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Das ist der Sport mit der "Todesspirale"

Wer an Eiskunstlauf denkt, hat sofort Bilder im Kopf. Was den Sport ausmacht, wissen die wenigsten, Olympionikin Miriam Ziegler aber schon.

Das ist der Sport mit der

Eiskunstlaufen ist ein Wintersport, der schon olympisch war, bevor es olympische Winterspiele gab. Klingt kurios, ist aber so. Bereits 1908 wurde in London auf Eis getanzt, ehe man 1924 in Chamonix das erste Mal im Winter die Flamme entzündete.

Miriam Ziegler war viermal bei Olympia. Die 1994 im burgenländischen Oberpullendorf geborene Ex-Sportlerin nahm 2010 als erste Vertreterin ihres Heimatbundeslandes überhaupt bei olympischen Winterspielen teil

Damals noch alleine lief sie die nächsten drei Ausgaben der olympischen Spiele mit Severin Kiefer. Als Aktive war sie Heeressportlerin, heute arbeitet sie für den Verband, studierte zudem Sportwissenschaften an der FH Wiener Neustadt.

Anlass, den Fokus auf Eiskunstlaufen zu legen, ist die von 24. bis 30. März stattfindende Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft in Boston. Es ist die 114. Ausgabe und eine Sportart, in der Österreich trotz länger zurückliegender Topplatzierungen nach wie vor zu den absoluten Topnationen gehört, wenn man dies an Medaillen bemisst. Eine schnelle Einführung mit den wichtigsten Themen rund um den Sport gibt es HIER >>>.

Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der meint, Tanzen – auch auf Eis – wäre kein Sport. Im Fall von Eiskunstlauf sind diese Stimmen egal, denn das Internationale Olympische Comittee sagte schon vor mehr als hundert Jahren, dass die eine Sportart sei. Wo sonst gibt es Todesspiralen?

Hier anhören:


LAOLA1: Mein letzter Gast, Ex-Langläufer Luis Stadlober, wollte von meinem nächsten Gast wissen, ohne zu wissen, worüber wir sprechen: Was macht die Faszination deines Sports aus? Was macht sie so speziell, warum soll ich sie machen?

Miriam Ziegler: Was unsere Sportart besonders auszeichnet ist es, das Publikum wie kaum eine andere Sportart mitzunehmen. Die Musik, die die Programme begleitet und durch Elemente wie Drehungen in der Luft, Sprüngen, Hebefiguren, dazu noch schauspielerische Fähigkeiten, das bietet kaum eine andere Sportart. In der Ausübung selbst löste es Emotionen aus. Wenn man die Geschichte kennt, macht es die Sportart noch interessanter.

LAOLA1: Erwähnt wurde es in neuerer Zeit in Dänemark, ob sie auch Walzer getanzt haben, glaube ich nicht. Die ersten Wettkämpfe fanden in England statt, im Jahr 1814. Das Regelwerk stammt aus Österreich. Früher war Österreich sehr erfolgreich, 1972 gab es die letzte Olympia-Medaille für Trixi Schuba, Anfang der 90er errang Claudia Kristofics-Binder die letzte bei Europameisterschaften. Wann reißt Österreich wieder etwas?

Ziegler: Die Sportart hat sich extrem weiterentwickelt, das Regelwerk ist komplett anders als damals. Was Österreich im Moment hindert, ganz vorne dabei zu sein, ist die Infrastruktur.

"Ein Vierfachaxel hat also viereinhalb Drehungen, die wir in der Luft sehen können. Alleine die Sprunghöhe, um so viele Drehungen zu schaffen, ist unglaublich,"

Miriam Ziegler

LAOLA1: Österreich ist nach wie vor eine der erfolgreichsten Nationen, auch dank der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. "Wir" sind die vierterfolgreichste Nation bei Olympia, die dritterfolgreichste bei Weltmeisterschaften und die zweiterfolgreichste bei Europameisterschaften (hier hinter Russland inkl. Sowjetunion). Sind die Läufer schlechter als vor 50 Jahren?

Ziegler: Definitiv nicht. Das Niveau ist viel höher, wie gerade erwähnt, hat sich die Sportart weiterentwickelt. Ein Beispiel: Zu unseren glorreichsten Zeiten war es so, dass Trixi Schuba einen Doppelaxel konnte. Heute kommt man ohne Dreifachaxel oder einem Vierfachsprung bei den Männern nicht mehr ins Finale der besten 24. Es ist sehr, sehr eng. Der aktuelle Weltmeister zeigt alle fünf Sprungelemente als Vierfachsprung und den Vierfachaxel. Das war ein Novum, er war der Erste, der das gesprungen ist und gestanden.

LAOLA1: Axel, Rittberger, das ordnet man dem Eiskunstlauf zu. Was ist aber ein Doppelaxel und warum ist der Vierfachaxel doppelt so schwer?

Ziegler: Die Zahl ist die Drehungsanzahl. Beim Axel springt man vorwärts, alle anderen sind rückwärts gesprungen. Alle Sprünger werden rückwärts gelandet, sprich: Der Axel hat einfach eineinhalb Umdrehungen. Ein Vierfachaxel hat also viereinhalb Drehungen, die wir in der Luft sehen können. Alleine die Sprunghöhe, um so viele Drehungen zu schaffen, ist unglaublich, 

 

LAOLA1: Das erste Regelwerk stammt aus Wien, wurde dann von der Internationalen Skating Union übernommen. Wie läuft ein Wettkampf nun ab? Es gibt Pflicht und Kür, oder?

Ziegler: Da muss ich korrigieren. Die Pflicht wurde abgeschafft, das war Trixi Schubas Paradedisziplin. Bei der Pflicht musste man vorgegebene Muster am Eis so korrekt wie möglich nachlaufen. Heute gibt es ein Kurzprogramm und die Kür. Im Kurzprogramm ist sehr genau definiert, was gezeigt werden muss. Auch die Dauer ist vorgegeben.

LAOLA1: Das klingt sehr nach Pflicht.

Ziegler: Es gibt Elemente, die gezeigt werden müssen. In der Kür sind aber mittlerweile auch mehrere Elemente vorgegeben. Ein Sprung muss ein Axel sein, drei Pirouetten sind Pflicht.

 

Ob man noch Pflicht sagen darf, wie sich Paarlauf vom Einzel unterscheidet, woran es in Österreich im Detail hakt und was eine Todesspirale ist, könnt ihr euch hier anhören. Das alles hörst du hier! >>>

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