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Tournee-Check: Der neue Kazuyoshi Funaki?

Zwei Polen jagen einen Japaner. Sieg-Kandidaten bei der Vierschanzen-Tournee:

Tournee-Check: Der neue Kazuyoshi Funaki?

Es ist wieder soweit: Die Vierschanzen-Tournee steht vor der Tür. 

Am Samstag wird mit der Qualifikation in Oberstdorf die 67. Auflage des Klassikers eingeläutet, ehe am Sonntag (16:30 Uhr) der erste Bewerb über die Bühne geht. Im neuen Jahr folgen wie gewohnt die Springen in Garmisch-Partenkirchen (1. Jänner), Innsbruck (4. Dezember) und Bischofshofen (6. Jänner). 

LAOLA1 blickt im Vorfeld auf den Favoritenkreis – Wer ist der Top-Favorit auf den Goldenen Adler, welche Chancen hat der Titelverteidiger und kann ein Österreicher um den Sieg mitmischen?

Das sind die Favoriten bei der Vierschanzen-Tournee 2018/19:

 

RYOYU KOBAYASHI

Foto: © GEPA

Man muss es einfach so sagen: Ein Japaner ist Topfavorit auf den Gesamtsieg bei der Vierschanzen-Tournee. Ryoyu Kobayashi ist der Senkrechtstarter dieser Saison, von sieben Einzel-Weltcupspringen gewann der 22-Jährige vier, stand bei zwei weiteren auf dem Podest. Das schwächste Saisonergebnis des Gesamtweltcup-Führenden ist ein siebenter Platz. Kobayashis Stärke ist sein Absprung und die hohe Geschwindigkeit, die er in der Folge in den Flug mitnimmt. Kann der 1,71 Meter große und knapp 60 Kilogramm schwere Japaner seine Überform bei der Tournee aufrechterhalten, wird er nur schwer zu schlagen sein. Das einzige, was Kobayashi fehlt, ist die Erfahrung. Der 22-Jährige war erst zwei Mal bei der Tournee am Start, 2016/17 landete er auf Platz 46, 2017/18 auf Platz 22. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Jagd nach dem Goldenen Adler seine eigenen Gesetze hat und schon viele Favoriten an der hohen mentalen und physischen Belastung gescheitert sind. Domen Prevc könnte Kobayashi als warnendes Beispiel dienen. Der Slowene mit dem allerdings viel riskanteren Flugstil war vor zwei Jahren als vierfacher Saisonsieger an der Tournee-Favoritenrolle und dem Rummel um seine Person gescheitert. Er hat seither nicht mehr gewonnen. Sollte Kobayashi dem Druck standhalten, wäre er nach Kazuyoshi Funaki (1997/1998) erst der zweite Japaner, dem der Gesamtsieg bei der Vierschanzen-Tournee gelingt.  

KAMIL STOCH

Foto: © GEPA

Der härteste Konkurrent von Kobayashi ist wohl Kamil Stoch. Der Pole gewann die letzten beiden Auflagen der Vierschanzen-Tournee, 2017/18 gelang ihm sogar der "Grand Slam", also der Sieg auf allen vier Schanzen. Siegt Stoch beim Auftaktspringen in Oberstdorf, wäre er der Erste überhaupt, der sechs Einzelspringen bei der Tournee in Serie gewinnt. Zwar konnte der 31-Jährige in dieser Saison noch kein Einzelspringen gewinnen, aber auch im vergangenen Jahr feierte er ausgerechnet beim Tournee-Auftakt in Oberstdorf seinen ersten Sieg. "Ich bin sehr entspannt. Die jüngeren Athleten haben mehr Druck als ich", weiß Stoch, dass er niemandem mehr etwas beweisen muss. Diese Lockerheit in Verbindung mit seiner Routine könnte der Schlüssel zum Erfolg sein. Stoch verfügt er über eine enorme Klasse und kann auch unter schwierigsten Bedingungen seine Leistung abrufen. Dem Polen ist zuzutrauen, dass er seine Trümpfe bewusst erst bei der Tournee ausspielt. "Bei ihm weiß man, wenn der Tag X kommt, kann er den Schalter umlegen und dann macht er noch einen Schritt nach vorne", hatte sein Trainer Stefan Horngacher schon vor dem Saisonauftakt erklärt. Mit einem dritten Gesamtsieg in Folge wäre Stoch erst der zweite Skispringer der Geschichte, dem das gelingt. Bisher kann nur der Norweger Björn Wirkola drei Tourneesiege nacheinander (1966/67, 1967/68, 1968/69) vorweisen. 

