news

Gasser vor Klagenfurt-Premiere: "Will ich noch?"

Doppel-Olympiasiegerin Anna Gasser spricht vor der Heim-Premiere offen über ihre Zukunft und wie es nach ihrer erfolgreichen Karriere weitergehen soll.

Gasser vor Klagenfurt-Premiere: Foto: © GEPA

"Olympia wird mein letztes Event werden. Dort traue ich mir es noch zu, mit den Jungen um die Wette zu springen. Aber danach werde ich das Zepter jemand anderem – hoffentlich einer Österreicherin - in die Hand geben", philosophiert Anna Gasser mit LAOLA1 über ihre Zukunft.

Für die sie bereits Pläne im Hinterkopf hat: "Der Wunsch nach einer eigenen Familie und geregelterem Leben ist schon da. Ich habe die letzten zehn Jahre komplett dem Sport gewidmet. Die Tage, an denen ich keinen Koffer dabeigehabt habe, kann ich fast an meinen Händen abzählen. Deshalb freue ich mich schon auf die Zeit danach, in der es vielleicht ein bisschen ruhiger wird."

Beruflich sieht sich die 33-Jährige im Snowboard-Nachwuchs sowie als Produzentin im Film-Business. "Aber man darf nicht zu viel darüber nachdenken, was danach ist, weil das kein gutes Zeichen für die nächsten eineinhalb Jahre wäre und man sich sonst nicht mehr so aufs Jetzt konzentriert."

Big Air statt Champions League

Und das heißt Big Air im Klagenfurter Wörthersee-Stadion. Für den Weltcup wurde eine 45 Meter hohe Sprungschanze in die Champions-League-Heimstätte von Sturm Graz gepflanzt.

Die 100 Meter lange und 350 Tonnen schwere Stahl- und Holzkonstruktion ragt sogar 15 Meter über das Stadiondach hinaus. Der Schnee kommt direkt vom Nassfeld: 40 LKW-Ladungen bringen insgesamt 1500 Kubikmeter künstliches Weiß für Schanze und Auslauf.

Für Gasser als gebürtige Villacherin ein Heimweltcup quasi vor der eigenen Haustüre. Trotz zweier Olympia-Goldmedaillen und Weltmeistertiteln eine emotionale Angelegenheit für die dreifache österreichische Sportlerin des Jahres: "Natürlich freut man sich, dass daheim so ein Mega-Event ist, Familie und Freunde nicht weit haben und das einmal live sehen können. Bei einem Heimweltcup will man auch für die Fans und Zuschauer springen und denen ein gutes Ergebnis liefern."

Die vielen Gesichter des Wörthersee-Stadions

Der selbst auferlegte Druck ist also groß. Alles andere als das Finale am Sonntagabend wäre eine Enttäuschung.

Als Highlight soll natürlich ihr jüngstes "Baby" präsentiert werden: Der "Cab Triple Cork 1260" mit "Drunk-Driver-Grab". Also ein dreifacher Salto mit dreieinhalb Umdrehungen um die eigene Achse.

Anfang Dezember feierte der Sprung dank ihr in China seine Premiere auf Weltcup-Ebene. "Der Kicker in Klagenfurt ist zum Anfahren schwerer, zum Wegspringen schwerer und dadurch, dass der kürzer ist, ist die Landung auch schwerer. Man muss auch den Speed, wie schnell man abspringt, besser abschätzen. Es ist natürlich eine andere Atmosphäre und vielleicht auch ein bisschen spektakulärer."

Schwerer Sturz im Hinterkopf

Seit dem heftigen Sturz bei den X-Games in Aspen vor gut einem Jahr, als sie beim Versuch eines dreifachen Rückwärtssaltos unsanft in den Schnee knallte, kurzzeitig sogar regungslos liegen blieb, ist ihr Bewusstsein für die Gefahr größer geworden: "Es hat schon lange gebraucht, bis ich den Sturz dann wirklich verarbeitet habe. Weil ich eben schon sehr viel erreichen durfte, habe ich mir selber die Sinnfrage gestellt: Will ich überhaupt noch?"

Mittlerweile hat sie den Sturz verarbeitet. Der Sprung wurde prompt aus dem gasser’schen Repertoire gestrichen. Das Verhältnis Risiko zu Punkteausbeute hätte sich nicht ausgezahlt. Im Sommer wurden deshalb neue Wege eingeschlagen.

Das letzte Risiko ist Gasser im Vergleich zu früher nicht mehr bei jedem Sprung wert. "Es ist einfach eine Risikoportart und da gehören solche Stürze dazu. Aber trotzdem kann man dieses Risiko durch andere Wege beim Spinnen minimieren. Ganz sicher ist unser Sport aber nie."

Das Ziel heißt Olympia

Wird die "Grande Dame" des Snowboardsports also vorsichtiger? "Auf alle Fälle! Als ich jung war, habe ich überhaupt nicht über Konsequenzen nachgedacht. Ich muss auch sagen, dass ich viel öfter verletzt war, als jetzt. Wenn ich einen schweren Sturz habe, dann regeneriere ich mittlerweile anders als eine 15-jährige Konkurrentin."

Deshalb wurde im WM-Jahr das Training etwas umgestellt. Die Häufigkeit der schweren Tricks wurde zurückgeschraubt, mehr auf Technik bei leichten Tricks fokussiert. "Oberste Priorität vom gesamten Team ist die Olympia-Qualifikation. Eine Medaille bei der WM wäre natürlich auch noch ein großes Ziel."


Big-Air-Show: Die Monster-Rampe im Wörthersee-Stadion

Kommentare