Er ging als steirischer Landesskiverbands-Präsident in die Sitzung des Wahlausschusses und kam als designierter ÖSV-Präsident wieder heraus.
Damit hätte selbst Karl Schmidhofer nicht gerechnet. Der 59-Jährige wurde in der Nacht auf Mittwoch quasi in einer Hauruck-Aktion nach langen und ergebnislosen Diskussionen um die beiden vorgeschlagenen Kandidaten Michael Walchhofer und Renate Götschl zum Nachfolger von Peter Schröcksnadel auserkoren.
"Man hat gesehen, dass es einen Kompromiss braucht", schildert Schmidhofer bei einem Medientermin am Donnerstag die aussichtslose Situation nach stundenlangen Verhandlungen. Dass ausgerechnet er dieser Kompromiss sein soll, hat ihn überrascht.
"Ich bin allerhand gewöhnt aus der Wirtschaft. Ich bin ein Troubleshooter, wenn es wo brennt, bin ich da. Aber diese Entscheidung, binnen einer Viertelstunde zu sagen, ich gehe die Nachfolge von Peter Schröcksnadel an, hat mich momentan überfordert", erklärt der zweifache Familienvater.
Nachdem er sich den Segen seiner Frau abgeholt und der Nominierung zugestimmt hat, sei er nun "stolz", wenn er am 19. Juni offiziell zum nächsten ÖSV-Präsidenten gewählt wird.
"Das ist einer der Top-Jobs in Österreich. Einem Peter Schröcksnadel nachzufolgen ist eine Ehrensache. Ich gehe das mit Herz an", sagt Schmidhofer.
Vom Skihütten- zum ÖSV-Boss
Die Karriere des Steirers fing auf einer Skihütte im heimischen Lachtal an. "Ich war vier Jahre Hüttenwirt, als 20-jähriger Bursche habe ich die Hütte mit meiner eigenen Konzession selbst aufgesperrt", erzählt Schmidhofer.
Die Hütte ist noch immer im Familienbesitz und wird jetzt von einem seiner Brüder betrieben, Schmidhofer, Onkel von ÖSV-Läuferin Nicole Schmidhofer, hat anderweitig Karriere gemacht. Der gelernte Restaurantfachmann und Unternehmensberater war u.a. Geschäftsführender Gesellschafter der Lachtal Seilbahnen (1993-2014) und Kreischberg Seilbahnen (2001-2014), Eigentümer u. Geschäftsführer der Lift GesmbH St. Lambrecht - Grebenzen (2015-2018) und Geschäftsführer der Hauser Kaibling Seilbahn (2019).
Sein gut dotiertes Mandat als Nationalrats-Abgeordneter der ÖVP gibt er für den ÖSV-Präsidenten-Posten auf, ebenso wie seinen Wohnsitz in der Steiermark. Schmidhofer möchte an den Verbandssitz nach Innsbruck übersiedeln.
Schmidhofer: "Das wird unpolitisch"
"Der ÖSV steht weltweit an der Spitze, hat 300 hervorragende Mitarbeiter und fast 400 Sportlerinnen. Da braucht es einen Präsidenten, der da ist und Themen umsetzen kann", sagt der künftige ÖSV-Boss.
"Der ÖSV soll weiterhin weltweit hohes Ansehen genießen und die Nummer eins bleiben – für das bin ich da".
Welche Themen er im Details umsetzen will, lässt Schmidhofer noch offen, nur so viel: "Der ÖSV soll weiterhin weltweit hohes Ansehen genießen und die Nummer eins bleiben – für das bin ich da".
Er betont: "Das wird unpolitisch und zum Wohle des Sports – und nur des Sports." Er sei ein ehrlicher Mensch und werde "das bestmögliche für den ÖSV herauswirtschaften, damit wir genug Mittel zu Verfügung haben. Wir wollen auch den Kinder- , Jugend- und Schulsport in die Gänge bekommen."
Schröcksnadels Anrufe sind jederzeit willkommen
Wenn es um das Wohl des ÖSV geht werde er immer ein offenes Ohr für Verbesserungen haben, erklärt Schmidhofer. "Wir sind ja eine große Skifamilie. Da wird man alle Meinungen und Vorschläge, die dem ÖSV dienen, aufnehmen. Wenn jemand Ideen für Verbesserungen und Innovationen hat, dann nur her damit."
Das gelte auch für Schröcksnadel: "Wenn mich der Peter anruft und er hat eine gute Idee, wie man die Ski noch schneller machen kann oder sonst einen Vorschlag, dann werden wir das aufnehmen."
Eine seiner ersten Amtshandlungen soll ein Treffen mit den ÖSV-Mitarbeitern und Sportlerinnen sein. Schröcksnadel lud seinen designierten Nachfolger darauf spontan ein, dies doch schon vor der Wahl zu tun.
Eine andere, nicht ganz so ernste Wahl steht für den Steirer mit einem Faible für personalisierte Kennzeichen auch noch an. "Gut möglich, dass es jetzt 'MU OESV1' wird", schmunzelt Schmidhofer.
Das Kennzeichen "SKI1" ist jedenfalls schon an Schröcksnadel vergeben – und wird es wohl auch nach seiner Amtszeit bleiben.