 

PIOTR ZYLA

Foto: © GEPA

Im Gesamtweltcup zwischen Kobayashi und Stoch auf Rang zwei liegt Piotr Zyla. Der Pole springt schon seit Jahren an der Spitze mit, in dieser Saison präsentiert er sich konstant wie selten zuvor. Ein sechster Platz ist in diesem Winter sein bisher schlechtestes Ergebnis, insgesamt stand er in fünf von sieben Einzelspringen am Podest. Dass er mit den Tournee-Schanzen bestens zurecht kommt, hat der 31-Jährige bereits bewiesen, 2016/17 wurde er hinter seinem Landsmann Stoch Gesamt-Zweiter. Vor allem die Anlagen in Oberstdorf und Innsbruck kommen ihm dank seiner Absprungstärke entgegen. Sein Trainer Stefan Horngacher attestiert Zyla eine enorme Entwicklung: "Er ist noch nicht am Zenit, aber auf bestem Weg dorthin."

 

KARL GEIGER

Foto: © GEPA

Die Deutschen zählen bei dieser Vierschanzen-Tournee nicht zu den ganz großen Sieg-Anwärtern. Die Mitfavoriten des vergangenen Jahres, Richard Freitag und Olympiasieger Andreas Wellinger, sind bis jetzt noch nicht richtig in Schwung gekommen. Dafür präsentierte sich zuletzt Karl Geiger stark. Der 25-Jährige feierte bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg seinen ersten Weltcupsieg. Geiger konnte sich in den letzten Jahren permanent steigern, laut Ex-Skispringer Martin Schmitt ist er "mental unheimlich stark und gefestigt". Ein weiterer Pluspunkt des aktuell Viertplatzierten im Gesamtweltcup: Als Oberstdofer kennt er die Schanze beim Auftaktspringen so gut wie kaum ein anderer. Geiger fehlt allerdings die Routine im Tournee-Trubel. Gleiches gilt für seinen Landsmann Stephan Leyhe, aktuell Sechster im Gesamtweltcup. 

 

JOHANN ANDRE FORFANG

Foto: © GEPA

Norwegens Cheftrainer Alexander Stöckl hatte vor der Saison den Tourneesieg als eines der großen Ziele ausgegeben. Soll ein erster Erfolg unter dem Tiroler Olympiasieger-Trainer gelingen (zuletzt Anders Jacobsen 2006/07), bedarf es aber einer großen Steigerung. Johann Andre Forfang (5.) kommt immerhin als Saisonsieger und wie Robert Johansson als Top-8-Springer des Weltcups zur Tournee. Gute Einzel-Resultate sind vor allem für Forfang sicherlich möglich, mehr als Außenseiterchancen auf den Gesamtsieg hat der 23-Jährige aber wohl nicht. 

 

STEFAN KRAFT

Foto: © GEPA

Gleiches gilt für Stefan Kraft. Der bislang letzte österreichische Tournee-Sieger (2014/15) springt wie das gesamte ÖSV-Team seiner Form hinter. Mehr als ein fünfter Platz in Nizhny Tagil war in dieser Saison noch nicht drin. Kraft selbst sieht sich jedoch "auf dem aufsteigenden Ast". Kraft und Daniel Huber, der in Engelberg (3.) den einzigen ÖSV-Podestplatz eingeflogen hat, sind nach Meinung von Cheftrainer Andreas Felder aber nicht so weit weg von den Besten, wie es nach den Ergebnissen den Anschein hat. "Bei Stefan fehlt nicht viel, wenn er Kleinigkeiten in den Griff bekommt, dann ist er vorne dabei", erklärt Felder. 


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