news

Sabrina Simader: "Cool Runnings" made in Styria

Sabrina Simader: Sie stammt aus Kenia, wohnt im Ennstal und will zu Olympia:

Sabrina Simader:

„Das geht über eure Vorstellungskraft, Jamaika hat 'ne Bobmannschaft.“

Unvergessen ist dieses Zitat aus dem auf einer wahren Begebenheit beruhenden Kult-Film „Cool Runnings“, in dem vier Jamaikaner den Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Winterspielen hatten und sich diesen schlussendlich auch verwirklichten.

Als filmreif könnte sich auch die Geschichte von Sabrina Simader erweisen. Die 17-Jährige wurde in Kenia geboren und ist - für eine Keniatin höchst ungewöhnlich - begeisterte Wintersportlerin.

Es sind nicht etwa die Laufschuhe, sondern die zwei Brettln, die ihr die Welt bedeuten. Mit drei Jahren zog Simader ins steirische Ennstal, seither ist sie in Haus beheimatet.

Simader hatte den Lift vor der Haustür

Der Bezug zum gefrorenen Wasser ist daher nur logisch, zumal sie von Anfang an in den Genuss einer Heim- und Hausstätte kam. „Mein Papa hatte einen eigenen Lift, da habe ich das Skifahren gelernt“, verrät sie im Gespräch mit LAOLA1.

Einmal mit dem Virus Schnee infiziert, kam sie nicht mehr davon los und wollte stetig mehr. Mit der Teilnahme an den Youth Olympic Games gelang es Simader, sich einen kleinen Lebenstraum zu verwirklichen. Die Allrounderin, deren Herz für die schnellen Disziplinen schlägt („Ich mag die Geschwindigkeit“), hat die ersten Bewerbe bereits hinter sich gebracht, mit ihren Ergebnissen rund um Platz 20 (20. Kombi, 23. Super-G, 26. Riesentorlauf) ist sie „so halbwegs“ zufrieden.

Aufgrund der schwierigen Schneelage in der Heimat verlief die Vorbereitung auf das Großereignis nicht optimal, speziell das Speedtraining litt darunter. Davon unterkriegen lässt sich die Kenianerin nicht, sie kehrt das Positive hervor: „Ich bin gesund im Ziel, das ist das Wichtigste.“ In Zeiten wie diesen zählt das vielleicht mehr denn je.

Vielen Vielen Dank Hansberg Lifte St.Johann für die jahrelange Unterstützung ich bin sehr sehr glücklich und dankbar auf...

Posted by Sabrina Wanjiku Simader on Mittwoch, 3. Februar 2016

Lindsey Vonn als großes Idol 

Generell genießt sie das Flair der Spiele, die kulturelle Vielfalt und der enge Kontakt zu den anderen Nationen sagen ihr zu. „Es ist voll cool. Es sind so viele unterschiedliche Nationen da, das Wetter ist toll, die Bedingungen sind super. Ich freue mich einfach.“

Das Treffen mit ihrem großen Idol Lindsey Vonn, die den Jugendlichen Rede und Antwort stand und anschließend für das eine oder andere Selfie posierte, trug ihr Übriges bei.

Ein gern gesehenes Motiv stellt aber auch Simader selbst da. Der Rummel um ihre Person ist riesig, international reißen sich Zeitungen und TV-Stationen um ein Interview mit dem Sprachen-Genie (spricht fünf Sprachen). „Es melden sich extrem viele Medien, auch aus Kenia“, freut sie sich über die Aufmerksamkeit, dir ihr zuteil wird.

„Die Leute sind fasziniert“, weiß die 17-Jährige um ihren besonderen Status, will sich aber nicht damit zufrieden geben: „Ich will vor allem Leistung bringen.“

Keine finanzielle Unterstützung aus der Heimat

Bei aller Begeisterung aus ihrem Heimatland: Finanzielle Unterstützung kann die Steirerin keine erwarten. „Es ist nicht leicht“, verrät sie. „Vom Verband in Kenia kommt nichts, ich muss alles durch Sponsoren wie Sky finanzieren. Das ist nicht immer leicht, aber es geht step by step voran.“

Bei den Spielen ist das Sponsorenlogo allerdings abgeklebt, selbst das „Ski Team“ am Rücken ihrer Jacke musste unlesbar gemacht werden. Einzig das Wörtchen „Kenya“ ziert ihre Jacke noch. „Es ist ein bisschen übertrieben“, meint Simader, hat aber keine andere Wahl, als sich den Regeln des IOC zu beugen.

Bleibt die Frage, warum sie nicht für Österreich unterwegs ist, wo sie doch in der Vergangenheit dreimal steirische Meisterin wurde? Es sei nie wirklich ein Thema gewesen, da „alles nicht ganz gepasst“ habe. Außerdem fühlt sie sich als Keniatin.

„Tief in mir drinnen ist natürlich vorhanden, dass ich dort geboren wurde. Es fühlt sich gut an, das Land zu vertreten. Ich bin zwar die Einzige, aber ich hoffe, das Land stolz zu machen.“

Tick Tack - in knapp einer Stunde wirds es zum ersten mal so richtig spannend in Lillehammer, es geht um die ersten...

Posted by Sabrina Wanjiku Simader on Samstag, 13. Februar 2016

Simader: "Ich bin stolz, dass ich so bin, wie ich bin"

Ihre Heimat hat es ihr aber auch nicht immer leicht gemacht. Simader musste sich das eine oder andere Mal blöde Sprüche deshalb anhören. Die 17-Jährige ist dadurch gereift und geht sehr entschlossen und meinungsstark damit um.

"Ich bin stolz, dass ich so bin, wie ich bin. Ich habe keinen Grund, mich zu verstecken. Jeder hat das Recht, sein Leben so zu leben, wie er will." Von den Idioten, die sie aufgrund ihrer Herkunft ärgerten, lässt sie sich nicht unterkriegen.

"Es gibt immer wieder ein paar Leute, die blöde Aussagen schieben, aber damit muss man umgehen lernen. Das stecke ich weg."

Pyeongchang 2018 als großes Ziel

Unterstützt wird sie dabei wie auch im sportlichen Leben von ihrer Mama sowie von Trainer Christian Reif, der ein guter Freund ihres verstorbenen Vaters war und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

Lillehammer soll für Simader, die nur wenig aus dem Konzept bringen kann („Wenn man zu viel hadert, wird das nichts“) und stets ein Lächeln auf den Lippen hat, eine Station auf dem Weg nach ganz oben sein.

Weltcup-Auftritte sind noch für diese Saison, spätestens aber in der nächsten ein Thema, die WM in St. Moritz 2017 hat sie ebenfalls fest im Visier. Und dann gibt es ja noch die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang.

„Das Ziel ist auf jeden Fall realistisch, wir müssen aber natürlich meine Entwicklung abwarten“, will sie nichts überstürzen. „Man muss immer von unten anfangen. Von den Top-20 in die Top-10 und Top-5, irgendwann aufs Stockerl. Mein größter Traum ist es aber, einmal Olympiasiegerin zu werden. Das ist es schon, seit ich nach Österreich kam.“

Eine kenianische Ski-Olympiasiegerin würde wohl ebenso wie die jamaikanische Bobmannschaft jegliche Vorstellungskraft sprengen. Und würde genug Potenzial für einen weiteren Hollywood-Streifen liefern.

Aus Lillehammer berichtet Christoph Nister

Kommentare