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ÖSV-Generalsekretär Scherer: 1. Jahr auf rauer See

Christian Scherer blickt auf ein turbulentes Jahr zurück und auf ÖSV-Zukunft nach vorne.

ÖSV-Generalsekretär Scherer: 1. Jahr auf rauer See Foto: © GEPA

Generalsekretär Christian Scherer ist mit 36 Jahren der mit Abstand Jüngste im neuen ÖSV-Führungstrio, kennt den Skiverband nach fast zehn Jahren Tätigkeit aber in- und auswendig.

Der gebürtige Osttiroler ist von Langzeitpräsident Peter Schröcksnadel und dessen rechter Hand Klaus Leistner in verschiedenen Funktionen aufgebaut worden. Im vergangenen Herbst übernahm er von Leistner das Amt des Generalsekretärs. Seither durchlebte er einige Turbulenzen.

In seiner neuen Funktion forderten ihn nicht nur die Corona-Pandemie mit ihren vielfältigen Auswirkungen, sondern auch der Wahlkampf um die Nachfolge von Schröcksnadel, das Intermezzo von Karl Schmidhofer und schließlich der Weg zur Kür von Roswitha Stadlober als Präsidentin und Patrick Ortlieb als Finanzreferent im Oktober.

Mit der APA sprach Scherer über die turbulenten ersten Monate in rauer See, den regelmäßigen Kontakt zu Schröcksnadel und Leistner sowie die Umsetzung des neuen Nachhaltigkeits-Credos.

Frage: Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen, Stadlober und Ortlieb nach zwei Monaten eingespielt?

Christian Scherer: Prinzipiell läuft die Zusammenarbeit sehr harmonisch, sehr gut und sehr sachorientiert. Es gibt kontinuierlich Abstimmungsgespräche und gute Entscheidungsprozesse. Natürlich sind wir wie alle anderen mit Corona und den Verordnungen laufend gefordert, aber bisher ist es alles gut gelungen. Ich bin zuversichtlich, dass das so weitergeht.

Frage: Haben Sie wegen der neuen Struktur in den Führungsriege zusätzliche Aufgaben erhalten?

Scherer: Ich bin als Generalsekretär und Geschäftsführer aller Kapitalgesellschaften sehr stark in den operativen Bereich involviert, und war auch vorher schon verantwortlich. Jetzt werden strategische Entscheidungen mit Roswitha und Patrick abgestimmt, das läuft alles gut. Für mich hat sich nichts Gravierendes geändert, der Teamgedanke war immer schon ausgeprägt. Natürlich war Peter (Anm.: Schröcksnadel) eine sehr prägende und überaus wichtige Persönlichkeit, er hat den Verband zu dem gemacht, was er ist. Ich habe aufgrund meiner zehnjährigen Tätigkeit Einblick in viele Bereiche. Der Zugang von Roswitha und Patrick ist ein ähnlicher, aber sie wollen auch neue Impulse setzen, das ist wichtig, und das machen sie auch gut.

Frage: Stehen Sie nach wie vor in Kontakt mit Schröcksnadel und Leistner?

Scherer: Ich bin mit Peter und Klaus bei Bedarf regelmäßig im Austausch, alles andere wär ja auch nicht verständlich. Es gibt viele sehr komplexe Zusammenhänge, und es war ein erfolgreiches System. Entscheiden tun natürlich wir, aber in der Findung ist es wichtig, wenn man von ihrer Erfahrung profitiert.

Frage: Sehen Sie sich als Ziehsohn der beiden?

Scherer: Entdeckt hat mich Klaus, dann ist die Beziehung zu beiden eng geworden. Man hat mir schon in jungen Jahren viel Vertrauen geschenkt, ich habe ersucht, es zu erfüllen.

Frage: Was sind die angesprochenen neuen Impulse, die Stadlober und Ortlieb setzen?

Scherer: Unsere Prämisse war immer, beste Rahmenbedingungen für die Athleten zu schaffen und tolle Veranstaltungen abzuwickeln, und jetzt noch mehr, dass wir die Themen Nachwuchs- und Breitensport als Multiplikator verstehen, und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.

Frage: Gehören dazu auch Nachhaltigkeit und Klimaschutz?

Scherer: Ja, Klima und Umwelt, Roswitha hat dieses Credo ausgerufen. Bereits im Oktober hat eine eigene Mitarbeiterin für Nachhaltigkeit angefangen. Wir tragen die Mitverantwortung, den Skisport ökologischer darzustellen, ökologischer zu machen. Die WM 2025 in Saalbach soll da ein Maßstab werden. Wir haben aber zum Beispiel auch schon 2013 in Schladming diesbezüglich viel getan, aber nie eine Leistungsbilanz oder Evaluierungen dazu gemacht oder es kommuniziert.

Frage: Welche konkreten Maßnahmen sollen gesetzt werden?

Scherer: Wir lassen derzeit unseren CO2-Fußabdruck berechnen. Wir werden aber nie Zertifikate kaufen, wir werden uns nie freikaufen, sondern werden sinnvolle Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören die Verwendung nicht-fossiler Brennstoffe bei Veranstaltungen, Plastikvermeidung, das Weglassen von Dieselaggregaten, die Umstellung des Fuhrparks, die Pistenpräparierung mit wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen oder mehr Regionalität beim Catering.

Frage: War das turbulente Jahr belastend?

Scherer: Natürlich ist es sehr zeitintensiv und sehr herausfordernd, aber die Pandemie ist für alle herausfordernd. Das letzte Jahr war mit dem Thema der Nachfolge und den Wahlen, den Verhandlungen der Medienrechte intensiv und turbulent. Natürlich waren es zu Beginn meiner Amtszeit viele Projekte. Ich musste nicht nur Schwimmen lernen, sondern in rauer See Schwimmen, aber das macht es interessant, davon profitiere ich auch als Persönlichkeit. Ich musste mich in der neuen Rolle erst zurechtfinden in der turbulenten Zeit der Nachfolge. Aber jetzt ist in der unter in Anführungszeichen alltäglichen Arbeit Normalität eingekehrt.

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