Zwei Ex-Profisportler, die drei Kinder haben, die allesamt selbst (angehende) Profisportler sind. Das kommt auf diese Art und Weise selten vor, im malerischen osttiroler Obertilliach gibt es aber eine solche Familie.
Die Sportfamilie Ganner macht derzeit dank der Sprösslinge Tobias, Florian und Selina von sich reden.
Die Eltern Norbert und Renate waren in den 90er-Jahren Teil des ÖSV-Langlaufteams im Weltcup. Die als Renate Roider geborene Mama nahm 1998 in Nagano sogar an Olympia teil, wurde dort u.a. 26. über die 15 Kilometer klassisch.
Dank "jugendlichem Leichtsinn" zu den ersten fünf Minuten Ruhm
In den Fokus der medialen Aufmerksamkeit geriet zuletzt Sohnemann Tobias bei der Nordischen WM in Trondheim. Beim Bewerb über zehn Kilometer klassisch trauten viele Zuschauer ihren Augen nicht, als bei der ersten Zwischenzeit nach 900 Metern sein Name an Position eins aufleuchtete.

"Ich bin es ein bissl zu schnell angegangen, hinten raus ist es dann eher hart geworden. Aber es hat gut gepasst", resümierte der 20-Jährige danach im ORF.
So sieht es auch Papa Norbert im Gespräch mit LAOLA1. "Das war jugendlicher Leichtsinn", lautet sein Fazit mit einem Lächeln, bei dem natürlich auch jede Menge Freude über diese starke Leistung mitschwingt. "Wir sind natürlich schon stolz. Das ist keine Selbstverständlichkeit", sagt er.
Am Ende reichte es beim WM-Debüt seines Sprösslings zu einem beachtlichen 34. Rang. Auf Weltmeister Johannes Klaebo fehlten letztlich 1:40,3 Minuten, auf Teamkollege Mika Vermeulen, mittlerweile voll in der Weltspitze etabliert, gar nur etwas mehr als eine Minute.
Ausrufezeichen in der Staffel
Dabei sei Tobias im Skating sogar noch besser, verrät Papa Norbert. Das zeigte er in der Staffel, als er auf Top-Star Harald Amundsen in seinem Turn nur 19,6 Sekunden verlor. Damit bestätigte er die Prognose vieler Experten, die Tobias Ganner als nächstes großes Versprechen nach Vermeulen sehen.
Auch Tobias’ älterer Bruder ist Langläufer. Florian Ganner (22) mischte bei den Staatsmeisterschaften Im Jänner ganz vorne mit und siegte über die 15 Kilometer klassisch. Seine Stärken sieht Papa Norbert wie bei seinem Bruder eher im Skating "und da vor allem über die Distanz. Wenn er so weiterarbeitet, kann sich das schon entwickeln".
Mama und Papa im WM-Stress
Bei so vielen talentierten Kindern kann es zwischendurch auch schon einmal stressig werden. Denn nicht nur Tobias jagte jüngst bei einer WM über die Loipen, auch Schwester Selina kämpfte um Medaillen, allerdings im Biathlon. "Da bin ich mit dem Schauen fast nicht hinterhergekommen", lacht Papa Norbert.

Bei der Jugend-WM klassierte sich die 16-Jährige in allen Bewerben als beste Österreicherin. Schon im Februar durfte sie bei der Jugend-Olympiade mit der Mixed-Staffel über Bronze jubeln - und das, obwohl ihre Saison-Vorbereitung gesundheitsbedingt stark eingeschränkt war.
"Sie war Ende November krank und durfte nur ganz minimal trainieren. Da konnten wir sechs Wochen fast nichts machen", schildert Papa Norbert. Sonst hätten bei der WM vielleicht noch bessere Resultate als u.a. ein 26. Rang im Massenstart herausgeschaut. "Da ist ihr dann schon ein wenig der Sprit ausgegangen", so ihr Vater.
Heimvorteil in Obertilliach
Mit ihrer Entscheidung für den Biathlon ist Selina auch die einzige "Ausreißerin" in der Familie. Auch sie war früher im Langlauf aktiv, vor zwei Jahren schlug das Pendel aber gen Biathlon aus. Kein Wunder, hat man doch in Obertilliach ein Biathlon-Stadion vor der Haustüre.
"Wir können hier von Anfang Dezember bis Mitte April trainieren", schildert Papa Norbert. Mit Stützpunkttrainer Josef Obererlacher habe man hier zudem "die perfekte Unterstützung". Der 61-Jährige betreute einst auch das finnische Frauen-Weltcupteam, unter seiner Führung gewann mit Kaisa Mäkäräinen erstmals eine Finnin den Gesamtweltcup. Auch dank ihm habe sich "Selina heuer am Schießstand gut entwickelt", erklärt ihr Vater.
"Sowas kann man nicht planen"
Auch wenn es bei diesen Genen nicht verwundert, dass die drei Geschwister äußerst sportaffin sind: Dass alle drei drauf und dran sind, ebenso den Weg in den Profisport zu beschreiten wie ihre Eltern, war keineswegs vorgezeichnet. "Sie haben durch uns natürlich den Hintergrund gehabt. Aber es hat sich Step by Step entwickelt. Sowas kann man eh nicht planen. Man kann sie nur motivieren", unterstreicht Norbert Ganner.
Dank der Erfolge motivieren sich die drei mittlerweile gegenseitig. "Natürlich gibt es auch untereinander einen gewissen Konkurrenzkampf", verrät ihr Vater. Ein solcher wird der Weiterentwicklung der drei kaum abträglich sein. Es wäre also kein Wunder, wenn die Sportfamilie Ganner bald einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt wird.