, in Garmisch bei vollem Stadion zu gewinnen. Das ist schon etwas Besonderes, am ersten Tag im neuen Jahr."
Für Granerud sei es ob seiner Vorgeschichte ein Vorteil, mit einem großen Vorsprung nach Innsbruck zu fahren. "Weil der Bergisel eine Schanze ist, die ihm nicht wirklich liegt. Da hat er schon öfters Schwierigkeiten gehabt", sagte Stöckl.
Mit der Hilfe eines Psychologen habe Granerud nun ein "gutes Werkzeug", wie er sich auf den Wettkampf vorbereitet und ihn durchführt, ohne gestresst zu sein, wie Stöckl erklärte. Zuletzt hatte Janne Ahonen 2004/05 einen größeren Vorsprung, der Finne sicherte sich am Ende auch überlegen den Tourneesieg.
Das Erfolgsrezept von Granerud, der hinter Kubacki und Lanisek als Jäger zur Tournee gekommen war? "Es ist eine Kombination aus Material, Technik und mentaler Einstellung", sagte Stöckl. Dem Tiroler fehlt wie Granerud noch ein Tourneesieg in der Trophäensammlung.
Norwegen wartet gar schon seit 2006/07, als Anders Jacobsen triumphierte, auf den Prestigeerfolg. "Die Ausgangsposition ist besser denn je, aber das heißt überhaupt nichts", betonte Stöckl, aber: "Jeder in der Mannschaft hätte es verdient, dass wir endlich mal den Sieg der Vierschanzentournee nach Norwegen bringen."