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Neuwahl? Der ÖSV hat "dazugelernt"

So geht es nach Schmidhofers Rücktritt im Skiverband weiter:

Neuwahl? Der ÖSV hat

Eigentlich wollte ÖSV-Präsident Karl Schmidhofer nach 100 Tagen im Amt bei einem Medientermin am Donnerstag neben einem Rückblick auf seine ersten Monate im Amt auch einen Ausblick auf die Zukunft des Skiverbandes unter seiner Führung geben.

Dazu kam es aber nicht mehr. Schmidhofer verkündete stattdessen aufgrund eines Schicksalsschalges in der Familie - konkret einem Schlaganfall seines 35-jährigen Sohnes - seinen Rücktritt. Wie schwer ihm diese Entscheidung gefallen ist, sah man dem sichtlich bewegten 59-jährigen Steirer an.

Nach der Schlammschlacht um die Nachfolge von Peter Schröcksnadel im Frühjahr, aus der Schmidhofer letztlich als Kompromisslösung hervorging, steht der ÖSV nun wieder ohne Präsident da.

Schmidhofers Agenden werden interimistisch von Vizepräsidentin Roswitha Stadlober, der dienstältesten Funktionärin in der Führung des ÖSV, übernommen.

Schmidhofer-Nachfolge: Diese Möglichkeiten hat der ÖSV

Stadlober wurde wie der Rest der ÖSV-Angestellten erst am Donnerstag-Vormittag in ihrem Urlaub über den Rücktritt Schmidhofers informiert und hat nun vorerst den Vorsitz im Präsidium inne. Alle weiteren Schritte werden bei einer ÖSV-Präsidiumssitzung in der kommenden Woche festgelegt. Das Tagesgeschäft wird von Generalsekretär Christian Scherer und dem bewährten Team fortgeführt.

Im Bezug auf die Nachfolge Schmidhofers gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder wird die jetzige interimistische Vertretung bis zur nächsten Länderkonferenz im Juni 2022 bestätigt, oder es gibt eine vorgezogene Neuwahl.

"Diese zwei Möglichkeiten gibt es laut Satzung", erklärt Christian Scherer. "Für welche sich die Landesverbandspräsidenten auf Vorschlag des Präsidiums entscheiden werden, kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen", meint der Generalsekretär, der selbst erst seit einem Jahr im Amt ist.

"Wir müssen jetzt mit den Gremien zusammenkommen und den weiteren Fahrplan definieren. Wir waren schon mit Roswitha Stadlober in Kontakt und versuchen nun, alles Schritt für Schritt abzuarbeiten", so Scherer.

Eine zeitliche Frist, bis wann ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin feststehen muss, gibt es laut Statuten nicht. Beim ÖSV will man jedenfalls keine Schnellschüsse machen.

"Jeder ist sich der Verantwortung bewusst. Wir stehen vier Wochen vor dem Auftakt in die Saison, und es ist eine wichtige. Deswegen sollte man auch im Sinne dieser Verantwortung an diese Sacher herangehen."

"Die letzte Wahl war nicht unbedingt eine Reklame"

Die nächsten Schritte werden wohl auch mit dem Hintergrund des alles andere als reibungslos verlaufenen Wahlkampfes im Frühjahr wohlüberlegt sein.

"Die letzte Wahl war nicht unbedingt eine Reklame", gibt Scherer zu. Sorge, dass sich eine Schlammschlacht wie im Frühjahr, als sich weder für Renate Götschl noch für Michael Walchhofer eine Mehrheit fand, wiederholt, hat Scherer aber nicht.

"Wir haben jetzt Erfahrung, wir wissen, was wir nicht mehr tun sollten, was dem Image des Verbandes nicht gerecht wird."

Christian Scherer über die ÖSV-Wahl

"Wir haben jetzt Erfahrung, wir wissen, was wir nicht mehr tun sollten, was dem Image des Verbandes nicht gerecht wird", so der Generalsekretär. "Jeder hat in diesem Prozess, der in 31 Jahren im Skiverband nicht alltäglich war, dazugelernt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es dieses Mal harmonischer ablaufen wird."

Fest steht für Scherer aber: "Man braucht jemand fähigen, der es machen kann."

Das Amt des ÖSV-Präsidenten ist zwar ein ehrenamtliches, gleicht aber auch einem Vollzeitjob. Dessen war sich auch Karl Schmidhofer bewusst, war aber dennoch "mit Herz" dabei.

Nicht nur deshalb fiel der Rücktritt umso schwerer. Kurz vor seiner völlig überraschenden, aber völlig nachvollziehbaren Ankündigung hat Schmidhofer Bilanz über seine bisherige Amtszeit gezogen.

ÖSV mit höchstem Sportbudget aller Zeiten

Diese sei eine "sehr erfreuliche", berichtet Schmidhofer. "Ich darf mit Stolz sagen: Der österreichische Skiverband ist vom Generalsekretär hinunter bis zu allen Angestellten wirklich sehr, sehr gut und kompetent aufgestellt. Das ist das Wichtigste. Das ist für den Betrieb des ÖSV, der doch eine gewisse Größenordnung hat, von sehr großer Bedeutung."

Man habe dennoch in einigen Bereichen "nachjustiert". So wurde etwa das "höchste Sportbudget aller Zeiten", das einstimmig beschlossen worden sei - mit einer Steigerung von knapp unter zehn Prozent - aufgestellt.

"Wir haben doch einen Olympia-Winter vor uns und die WM in Saalbach 2025 im Blick. Da wollen wir als Präsidium schon zeigen, dass wir den Sportlerinnen und Sportlern die besten Rahmenbedingungen bieten können. Das ist ganz wichtig", erklärt Schmidhofer.

"Man ist bereit, auch in schwierigen Situationen zu investieren, um langfristig Erfolg zu haben", fügt Scherer an. "Es war heuer wieder so ein Zeitpunkt, wo man in manchen Bereichen wieder mal investieren musste, um langfristig davon zu profitieren."

Schröcksnadel "nach wie vor sehr viel im Büro"

Auch der Übergang von Langzeitpräsident Peter Schröcksnadel zu ihm sei "sehr fair und harmonisch" vonstattengegangen, erzählt Schmidhofer. "Der Peter ist nach wie vor sehr viel im Büro", so Schmidhofer, der auf die Tätigkeit des Tirolers als FIS-Vizepräsident verweist, aufgrund derer man weiter sehr eng zusammenarbeite.

Ob Schröcksnadel auch bei der anstehenden Suche nach einem ÖSV-Präsidenten oder einer ÖSV-Präsidentin wieder seine Finger im Spiel haben wird, bleibt abzuwarten.

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